Hilchenbach. Das Regionalforstamt Hilchenbach hat ein neues Leitungsteam. Ein Wunsch der Förster: das gute alte, richtig schlechte Siegerländer Regenwetter.

Ruhig starten kann das neue Leitungsteams des Regionalforstamts nicht. „Es sind etliche Mammutaufgaben anzugehen“, sagt Forstamtsleiter Manfred Gertz. Und die sind offensichtlich. Was die Forstleute als „Borkenkäferkalamität“ bezeichnen, nehmen Nicht-Fachleute als flächenhaftes Dahinsterben des Waldes wahr. „Draußen ist eine Menge zu tun“, bestätigt Sebastian Scholz, einer der Neuen an der Spitze des rund 70 Mitarbeitende starken Hilchenbacher Forstamts, das eine Waldfläche von 80.000 Hektar betreut.

Auch interessant

Die Wiederbewaldung

Konzepte: „Wir werden die Chance ergreifen, klimastabile Mischwälder zu etablieren“, sagt Jan Zimmermanns. Mehrere Muster-Mischwälder bietet das Forstamt den Waldbesitzern als Konzept an – welcher wohin am besten passt. hängt von Lage, Klima und Bodenbeschaffenheit ab. Hier kann es der Douglasienmischwald sein, dem sich Buche und Ahorn, Pappel, Birke, Fichte oder Lärche zugesellen. Dort ist die Buche-Douglasie-Mischung richtig, ergänzt um Eiche, Ahorn und Lärche. Oder sogar der Fichtenmischwald aus Naturverjüngung, die die sterbenden Bäume derzeit ergiebig selbst vornehmen, Ahorn und Buche könnten dazukommen. Nur die reinen Fichtenwälder werden nicht wiederkommen „Das Risiko ist viel zu groß, alles wieder auf eine Baumart zu setzen“, sagt Jan Zimmermanns.

Auch interessant

Erfahrungen: Man muss halt ausprobieren. Wie auf dem Kreuztaler Mühlberg, den Kyrill kahlgeschlagen hat. Dort wurden verschiedene Mischwaldarten gepflanzt. „Dort ist jetzt schon wieder richtiges Waldklima“, sagt Manfred Gertz. Am schnellsten sind die Lärchen gewachsen, mit sieben bis acht Metern mehr als stubenhoch und mit oberarmdicken Stämmen. Die Waldbesitzer finden dort ein Anschauungsobjekt. „Jetzt starten die Exkursionen.“ 12 Jahre ist das her mit Kyrill. „Mit diesem Zeitraum müssen wir auch jetzt wieder rechnen.“ Die Forstleute haben es nicht eilig. Das Saatgut ist nicht unendlich verfügbar. „Das dauert zwei Jahre, bis die Baumschulen so weit sind“, sagt Manfred Gertz.

Förderung: Mit Fördermitteln hilft das Land nach, dass die Wiederbewaldung im Sinne der Klimaanpassung erfolgt. Für sein Geld will das Land vor allem Laubbäume, stabile Waldränder, am besten mit blühenden Sträuchern für Insekten sehen, und mit Schneisen für die Jagd, damit das Wild die neuen Bäume nicht direkt wieder auffrisst. „Das Waldbild wird sich ändern“, sagt Sebastian Scholz.

Klima: Das Wetter sollte sich am besten gleich auch ändern, fordert Manfred Gertz: „So, dass die Leute mal wieder richtig Lust kriegen, in den Süden zu fahren.“ Ein schneereicher Winter mit viel Schneeschmelze danach wäre schon einmal ein Anfang. Dass die Bäume sich jetzt gelb und braun färben, sei nicht dem nahenden Herbst geschuldet, sondern der Trockenheit des Bodens. Und bei 40 Grad im Sommer, sagt Manfred Gertz, „sind die Bäume trocken gekocht worden.“ Man nennt das auch Klimawandel.

Auch interessant

Der Holzverkauf

Bei Kyrill fielen die Bäume auf 5000 Hektar. Jetzt, nach den Dürresommern und dem Käferfraß, sind es bereits 2000. „Aber das wird sich deutlich erweitern“, fürchtet Manfred Gertz, „die Welle rollt jetzt übers Siegerland.“ Landesweit kommen normalerweise im Jahr vier bis fünf Millionen Kubikmeter Holz auf den Markt; jetzt sind es schon 20 Millionen. Beim Verkauf werden wenig mehr als die Kosten für Abfuhr, Transport und Wiederherstellung der Wege erzielt. Denn das Holz wird vor allem auf den weiten Weg nach China geschickt, das derzeit in den USA weniger gern einkauft. „Die Sägewerke hier haben ein mehr als auskömmliches Geschäft“, sagt Manfred Gertz.

Der Tag wird allerdings kommen, an dem der Nachschub ausbleibt. Vom Fichtenholzvorrat in den Wäldern in NRW, der 90 Millionen Kubikmeter betragen hat, sind bereits 37 Millionen verloren gegangen. „Das wird für die Sägewerke ganz schwierig.“

Auch interessant

Das Forstamt

Bereits verloren hat das Forstamt die Zuständigkeit für den Holzverkauf privater Waldbesitzer – auch hier soll nach dem Willen der EU Wettbewerb herrschen. Im Kreisgebiet sind zwei von den Waldbesitzern neu gegründete Vereinigungen dafür zuständig. Bei der Organisation des Einschlags und der Einweisung der Unternehmer sind die Förster aber auch immer noch dabei.

Nicht nur den Holzverkauf, sondern auch die Beförsterung wird das Land als nächsten Schritt auf den Markt bringen. „Wir werden dann in die volle Konkurrenz treten“, sagt Manfred Gertz, „ich sehe uns da gut aufgestellt.“ Die ersten Aussteiger haben sich bereits gemeldet, die andere Dienstleister beauftragen wollen. Ab 2022 wird der Hebel ganz umgelegt, wegen der Kalamität ein Jahr später als zuletzt geplant. Die Revierförster bleiben auch danach, wo sie sind, versichert Manfred Gertz. Es gibt für sie genug zu tun.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.