Siegen. Mehr als 1 Million Euro teurer soll die Sanierung des Siegener Schlossparks im Rahmen von „Rund um den Siegberg“ werden. Verwaltung zieht Bremse.
„Rund um den Siegberg“ schmilzt weiter zusammen. Die ursprünglich bis zum Weiß-Flick’schen Grundstück reichenden Teilmaßnahmen des Siegener Städtebauförderprojekts konzentrieren sich nun aufgrund der Kostensteigerungen der vergangenen Jahre weitgehend auf den Schlosspark.
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Der Rat hatte die Maßnahmen bereits in Prioritäten eingeteilt, in diesem Zuge war etwa auch die Umgestaltung der Fissmer-Anlage hinten angestellt worden und am Mittwoch, 3. Juni, endgültig vom Rat beerdigt worden.
Die Situation für „Rund um den Siegberg“ in Siegen
Ursprünglich 25 Einzelmaßnahmen umfasste das 23 Millionen schwere Nachfolgeprojekt von „Siegen zu neuen Ufern“. Ein freiraumplanerischer Wettbewerb – wie jüngst zur Umgestaltung der Bunker Burgstraße – wurde ausgerufen, das Atelier Loidl, Sieger bereits bei den „Ufern“, setzte sich erneut durch.
Planung und Umsetzung verzögerten sich, Maßnahmen wurden teurer, Politik und Verwaltung begannen, einzelne Punkte aus dem Gesamtpaket herauszulösen und das Geld für die verbleibenden Teilprojekte zu verwenden – etwa wurde die Umgestaltung der steilen Siegberg -Hänge aufgegeben.
Der Schlosspark Siegen: Erweiterung und Sanierung werden deutlich teurer
Erweiterung: 3,6 Millionen Euro wird es wohl am Ende kosten, die Fördersumme beträgt gut 2,7 Millionen Euro. 872.000 Euro fehlen. Zum Teil kann das kompensiert werden über ungenutzte Mittel zur Stadtmauersanierung. Der Großteil des Fehlbetrags, 652.000 Euro, soll laut Plan der Stadtverwaltung aus den Maßnahmen der geringsten Prioritätsstufe kommen: Weiß-Flisck’sches Grundstück, Fissmer-Anlage , Stadtmauerweg. Als „Kompensationsmaßnahmen“ werden diese nicht vollständig aufgegeben, die Stadt hofft aber auch auf andere Förderzugänge (siehe unten) – sonst sind Eigenmittel fällig. Oder die Teilprojekte werden irgendwann aufgegeben. Knapp 1,2 Millionen Euro sind zur Zeit noch über diese Kompensation vorhanden.
Sanierung: Um im Kostenrahmen zu bleiben, soll statt der Loidl-Planung aus dem Wettbewerb ein Kompromiss erarbeitet werden, der die grundsätzlichen Ziele beibehält, aber den Gestaltungsumfang reduziert – den es fehlt für die inzwischen rund 2 Millionen Euro Gesamtkosten mehr als eine Million. Gefördert wird die Maßnahme mit 900.000 Euro. So sollen Wege und Flächen nur leicht verändert werden, anders als von Loidl angestrebt. „Die Umgestaltungstiefe ergibt sich zwangsläufig aus den zur Verfügung stehenden Mitteln“, heißt es in der Vorlage. Das Kernstück, die 900.000 Euro teure Umgestaltung des Musikpavillons, soll unverändert umgesetzt werden.
Auch die Maßnahme Aktives Museum Südwestfalen schlägt mit 150.000 Euro mehr zu Buche.
Das bedeutet: Der Rest des Siegberghangs (Umgestaltung Aufwege) verschiebt sich, zunächst soll der Aufgang Juliusstraße erledigt werden, dann die Himmelsleiter. Die Stadt Siegen will versuchen, andere Geldquellen hierfür zu erschließen.
Die Diskussion um die Fissmer-Anlage in der Siegener Oberstadt
Lediglich renovieren oder funktional verbessern? Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich die Diskussion im Rat um die Fissmer-Anlage.
Beibehalten: CDU, Grüne, FDP, UWG. Von einer „Oase unterm Krönchen“, einer „gartenähnlichen Anlage“, die gemäß Loidl nicht in eine Betonwüste verwandelt werden solle, sprach Henner Klaas (CDU). Die Bürger seien zufrieden mit der Anlage, dass der Fördergeber Geld einbehält, sei spekulativ. Sie brauche Verschönerung, Modernisierung, Verkehrssicherung, aber keine Neugestaltung, sprang Hans-Günter Bertelmann (UWG) bei. „Wir finden die Fissmer-Anlage gut, wie sie ist“, sagte Michael Groß (Grüne), finanzielle Erwägungen dürften keine Rolle spielen, „das geht den Menschen auf den Zeiger.“ An großen, offenen Plätzen mangele es nun gerade nicht in Siegen – sondern an Orten mit Aufenthaltsqualität. Handlungsbedarf gebe es bei baulichem Zustand und Barrierearmut.
Umgestalten: SPD und Linke. Derzeit durchwehe die Fissmer-Anlage der „kleinteilige Geist von Jamaika“, „ein Hauch von Schrebergarten“, monierte Joachim Pfeifer (SPD). Sie solle offen sein, Begegnung ermöglichen, städtischer Raum sei nicht für den Rückzug da. „Siegen befindet sich in der Transformation zu einer Uni- und Großstadt – und das soll die Antwort darauf sein?“ Ingmar Schiltz (SPD) erinnerte an die Angsträume-Diskussion – und genau solche Angsträume biete die Fissmer-Anlage. Nicht zuletzt sollte ein offenerer Platz eine Sichtachse zum Oberen Schloss herstellen, welche durch die Mauern und Bäume derzeit versperrt sei. Wobei die Bäume in jedem Fall erhalten werden sollten, der „Loidl-Entwurf ist sicher nicht das Maß aller Dinge.“ Silke Schneider (Linke) mahnte, den Platzcharakter gemäß Loidl-Entwurf nicht aufzugeben. Ihr Antrag, das Germania-Denkmal zum Oberen Schloss zu verlagern, wo besser an deutsche Kriege erinnert werden solle als in der Fissmer-Anlage als potenzielle Fläche für Vielfalt und Offenheit, wurde nicht angenommen. „Die Siegerländer sind kleinteilig und provinziell – das muss man auch akzeptieren“, sagte Dr. Wolfgang Sonneborn (fraktionslos).
Die weitere Entwicklung für „Rund um den Siegberg“ in Siegen
Wie es sich auf das Siegberg-Programm insgesamt auswirkt, dass nun auch die Fissmer-Anlage herausgelöst ist, kann die Verwaltung derzeit nicht abschätzen, förderfähig sei die Beibehaltung nicht, so Stadtbaurat Schumanns Einschätzung. Die Bezirksregierung müsse entscheiden, ob die Planungsziele des Städtebauförderprogramms nun noch verwirklicht würden, so Schumann – „je mehr rausfliegt, desto schwieriger wird’s“. Große Sorgen ums Geld mache er sich jedenfalls noch nicht: Mit dem Umzug der Uni in die Stadt werde man das Innenstadtkonzept fortschreiben, hier ergäben sich dann neue Förderzugänge. „Um Geld ist mir nicht bange.“ Siegberg-Schwerpunkt seien von vornherein Schlosspark und Stadtmauer gewesen, erinnerte Bürgermeister Steffen Mues – und diese Kernstücke werden ja verwirklicht.
Dass das womöglich unfreiwillig weitsichtig gewesen ist, zeigt das Interesse der Universität Siegen etwa an den Siegberg-Hängen: Wo die Stadt 2014 noch neue Wege und Bauten anlegen wollte, könnten künftig für die Hochschule neue Bauten entstehen (Unteres Schloss Teilcampus Nord, Friedrichstraße). Wären die Siegberghänge bereits angegangen worden, wäre das nicht mehr möglich.
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