Hilchenbach. Weihnachtskrippen und Schwibbögen mit der Ginsburg und dem Kindelsbergturm entstehen in der Hilchenbacher Werkstatt.

1996 machten Günter und Brigitte Menne Urlaub in den Alpen. Weihnachtskrippen und Holzfiguren haben dort eine lange Tradition, und das Ehepaar aus Hilchenbach wollte die erste eigene Krippe erwerben. Sie waren überrascht von den hohen Preisen. Einige Figuren legten sie sich zu, aber „die Krippe baue ich selber“, entschied Günter Menne. Für die heilige Familie habe er damals 280 Mark bezahlt, erinnert sich Günter Menne. Heute koste schon ein einfaches Holzschaf bis zu 100 Euro.

Krippen

„Das war der Anfang“, erinnert sich Brigitte Menne. Neben der eigenen Weihnachtskrippe baute ihr Mann auch welche für die Kinder, die Mutter, die Schwiegermutter. Die Krippen ihres Mannes fanden so großen Anklang, dass er immer mehr baute. 2004 schließlich verkauften sie zum ersten Mal Krippen an einem eigenen Stand auf dem Hilchenbacher Weihnachtsmarkt.

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„Das war langweilig“, sagt Brigitte Menne und lacht. Zunächst baute ihr Mann ausschließlich Krippen und auch wenn diese gut ankamen, kaufe nun mal nicht jeder ständig eine neue. Im Vergleich zu den Preisen, die das Ehepaar in den Alpen kennengelernt hatte, boten sie ihre Krippen als echte Schnäppchen an. „Ihr seid viel zu günstig“ – habe der ein oder andere Kunde ihnen gesagt, erinnert sich Brigitte Menne.

Siegerländer Schwibbögen

In den Folgejahren baute Günter Menne auch andere Dinge aus Holz. Immer ausgereifter wurden seine Werke, schließlich fertigte er auch Schwibbögen an. Die handgefertigten Holzbögen kommen ursprünglich aus dem Erzgebirge . Sie können regionale Wahrzeichen oder Figuren, christliche Motive und Naturbilder zeigen. Günter Menne fertigt Schwibbögen mit der Ginsburg , dem Kindelsberg oder der evangelischen Kirche aus Hilchenbach an. Diese Siegerländer Motive hat das Ehepaar selbst fotografiert und anschließend eigene Schablonen darauf erstellt. Gerade diese Holzbögen erfreuen sich großer Beliebtheit – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. „Viele Leute lassen sie das ganze Jahr hängen“, erzählt Brigitte Menne.

Das richtige Holz

Zwei Mal im Jahr reist das Ehepaar in die Alpen und bringt von dort Holz mit. Teilweise aus einem Sägewerk, teilweise sammeln sie es eigenhändig ein. Das Holz, das in über 1200 Metern Höhe wächst, habe andere Eigenschaften, erklärt Günter Menne. Beispielsweise gehe die Rinde bei heimischem Holz eher ab, beim Alpenholz halte sie besser, sagt Menne und zeigt einen geschnitzten Tannenbaum – mit Rinde.

Bei diesen Urlauben führte Günter Menne auch viele Gespräche mit erfahrenen Krippenbauern, die ihm bereitwillig Auskunft gaben.

Erinnerung an den Hochzeitstag

Die Ginsburg-Bögen sind besonders beliebt bei vielen jungen Paaren, die dort geheiratet haben. Die Holzwaren mit Siegerländer Motiven sind außerdem gefragt als Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen, die nicht mehr in Hilchenbach wohnen. Ihre eigene Enkeltochter habe einmal bei einem Besuch auf Langeoog einen Bogen entdeckt, „wie mein Opa ihn fertigt“. Es stellte sich heraus, das dieser Bogen tatsächlich von Günter Menne stammte und die Hausbewohnerin eine Cousine in Hilchenbach hatte.

„Wir haben sogar schon eine Weihnachtskrippe nach Amerika verkauft“, erzählt Brigitte Menne eine andere Anekdote. Ein Hilchenbacher schenkte sie seiner ausgewanderten Tochter. In einer Apfelsinenkiste überquerte Mennes Krippe den Atlantik – die Bodenplatte musste dafür entfernt und später wieder angebracht werden. „Die Krippe steht heute noch“, berichtet Brigitte Menne.

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Und jetzt: Corona

Seit 2011 – „seit es den gibt“ – verkauft das Ehepaar auch jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt in Kreuztal, außerdem auf verschiedenen Kreativmärkten in Hilchenbach und Umgebung. „Und dieses Jahr kommt der große Stillstand“, sagt Brigitte Menne.

Eine Krippe aus der Hilchenbacher Werkstatt von Günter Menne: In diesem Jahr wird es nichts mit dem Verkauf auf den Weihnachtsmärkten -- Interessierte können aber direkt Kontakt aufnehmen.
Eine Krippe aus der Hilchenbacher Werkstatt von Günter Menne: In diesem Jahr wird es nichts mit dem Verkauf auf den Weihnachtsmärkten -- Interessierte können aber direkt Kontakt aufnehmen. © WP | Tim Haacke


Die Nachfrage nach den Krippen sei in den vergangenen Jahren auch ohne Corona stetig zurückgegangen, im vorherigen Jahr wurde keine einzige verkauft. Anfang der 2000er Jahre sei das noch ganz anders gewesen. In ihrem „Lagerraum“ in ihrem Haus in Hilchenbach ist kein Platz mehr, das ganze Zimmer steht voll mit Krippen, Schwibbögen und anderen Holzarbeiten. „Mehr kann man nicht machen“, sagt Brigitte Menne. „Ein bis zwei Krippen passen noch rein“, sagt ihr Mann.

Um den finanziellen Aspekt geht es dem Ehepaar dabei überhaupt nicht. „Es ist ein Hobby, kein Nebenerwerb“, sagt Brigitte Menne. „Aber mein Mann macht das so gerne.“. Günter Menne ist seit 2003 im Ruhestand, seitdem widmet er sich seinem Hobby um so mehr. Die langen Herbst und Wintertage müsse man schließlich rumkriegen, sagt seine Frau. Außerdem sei er von vielen Leuten ermutigt worden, unbedingt weiterzumachen.

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Die Begegnungen fehlen

Es ist vor allem der soziale Kontakt, der nun durch die ausgefallenen Weihnachtsmärkte verloren geht. Das Ehepaar kennt viele Menschen, schon allein durch Brigitte Mennes lebenslange Aktivität im Turnverein. „In Kreuztal traf man viele Leute, die man 30 Jahre lang nicht gesehen hat“, sagt Brigitte Menne. Dass diese Gespräche in diesem Jahr ausfallen, das schmerzt.

Wer auch in diesem Jahr eine Weihnachtskrippe oder einen Schwibbogen von Günter Menne erwerben möchte, kann unter Kontakt aufnehmen.

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