Hilchenbach/Wilnsdorf. Kyrillos Kaioglidis in Hilchenbach und Hannes Gieseler in Wilnsdorf haben am Montag ihren ersten Arbeitstag in den Rathäusern.
Für zwei Bürgermeister im Siegerland war der Montag der erste Arbeitstag im neuen Amt: Kyrillos Kaioglidis ist in Hilchenbach zum Nachfolger von Holger Menzel gewählt worden, Hannes Gieseler hat in Wilnsdorf gegen Christa Schuppler gewonnen.
Hilchenbach: Kyrillos Kaioglidis
Kyrillos Kaioglidis hat ein bisschen gemogelt und schon am Feiertag ein paar Sachen zwei Türen weiter geschafft – schließlich war er schon als Stabsstellenleiter in Rufweite des Bürgermeisters. Und der echte erste Tag? „Es ist nicht das Schlechteste, mit alten Gewohnheiten anzufangen“, sagt er. Also erst die Tochter in den Kindergarten bringen und dann zur Arbeit fahren. Aber dann: keinen Parkplatz mehr suchen, sondern direkt an der Treppe zum Seiteneingang parken. „Daran muss ich mich erst gewöhnen.“
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Die Glastür im Flur und das Schild an der Bürotür tragen schon den neuen Namen. Im Büro hat Kyrillos Kaioglidis den Plan für die Neugestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes aufgehängt – ein paar Themen nimmt er aus dem Nachbarbüro mit, zumal seine Nachfolge dort noch nicht geregelt ist. Kunst an der Wand? „Kommt noch“, sagt er, der „grüne Norden“ – so der Titel der Marktplatz-Variante – sei aber doch auch schön anzusehen.
Corona bestimmt den Terminkalender
Für Brigitte Köppen im Vorzimmer ist Kyrillos Kaioglidis schon der vierte Bürgermeister, dem sie zuarbeitet. Und weil sie weiß, wie erste Tage so sein können, hat sie ihm den Kalender freigehalten. Was aber nicht heißt, dass die Unterschriftenmappe nicht trotzdem schon gut gefüllt wäre. Der neue Bürgermeister schreibt gerade an einer Begrüßungsmail an die Kolleginnen und Kollegen, freut sich über die Lilie, die ihm Kämmerer Christoph Ermert und Baudezernent Michael Kleber zum Einstand mitgebracht haben. Und macht einer Kollegin eine besondere Freude: Ulrike Setzer-Britwum darf an diesem Montag die Urkunde für 40 Jahre im öffentlichen Dienst entgegennehmen.
Corona bestimmt die Tagesordnung: Die Betriebsversammlung der Philharmonie ist abgesagt, die Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes auch, und was aus den Feierstunden am Volkstrauertag wird, weiß Kyrillos Kaioglidis auch noch nicht. Damit zumindest immer die halbe Belegschaft einsatzbereit ist, schalten Baubetriebshof und Stadtwerke auf Schichtdienst um, aus dem Rathaus gehen ein paar Mitarbeiter ins Homeoffice. Dass er betagte Hilchenbacher nicht zu Hause aufsucht, um ihnen zum Geburtstag zu gratulieren, versteht sich von selbst.
Allenbacher Hammerwerk ist Chefsache
In zwei Wochen konstituiert sich der Rat, als Altersvorsitzender wird der ehemalige UWG-Fraktionschef Heinz Jürgen Völkel den neuen Bürgermeister offiziell in sein Amt einführen. Alles andere, die Verteilung der Ausschussvorsitze zum Beispiel, „ist zumindest mal vorbesprochen“, sagt Kyrillos Kaioglidis, der auch im Oktober schon mal an einer Runde mit den Fraktionsvorsitzenden teilgenommen hat. Er wolle kommunizieren und transparent arbeiten, sagt er, alle dafür gewinnen, an einem Strang zu ziehen.
Zur Person
Kyrillos Kaioglidis (49), geboren in Troisdorf, lebt seit 1971 in Hilchenbach. Nach dem Abitur am Jung-Stilling-Gymnasium absolvierte er eine Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann und ein Studium zum Betriebswirt, Fachrichtung Tourismus. 2005 fing Kyrillos Kaioglidis als Fachkraft für Tourismus und Stadtmarketing bei der Stadt an. Seit 2016 leitet er die Stabsstelle Stadtmarketing,Tourismus und Wirtschaftsförderung. Die Stichwahl gewann der von der SPD unterstützte parteilose Kandidat mit 64,5 Prozent der Stimmen.
Hannes Gieseler (36) machte sein Abitur an der Bertha-vonSuttner-Gesamtschule in Siegen. Er studierte Rechtswissenschaften in Gießen und absolvierte ein Referendariat am Landgericht in Dortmund und Siegen. In Rudersdorf hatte er als Rechtsanwalt sechs Jahre lang eine eigene Kanzlei. Seit 2011 ist er im Rat, seit 2014 Fraktionsvorsitzender der SPD. Die Bürgermeisterwahl gewann er mit 52,6 Prozent der Stimmen.
Änderungen in der Rathausorganisation werden kommen, sagt der neue Bürgermeister: „Abläufe optimieren, Aufgabenverteilungen passender machen.“ Das gilt nicht zuletzt für den Wirtschaftsförderer, der noch zu suchen ist. Womöglich könne die Stadt auch jemanden einsetzen, dessen wichtigste Aufgabe die Akquise und das Management von Fördermitteln wird. „Das ist alles noch in der Denke.“ Ein Thema allerdings werde er nun sofort angehen. Um das Allenbacher Hammerwerk -Gelände wieder nutzbar zu machen, werde er jetzt „zeitnah selbst mit dem AAV (Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung, d.Red.) sprechen“. Damit das nicht 2025 noch mal Wahlkampfthema wird.
Wilnsdorf: Hannes Gieseler
Hannes Gieseler hat vorgearbeitet, damit seine erste Ratssitzung am Donnerstag mit möglichst viel Einvernehmen läuft. „Ich kenne die handelnden Personen, ich weiß, wie das abläuft.“ Für den neuen Wilnsdorfer Bürgermeister bedeutet der 1. November einen Seitenwechsel: vom Platz des SPD-Fraktionschefs nach gegenüber, in die Mitte der Verwaltungsbank.
Mit einem Blumenstrauß hat ihn die Runde der Fachbereichsleiter am Montag im Rathaus begrüßt, bevor er sich in die Arbeit gestürzt hat: Technik, IT, Software, „jede Menge Kleinigkeiten“, sagt Hannes Gieseler. Sicher, für ein bisschen Deko werde er irgendwann auch noch sorgen, „schließlich werde ich ja doch ein paar Jahre hier sitzen.“
Krisenstab direkt am ersten Tag
Nur am Montag ist dafür absolut keine Zeit: Am Nachmittag tagt der rathausinterne Krisenstab in Sachen Corona. Die Pandemie sorgt dafür, dass der neue Bürgermeister in Sachen Repräsentation vorerst wenig gefragt ist: keine Feiern, keine Feste, bei denen seine Grußworte erwartet werden. Aber auch auf die Zeit nach dem Lockdown ist Hannes Gieseler vorbereitet, wenn es wieder öffentliches Leben gibt. „Das ist nicht alles neu, ich war ja auch bisher dabei.“
Kennenlernen ist jetzt angesagt. „Erst mal sehen, wie das funktioniert“, antwortet Hannes Gieseler auf die Frage nach etwaigen Veränderungen in der Rathaus-Organisation, „wenn, dann in kleinen Schritten und nicht sofort am Anfang.“ In der dicken Postmappe hat Hannes Gieseler auch viele Glückwünsche von seinen neuen Amtskollegen gesehen. Andreas Müller ist 2014 Landrat, Henning Gronau 2015 Bürgermeister in Erndtebrück geworden – beide können ihrem Weggefährten aus Juso-Zeiten jede Menge Tipps für den Start ins Amt geben.
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