Siegen. In der Corona-Pandemie steigt Zahl der Neueinschreibungen an Uni Siegen. Etwa zehn Prozent der Studierenden können an der Präsenzlehre teilnehmen

Die Studierendenzahlen sinken nicht, im Gegenteil: Anders als vor zwei Jahren noch prognostiziert studieren wieder mehr junge Menschen an der Uni Siegen . Ein wesentlicher Faktor dafür ist die Corona -Pandemie. Die sorgt auch dafür, dass das Wintersemester 2020/21 wieder überwiegend digital stattfinden wird.

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„Wir sind eine Präsenzuni“, bekräftigt Rektor Prof. Holger Burckhart zum Start der Vorlesungszeit. Soweit der Infektionsschutz es zulasse, wolle man Kommunikation und Diskussion ermöglichen. „Diskurs und Auseinandersetzung sind Kernpunkte des Akademischen“, sagt auch AStA-Vorsitzender Alexander Steltenkamp.

Die Zahl der Studierenden an der Uni Siegen sinkt coronabedingt kaum

Drei Phasen braucht es in der Regel, bis ein Abiturjahrgang mehr oder weniger komplett an der Uni ankommt. Coronabedingt kämen jetzt fast alle auf einen Schlag, erklärt Burckhart – mangels Alternativen. Zudem wählten die meisten Studierenden wohnortnahe Unis – Präsenz ist eben derzeit nur eingeschränkt möglich. Viele bleiben länger, gleichzeitig gibt es mehr Neueinschreibungen – die Zahl der Studierenden an der Uni Siegen schmilzt daher deutlich geringer ab.

Die beliebtesten Studiengänge

Gesamt: Bachelor (BA) Soziale Arbeit (346 Neueinschreibungen), BA Betriebswirtschaftslehre BWL (300), Lehramt (LA) Grundschule (210), LA Gymnasien Deutsch (134), LA Gymnasien Englisch (122).

Frauen: BA Soziale Arbeit (266), LA Grundschule (184), BA BWL (120).

Männer: BA BWL (180), BA Soziale Arbeit (80), BA Wirtschaftsinformatik (57).

18.656 Studierende sind es insgesamt im aktuellen Wintersemester , vor einem Jahr waren es 18.988. Erwartet war, dass es aufgrund des demografischen Wandels deutlich weniger werden: 3230 Studienanfänger sind es aktuell, vor einem Jahr waren es 3222.

Die Uni Siegen hat Platz zum Ausweichen

222 Studierende sind am Montagmorgen, 2. November, an der Uni – an sämtlichen Teilstandorten. Per QR-Code können sich Studierende in Veranstaltungen anmelden, statt Anwesenheitslisten zur Kontaktverfolgung auszufüllen.

Die Hörsäle bleiben auch im Wintersemester weitgehend leer. Hier finden im neuen Hörsaalbau deutlich weniger Personen Platz, als es Sitzplätze gibt.
Die Hörsäle bleiben auch im Wintersemester weitgehend leer. Hier finden im neuen Hörsaalbau deutlich weniger Personen Platz, als es Sitzplätze gibt. © Hendrik Schulz

10 Prozent der Studierenden sind maximal gleichzeitig im System, bei rund 19.000 Immatrikulierten etwa 1900. „Viele Berufskollegs haben deutlich mehr, auf deutlich engerem Raum“, sagt der Rektor. Die Uni Siegen habe viel Platz und ermögliche Entzerren und Ausweichen. Wer 2020 angefangen hat, soll bei Präsenzveranstaltungen bevorzugt werden, ebenso Veranstaltungstypen, die sich nur schlecht digital abwickeln lassen – Laborarbeit oder Musikproben beispielsweise.

Siegener AStA fordert pauschale digitale Lehre für alle

Anders sieht das bei großen Vorlesungen ab 100 Teilnehmern und reiner „Wissensvermittlung“ aus: Sie finden digital statt. Zudem wird darauf geachtet, dass es möglichst keinen „Flickenteppich“ als ständigen Wechsel zwischen Präsenz- und digitalen Veranstaltungen gibt. Die Uni selbst sei im Hybrid-Modus, erklärt Prof. Alexandra Nonnenmacher, Prorektorin für Bildung – und auch die meisten Veranstaltungen. Etwa werden Seminare auch im Netz übertragen oder geteilt, damit die Gruppen nicht zu groß werden.

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„Wir wünschen uns eine pauschale digitale Lehre für alle“, kritisiert AStA-Vorsitzender Alexander Steltenkamp Lehrende, die darauf beharren, ausschließlich Präsenzveranstaltungen abzuhalten – statt digitaler Lehre fielen diese Kurse dann mitunter das ganze Semester aus. Das seien aber Einzelfälle, betont Prof. Nonnenmacher. Die meisten Lehrenden hätten ihre didaktischen Konzepte deutlich verbessert im Vergleich zum Sommersemester, als viele – der „Notsituation“ geschuldet – ihre analoge Lehre schlicht digital imitiert hätten.

Studiendenwerk Siegen mit To-Go-Angebot am Adolf-Reichwein-Campus

48 Stunden dauert es oft nur, bis neue Verordnungen eintreffen; vom Bundes- und Landesgesundheitsministerium, von den NRW-Ministerien für Schule, Wissenschaft und Integration. „Wir versuchen, das so auszubalancieren, dass die Uni nicht im ständigen Zickzackkurs taumelt“, sagt Burckhart. Die Betriebssicherheit des Systems solle am Leben erhalten werden. Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt habe man sämtliche Räume der Uni auf ihre Tauglichkeit hin überprüft, digital erfasst und Lehrenden zentral zugeordnet.

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Ein To-Go-Angebot des Studierendenwerks gibt es am Adolf-Reichwein-Campus, wo Eintopf und Stammessen als subventionierte Mahlzeiten angeboten werden. „Wir haben uns früh entschlossen, die Mensen geschlossen zu halten, weil wir sonst Hotspots organisieren würden“, sagt Geschäftsführer Detlef Rujanski. Stattdessen wurden die Mensen wie auch die Bibliotheken zu regelkonformen Aufenthaltsbereichen umfunktioniert . Personal achtet vor Ort darauf, dass Vorgaben zu Abstand und Maske eingehalten werden.

Rektor: Bislang keine Infektionskette von der Uni Siegen ausgegangen

50 Prozent der Bewohner in den Wohnheimen des Studierendenwerks sind zur Zeit internationale Studierende – normalerweise liegt diese Quote bei etwa einem Drittel. Weil die Lehre aber eben überwiegend digital stattfindet, bleiben die deutschen Studierenden in ihren Heimatstädten, so Rujanski.

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1,5 Meter Abstand gilt auch in der Hochschule. Während der gesamten Zeit der Pandemie sei keine Infektionskette von der Uni Siegen ausgegangen, so Holger Burckhart. Entwicklungen wie aktuell wieder im Studierendenwohnheim Engsbachstraße gelte es abzuwarten. „Das Virus wird uns auch das nächste Jahr begleiten, wir müssen damit umgehen“, sagt der Rektor. Als Institution stehe man in der Verantwortung, mit der Situation angemessen umzugehen. „Wir versuchen alle gemeinsam, den Charakter einer Hochschule – so gut es gerade irgendwie geht – aufrechtzuerhalten“, sagt Detlef Rujanski.

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