Siegen. Levi Schmehl beginnt sein Philosophie-Studium an der Universität Siegen. Die Einführungsveranstaltungen laufen alle online ab.
Das Zimmer im Studentenwohnheim ist noch nicht wirklich eingerichtet. Nur seine Lieblingsstücke von Shakespeare und ein Laptop haben es bis jetzt auf den Schreibtisch geschafft. Hier wohnt ab jetzt Levi Schmehl. Er fängt gerade sein Studium an der Universität Siegen an. Die Erstsemestereinführungen finden in diesem Jahr nur online statt. „Der Laptop ist im Moment am Wichtigsten, ohne den gehts nicht“, sagt Levi Schmehl.
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Die Einführungsveranstaltungen der Universität Siegen
Jedes Studium beginnt mit den Einführungsveranstaltungen, die den neuen Studierenden helfen sollen einen Überblick über die Kursangebote zu erlangen und die Kommilitonen besser kennen zu lernen. „Es gibt zwei Einführungen. Zum einen die allgemeine mit Informationen zum Studium an der Universität Siegen und dann noch die fachspezifische Einführung“, erklärt der 20-Jährige. Er hat sich für Philosophie und Literatur, Kultur und Medien auf Englisch eingeschrieben. Die allgemeinen Informationen werden auf dem Instagram-Account der Uni Siegen veröffentlicht. „Das finde ich schon sehr fortschrittlich und cool. Man hat von unterwegs einen direkten Zugriff darauf“, sagt Levi Schmehl.
Universitäts-Bibliothek Siegen - nun wie aus dem Bilderbuch
Auf Instagram gibt es zum Beispiel Informationen zur Bibliothek, eine Begrüßung von der Prorektorin für Bildung, Prof. Dr. Alexandra Nonnenmacher und von Bürgermeister Steffen Mues. In Live-Streams, die auf der Seite gespeichert bleiben, werden höhere Semester nach dem Leben und Studieren in Siegen befragt. Bei einer solchen Live-Session können die Zuschauer direkt Fragen stellen. „Das ist alles gut zu wissen und gibt einen kleinen ersten Eindruck über das Studentenleben“, sagt Levi Schmehl.
Beratungsangebot der Universität Siegen
Er sieht sich in der Einführungswoche , die vom 26. bis zum 30. Oktober stattfindet, von seinen Studienfächern jeweils eine separate Onlineveranstaltung an. „Die Veranstaltung von Philosophie hat schon stattgefunden. Die Professoren haben sich kurz vorgestellt, damit man weiß wer welche Kurse gibt“, erläutert der Student. Außerdem wurde in dieser Veranstaltung auch auf eine WhatsApp-Gruppe hingewiesen. Er ist im Moment schon in drei Gruppen und fühlt sich dadurch ein wenig mehr als Student: „Durch die Gruppen bekomme ich viele Informationen mit und kriege einen ungefähren Eindruck, wer da überhaupt mit mir studiert.“
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Seine Kommilitonen kennenlernen, den Stundenplan zusammenstellen – das war Levi Schmehl am Wichtigsten. „Dafür konnte man schon für Anfang Oktober ein Beratungsgespräch vereinbaren“, sagt er. Das Angebot habe er aber verpasst – er musste arbeiten gehen. Er kellnert in einem Restaurant in Hagen. Deshalb hat er auch vor öfter nach Hagen zu pendeln. So hat er sich selbstständig das Programm angeeignet. Das Zusammenstellen des Stundenplans sei etwas kompliziert gewesen, aber als er einmal rausgefunden hatte, wie es funktioniert, lief es rund. „Meine finale Version konnte ich dann zu einer Beratungsperson schicken. Die hat mir dann gesagt,ob ich alles an Kursen abgedeckt habe“, erläutert Levi Schmehl.
Kennenlernen per Videotreffen
Von Kennenlern-Angeboten hat der frischgebackene Student noch nichts mitbekommen: „Natürlich habe ich mir das alles anders vorgestellt. Ein Studentenleben, ganz viele neue Leute kennenlernen und Parties.“
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Aber ihm ist bewusst, dass das im Moment einfach nicht funktioniert. Er findet es vernünftig, dass die Universität keine Treffen für die neuen Studenten einrichtet. „Ich glaube, auch meine Kommilitonen finden es alle sehr schade, dass wir uns nicht richtig kennen lernen können“, sagt Levi Schmehl. Bis jetzt habe er auch noch mit keinem privat geschrieben, es läuft im Moment alles in den WhatsApp-Gruppen ab. Am kommenden Wochenende hätten sie aber schon ein Online-Treffen verabredet. Von 40 neuen Philosophie-Studenten wollen bis jetzt 20 daran teilnehmen. „Darauf freue ich mich schon. Ich will vorschlagen, dass wir zusammen ein Online-Spiel spielen“, sagt der Student. In seiner Freizeit rappt er gerne. In Siegen kennt er auch schon Najib El-Chartouni mit dem er gerne mal zusammen Musik machen möchte.
Vorfreude auf die Studentenstadt Siegen
Zu einem Studium in einer neuen und fremden Stadt gehört auch, die neue Umgebung zu erkunden. Levi Schmehl kommt aus Hagen, und er hatte sich sehr auf Siegen gefreut. „Ich finde es hier auf dem ersten Blick echt cool. Hier sind viele junge Leute – eben eine Studentenstadt. Aber ich glaube, das kommt erst durch soziale Kontakte, die hoffentlich mit der Zeit entstehen werden.“ Die Lehrveranstaltungen von Levi Schmehl finden wahrscheinlich alle ausschließlich online statt.
Die Lehrveranstaltungen
Eine digitale Vorlesung, so heißt es in einem Schreiben der Universität Siegen, wird nach der Live-Übertragung den Studierenden als Aufzeichnung zur Verfügung gestellt.
Für Lehrveranstaltungen vor Ort gilt, dass höchstens 50 Personen daran teilnehmen dürfen und das Abstands- und Hygienekonzept der Uni eingehalten werden muss.
In dem Schreiben heißt es außerdem: „Eine Maske muss immer dann getragen werden, wenn kein Abstand zu anderen Personen gehalten werden kann, soll aber bevorzugt immer getragen werden, wenn sich mehrere Personen in einem Raum befinden.“
„Ich bin mal gespannt, wie das jetzt abläuft. Man muss auch da abwarten, was die nächste Zeit so bringen wird“, sagt Levi Schmehl. Ihm fehlt, dass ihn wirklich jemand willkommen heißt. Gefühlt hat er das während der ersten Infoveranstaltung zumindest noch nicht. „Man konnte zwar Fragen stellen, aber ich finde, bei der digitalen Vermittlung bleibt eben das Persönliche auf der Strecke“, erklärt der Student. Dennoch freut er sich auf das Studium und bleibt positiv: „Das Studium geht mindestens drei Jahre lang. Vielleicht verbessert sich in dieser Zeit die Corona-Lage und ich kann ein einigermaßen normales Studentenleben führen“, sagt Levi Schmehl. Und legt ein breites Lächeln ins Gesicht.
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