Siegen. Es gibt Widerspruch gegen die Planung der Uni-Neubauten in Siegen: Verkehr, Parkplätze – und das Stadtbild.

Die Siegener „Arbeitsgruppe Stadtbildoffensive“ meldet sich erneut mit kritischen Anmerkungen zu den Plänen weiterer Uni-Ansiedlungen in der Siegener Innenstadt zu Wort.

Die in den Jahren 2011/12 aus einer Bürgerwerkstatt hervorgegangene Arbeitsgruppe an der Stadt und ihrer (Bau-)Geschichte interessierter Bürger – Sprecher ist Heimatgebietsleiter Dieter Tröps – hatte bereits im Sommer zu Zurückhaltung bei den Uni-Neubauten gemahnt. Mit Vertretern von Uni, Verwaltung und Politik habe die Arbeitsgruppe inzwischen auch über die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs „Uni (kommt) in die Stadt“ gesprochen. „Die Gespräche erfolgten in offener, konstruktiver Atmosphäre“, heißt es jetzt in einer Pressemitteilung der AG, „nach Auswertung der Gesprächsergebnisse durch die AG bleiben zahlreiche Fragen offen, die der Klärung bedürfen.“ Antworten sollen in einer gemeinsamen Planungswerkstatt erarbeitet werden.

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Studentische „Monokultur“ in der Oberstadt

Um diese Punkte geht es:

Siegbergtunnel: Zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsiedlung von Teilen der Universität in die Innenstadt sind nach Ansicht der AG qualifizierte Aussagen eines Verkehrsgutachters zu den Rahmenbedingungen des fließenden und ruhenden Verkehrs. Dort wäre auch zu klären, inwieweit die Entwicklung des Campus Nord eine Realisierung des Siegberg-Tunnels zunichtemachen würde. Die AG bezeichnet die von der Politik zwischenzeitlich aufgegebene und erst im Kommunalwahlkampf von der SPD wieder aufgegriffene Planung als „Baumaßnahme, die für die zukünftige Innenstadtentwicklung von erheblicher Bedeutung ist“.

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Parkhäuser: Auch die genannten Standorte für Parkhäuser an der Siegerlandhalle und am Sieghütter Hauptweg mit Fußwegen von 18 beziehungsweise 14 Minuten seien „von fragwürdiger Akzeptanz“, äußerte sich Sprecher Dieter Tröps kritisch zu den Plänen.

Nord und Süd

Für den Umzug von zwei Fakultäten vom Haardter Beg in die Innenstadt werden zwei Campus geplant: der Campus Unteres Schloss Nord an der Friedrichstraße für die Philosophische Fakultät und der Campus Unteres Schloss Süd an Löhrtor und Häutebachweg für die Fakultät 2 (Bildung, Architektur, Künste).

Oberstadt: Mit Sorge betrachtet die Immobilien- und Standortgemeinschaft Oberstadt, die auch in der AG vertreten ist, die Parkraum-Situation: Dauermietverträge werden für gewerbliche Mieter der Oberstadt aktuell nicht mehr vergeben, für Anwohner existieren mittlerweile lange Wartelisten, Parkgebühren haben sich letztes Jahr erheblich verteuert. Der geplante Standort Campus Süd würde diese Situation ohne die Schaffung von neuem Parkraum für die Mitarbeiter der zusätzlichen Gebäudekapazitäten erheblich verschärfen, dringend notwendiger Parkraum für den Einzelhandel und die Wohnfunktion der Oberstadt verloren gehen.

Nach Auffassung der Immobilien- und Standortgemeinschaft Oberstadt Siegen besteht „die große Gefahr, dass die anvisierte Funktionsmischung tendenziell einer Monokultur studentischer Nutzungen weicht“, die „mit erheblichen Risiken für die Krisenanfälligkeit des Mietmarktes und die urbane Vielfalt in der Oberstadt“ verbunden sei.

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Gebäudeschlicht versperrt die Aussicht

Bebauung: Auf „völliges Unverständnis“, so die Pressemitteilung, stoße bei den AG-Mitgliedern die mangelnde Resonanz auf Bedenken zu Geschosshöhe und Abstand der Gebäude beim geplanten Campus Süd. Die Bildung einer „Gebäudeschlucht“ und die das Stadtbild drohenden Beeinträchtigungen seien „nicht akzeptabel“. Es dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass die Silhouette der Siegener Oberstadt im kulturlandschaftlichen Fachbeitrag des Landschaftsverbandes für schützenswert gehalten werde.

Der Blick vom Häusling auf diese Ansicht werde durch die geplanten Neubauten „erheblich gestört“. Die AG stellt in Frage, ob die Neubauten auch dann wirtschaftlicher als die Sanierung vorhandener Gebäude sei, wenn die Kosten für zusätzlich erforderliche Stellplätze berücksichtigt werden.

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