Siegen. Knapp 200 Demonstranten nehmen in Siegen am globalen Klimastreik von Fridays For Future teil. Geringere Teilnehmerzahl entmutigt Aktivisten nicht
Die Klimabewegung Fridays For Future (FFF) in Siegen steht vor einem Strategiewechsel: Auch bedingt durch die Corona-Krise gelingt es den Aktivisten nicht mehr, so viele Menschen für den Klimaschutz auf die Straße zu bringen. Knapp 200 Teilnehmer am Demonstrationszug und knapp 120 bei der Kundgebung auf der Siegbrücke beteiligten sich am globalen Klimastreik am Freitag, 25. September. Von den deutlich über 1000 Menschen, die vor einem Jahr dem FFF-Aufruf folgten, ist das deutlich entfernt.
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Die Aktivisten lassen sich nicht entmutigen, „weniger auf der Straße heißt nicht, dass das Thema weniger wichtig ist“, meint Finn Koblenzer, einer der Sprecher von . Man habe die Corona-Pause genutzt, um andere Aktionsformen vorzubereiten, sich weiterzubilden und auszudenken, was alles an Protest möglich ist, um sich für ein Umdenken – und vor allem -handeln – in der Klimapolitik einzusetzen. Der Klimastreik am Freitag könne in diesem Sinne verstanden werden als Startschuss für eine neue Strategie der Bewegung.
Fridays For Future „mit unzureichendem Klimapaket abgespeist“
„Wir sind uns der Fakten alle bewusst – wie ändern wir, was ist; wie sorgen wir dafür, dass diese Fakten ernstgenommen werden?“, umriss Rednerin Carolin G.*, Students for Future, bei der Kundgebung die Ziele der Bewegung. Man sehe immer noch keine wirkliche, reale Veränderung, „Fridays For Future wurde mit einem unzureichenden Klimapaket abgespeist, überall werden grüne Inhalte vorgegaukelt wo keine sind und Wahlversprechen nicht eingehalten.“ Von allen aktuellen Krisen sei die Klimakrise die bedrohlichste – und das Abflachen von Fridays For Future müsse kein Ende des Klima-Engagements sein. Von Beginn an hätten die Aktivisten versucht, gemeinsam für eine Zukunft zu kämpfen.
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„Alle Menschen wollen eine gesicherte Zukunft“, sekundierte Kate G.*, Rednerin von Schlau Siegen. Sie forderte, dass die Politik endlich umsetzen müsse, was sie seit Jahren verspreche. „Nur so können sich alle Menschen sicher fühlen, nur so ist eine Zukunft für die Menschheit überhaupt möglich.“
Kundgebung auf der Siegbrücke: Kritik an Konzernen
Die Bewegung flache nicht ab, weil das Problem gelöst sei, „es wird noch schlimmer kommen“, sagte Ramsy K.* vom SDS (Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverbund) Siegen. Es sei sehr löblich, dass sich immer mehr Menschen auf eine nachhaltigere Lebensweise besännen und etwa bewusster konsumieren. „70 Prozent der CO2-Emissionen kommen von nur 100 Konzernen – wir sind nicht die Hauptursache, auch nicht die Plastikbecher.“
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Eine Lösung der Klimakrise könne nur erreicht werden mit einer demokratisch kontrollierten Wirtschaft, in der Entscheidungen nicht von wenigen unter Profit-Aspekten getroffen würden. Fridays For Future habe viel angestoßen und es geschafft, den medialen Diskurs zu ändern, „keine Partei kommt mehr drum herum, über das Klima zu reden.“ Dennoch stoße man bei der Politik immer noch auf taube Ohren, „es wird weitergemacht wie bisher“.
*Auf ausdrücklichen Wunsch möchten die Rednerinnen und Redner nicht mit vollem Nachnamen genannt werden.
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