Dahlbruch. Der Gebrüder-Busch-Kreis startet wieder im Dahlbrucher Theater – mit einem Liederabend, den Corona im Frühling verhindert hat.
Olaf Kemper, dem Vorsitzenden des Gebrüder-Busch-Kreises, steht die Freude ins Gesicht geschrieben, als er zum Auftakt der neuen Spielzeit aus einem Hit von Marius Müller-Westernhagen zitiert: „Ich bin wieder hier in meinem Revier…“ Seit der letzten Veranstaltung Anfang März herrschte im Gebrüder-Busch-Theater gähnende Leere. Auch der Auftritt des Liedduos Heinzen/Mead, der als Frühlingskonzert angekündigt war, fiel der Pandemie zum Opfer. Jetzt wurde es als „Herbstsonnenschein“ nachgeholt.
Edvard Griegs Liederzyklus, die Vertonung deutscher Dichter von Heine über Geibel, Uhland bis Goethe ist viel mehr als ein musikalisches Warmlaufen. Dazu sind die Kompositionen des norwegischen Spätromantikers viel zu vertrackt und die Wortkunst der deutschen Dichter zu deutungsstark. Denn bei fast allen Liedern geht es um vergangene Liebe, verlorene Gefühle.
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Franziska Andrea Heinzen
Was Andrea Heinzen daraus macht, ist beeindruckende Liedkunst. Klangschön und mit variabler Dynamik und ausdrucksstarker Dramatik interpretiert sie die Texte. Meist melancholisch, manchmal auch keck, aber immer charmant. Die Aussagen sind ihr wichtig, den Seelenschmerz, den sie leise, zart und sensibel ausdrückt, um dann wieder voller optimistischer Emotionen ins Fortissimo zu gehen. Und eins beeindruckt besonders. Andrea Heinzen singt ihr textlich und tonal äußerst schwieriges Programm völlig auswendig. Kein Liedblatt und keine Notenmappe hindert sie daran, ihre gesangliche und mimische Kunst zu präsentieren. Auch nicht bei den Liedern von Claude Debussy in französischer Sprache oder bei den Vertonungen Alban Bergs, eines Schülers von Arnold Schönberg, die durch einen gehörigen Schuss Atonalität besonders anspruchsvoll sind.
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Benjamin Malcolm Mead
Der in Hilchenbach in einer britisch-polnischen Musikerfamilie aufgewachsene Pianist und die aus Brig im schweizerischen Kanton Wallis aufgewachsene Sängerin lernten sich vor fünf Jahren an derRobert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf kennen und bilden seitdem das Liedduo Heinzen/Mead. Eine solch lange Zusammenarbeit wirkt sich aus.
Benjamin Meads Pianobegleitung als einfühlsam zu bezeichnen, greift zu kurz. Ihr gemeinsames musikalisches Zusammenspiel ist einfach nur eins: perfekt. Dass er aber nicht „nur“ Liedbegleiter, sondern auch ein hervorragender Solo-Pianist ist, beweist Benjamin Mead durch seine Interpretation des Klavier-Zyklus „L ‘album des Six“, für das sich im Jahr 1920 sechs Komponisten zusammenfanden, darunter große Namen wie Arthur Honegger und Francis Poulenc. Ein Medley, bestehend aus unterschiedlichsten Musikstilen und Tänzen von der Sarabande über Mazurka bis zum Walzer.
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Wie Benjamin Mead die Harmonien auskostet, die äußerst schweren Läufe mit fingertänzerischer Leichtigkeit zelebriert, alle dynamischen Möglichkeiten des großen Konzertflügels ausschöpft, ist große, virtuose Klavierkunst. Originell auch die Zugaben: zwei Stücke von den komponierenden Ehefrauen Clara Schumann und Alma Mahler und gekrönt durch ein trauriges Liebeslied aus der schweizerischen Heimat von Andrea Heinzen im Waliser Dialekt. Das Publikum im sehr gut besetzten Theater geht begeistert nach Hause: Ihr Gebrüder-Busch-Theater belegt auch in der neuen Spielzeit den unangefochtenen Spitzenplatz der regionalen Kammermusik.
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