Siegen. In Siegen zeichnet sich ein bedenklicher Mangel an Blutkonserven ab. Das St. Marien-Krankenhaus erwägt bereits die Verschiebung von Operationen.
In Siegen werden die Blutkonserven knapp. „Im St. Marien-Krankenhaus wird deshalb schon erwogen, erste große Operationen zu verschieben“, sagt Pressesprecher Dr. Christian Stoffers. Gefahr für Patientinnen und Patienten bestehe aktuell nicht, da in akuten und unaufschiebbaren Fällen die Eingriffe vorgenommen und dafür entsprechende Bestände vorgehalten würden. Aber „die Lage kann dramatischer werden, wenn sich größere Notfälle häufen und der Blutspendedienst nicht mehr nachkommen kann. Wir appellieren daher an die Menschen in unserer Region, zum Blut spenden zu gehen.“
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Der DRK-Blutspendedienst West wies in den vergangenen Wochen bereits auf Engpässe hin, ebenso das Kreisklinikum Siegen. Letzteres schließt sich dem Appell an, auch wenn dort noch keine Verschiebungen von Operationen im Gespräch sind, wie Sprecherin Lara Stockschläder auf Anfrage mitteilt – „aber es kommen weniger Blutkonserven als sonst rein“.
Corona-Krise senkt Blutspende-Bereitschaft in Siegen
Der Grund für die Rückgänge liegt vor allem der Kombination zweier Faktoren begründet: Dem üblichen Sommerferienzeit-Knick und der Corona-Situation. Dass die Spendenbereitschaft in den Sommermonaten sinkt, ist ein alljährliches Phänomen. Im Sommer 2010 führte das schon einmal zu Problemen, wie Christian Stoffers berichtet. Damals sei das Wetter anhaltend sehr gut gewesen, zu wenige Freiwillige erschienen. Das St. Marien-Krankenhaus habe darauf – in Kooperation mit dem DRK – mit der Einrichtung seines Blutspendezentrums reagiert.
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Seitdem sei es nicht mehr zu einem vergleichbaren Engpass gekommen, sagt Christian Stoffers – und das, obwohl die Sommer in den vergangenen Jahren ebenfalls sehr warm und sonnig gewesen seien. Das Blutspendezentrum habe seinen Zweck also erfüllt, doch die Corona -Krise habe die Situation verschärft. Viele Menschen hätten offenbar Bedenken, zu den Terminen zu erscheinen – aus Angst, dort einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt zu sein. „Dabei halten wir uns an hohe Schutzmaßnahmen“, betont der Marien-Sprecher. Das Risiko, sich bei der Blutspende mit Corona anzustecken, sei von daher geringer als bei anderen Aktivitäten außerhalb der eigenen vier Wände.
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St. Marien-Krankenhaus Siegen: Hoher Bedarf an Blutkonserven
Um diese Sicherheit zu gewährleisten, sei aber einiges bei der Gestaltung der Termine modifiziert worden. Generell dürfen zu den Blutspenden keine Begleitpersonen mehr mitgebracht werden, der Imbiss entfällt, die soziale Interaktion ist eingeschränkt: Es gelten also dieselben Auflagen wie in allen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens auch. „Das Setting ist nicht mehr so schön“, räumt Christian Stoffers ein. Aber das sei der aktuellen Gesamtlage geschuldet und ändere an der Wichtigkeit eines kontinuierlichen Spendenaufkommens nicht.
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Dass das St. Marien-Krankenhaus sich als erste Einrichtung in der Region mit so deutlichen Worten an die Öffentlichkeit wendet, um Menschen zur Blutspende zu motivieren, liege am besonders hohen Bedarf an Blutkonserven. Einerseits habe das Haus das höchste OP-Aufkommen in der Region, wie Christian Stoffers erläutert, andererseits hätten darüber hinaus auch Hämatologie und Onkologie einen hohen Bedarf.
Siegen: Reserven für akute Eingriffe verwahren
Um für akut notwendige Eingriffe gewappnet zu sein, komme es also auf Planung an: Operationen, die sich verschieben lassen, müssten verschoben werden. Das allerdings „in einer Zeit, in der notwendige Operationen nachgeholt werden müssten“, wie der Pressesprecher zu bedenken gibt; denn eigentlich hätten derzeit verstärkt Eingriffe vorgenommen werden sollen, die während der ersten Corona-Monate bereits nach hinten verlegt worden sind.
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Das Blutspendezentrum am St. Marien-Krankenhaus, Kampenstraße 51 in Siegen, ist dienstags, mittwochs und donnerstags jeweils von 16 bis 20 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist es von der Nordstraße aus – um den Weg durchs Hauptgebäude zu vermeiden. Eine Terminreservierung ist online über die Seite des DRK-Blutspendedienst es möglich, Infos und Gelegenheit zur Anmeldung gibt es auch über die kostenlose Service-Hotline 0800/11 949 11.
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