Siegen. Der Schlosspark in Siegen hat viel zu bieten. Ein Siegener Student erzählt, was ihn immer wieder zu den Wiesen am Oberen Schloss zieht
Vogelgezwitscher, Unterhaltungen und eine leichte Brise. Der Duft von Blüten und die Wärme der Sonne runden das Bild eines entspannten Nachmittages ab. Matthias Gründig, der Soziale Arbeit studiert, sitzt auf seiner Lieblingsbank im Siegener Schlosspark und hat sich als Belohnung für einen geschafften Uniarbeitstag ein alkoholfreies Bier geöffnet.
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17 Uhr und eine Gruppe junger Menschen versammelt sich zu einer Partie Wikingerschach. „Naja, wie du gerade sehen kannst, ist Wikingerschach eine beliebte Sportart hier oben“, antwortet der 25-jährige Student lächelnd auf die Frage zu sportlichen Aktivitäten im Park. Bei diesem aus Schweden stammenden Gartenspiel geht es darum, schnellstmöglich die Figuren des Gegners mit Holzstäben zu treffen, um anschließend ihren König umzuwerfen. Dann ist das Spiel gewonnen. Aber auch klassisches Schach, Volleyball, Badminton, Fußball oder Hackysack werden gerne mal mehr, mal weniger professionell umgesetzt, wie Matthias beobachtet: „Teils stecken sich Leute Felder auf und bauen behelfsmäßige Netze, um ihren Ehrgeiz anzustacheln.“
Für den Studenten sind das alles Möglichkeiten, um sich am Wochenende schon in den Mittagsstunden aus dem gehetzten Alltag zurückzuziehen. Dabei schwelgt er in Erinnerungen auf die Frage nach der Besonderheit des Parks. „Das Bergige. Der Blick von der Aussichtsplattform. Und man kann sehen, wie grün Siegen eigentlich ist. Ein grüner Fleck mitten in der Stadt“, resümiert er zufrieden grinsend. Vom Open Air Kino oder vom Museum im Innenhof des Schlosses weiß er zwar, bevorzugt aber die einfacheren Dinge: „Frisbee spielen und dann kommen Leute hinzu. Teils wird über die ganze Wiese gespielt.“ Viele Möglichkeiten also für alle Besucher.
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Offene Besucher im Schlosspark in Siegen
Für Matthias laufen seine Besuche ganz unterschiedlich ab. Ob alleine oder mit Freunden, spielt für ihn dabei erst einmal keine großartige Rolle, denn er genießt die Zeit. „Leute treffen kannst du oben immer“, berichtet er weiter. Dabei lässt sich kein Altersdurchschnitt festhalten, denn es sind Großfamilien mit Kindern hier, aber auch Rentner und Studis, die allesamt friedlich neben- und miteinander ihre Zeit verbringen. Nicht selten sieht man Unbekannte zusammen reden, Schach spielen oder in besagter Runde die Scheibe werfen. Die Eltern freuen sich, wenn mal andere mit ihren Kindern spielen. „Du kannst auch einfach auf andere zugehen und fragen, ob du mitspielen kannst“, sagt er weiter, „da habe ich selten ein Nein gehört.“
Alter Park wird erweitert
Der Park am oberen Schloss erstreckt sich über 16.000 Quadratmeter.
1888 erwarb die Stadt Siegen das Schloss und das Grundstück vom Königreichen Preußen und machte den Schlossgarten zu einem Bürgerpark.
Am 8. Mai 2020 fiel mit dem Spatenstich durch Bürgermeister Steffen Mues der offizielle Startschuss zur Erweiterung des Schlossparks. Unter anderem soll auf der in den vergangenen Jahren ungenutzte Erweiterungsfläche am südlichen Ende des Parks ein Spielplatz entstehen.
Insgesamt soll die Erweiterung 3,6 Millionen Euro kosten.
Die Offenheit und das Vertrauen zeigen sich daran, dass Gegenstände wie das Set eines Wikingerschach-Spiels nicht sofort eingesammelt und verstaut, sondern erstmal offen liegen gelassen werden. „Lass uns die Gruppe doch einfach mal fragen, ob wir eine Runde spielen können“, meint Matthias in Bezug auf das Thema fremde Leute ansprechen, „da haben die bestimmt kein Problem mit.“ Und wenig später befindet sich Matthias mitten in einer Partie Wikingerschach.
Natürlich kann man auch einfach die Szenerie genießen und in Ruhe ein Buch lesen oder sich dem Alltag – zumindest für ein paar Stunden – entziehen. Matthias meint dazu: „Ich habe noch nie große Probleme mitbekommen. Man konnte immer gut miteinander kommunizieren. Wenn jemand alleine entspannen will, dann kann er das auch.“ Doch gibt es nicht vor dieser Fassade der Glückseligkeit auch Probleme, mit denen der Schlosspark oder seine Besucher zu kämpfen haben?
Kritik an Schließzeiten und Slacklineverbot
Matthias hat noch keine negativen Erlebnisse im Schlosspark gemacht, doch ist auch er nicht mit allem zufrieden. Insbesondere wenn es um die Schließungszeit geht: „Gerade in den warmen Sommernächten ist es der perfekte Ort, um den Abend ausklingen zu lassen.“ Aber der Park hat eine feste Schließungszeit, wohl auch, um mögliche ausschweifende Partys zu vermeiden. Matthias findet es schade, wenn er darauf hingewiesen wird, dass der Park schließt, denn er ist der Meinung, dass „es bisher auch geht, dass die Leute tagsüber Alkohol trinken und trotzdem ihren Müll einsammeln. In den Köpfen der Menschen ist es verankert, dass man wieder hier sitzen möchte und deshalb den Park sauber verlässt.“
Er beobachtet, dass die Menschen Verantwortung tragen. Dennoch stimmt er gerade in Bezug auf Bilder des vergangenen Wochenendes aus anderen Teilen der Oberstadt der Besorgnis vor Verwahrlosung zu: „Ich glaube schon, dass die Angst begründet ist.“
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Ein weiterer Punkt, der ihn zum Nachdenken verleitet, ist das Slackline- und Hängemattenverbot. Beim Slackline wird auf einem Seil balanciert, besonders talentierte Menschen vollbringen sogar kleine Stunts. Das Problem: Das Seil wird an zwei Bäumen befestigt und diese durch die Seile zu sehr beschädigt. Für Matthias ist das schade, denn „andere Städte schaffen dann entsprechende Möglichkeiten, um solche Aktivitäten umzusetzen und das vor allem in gegenseitiger Kommunikation. Das verschönert den Park einfach. Familien bleiben stehen, Kinder staunen und freuen sich, zuzuschauen.“
Bei all der Freude am Park also auch Kritik. Doch überwiegt das Positive, weshalb zwar an Verbesserungen gearbeitet werden kann, jedoch auch immer das Wohl des Parks im Auge behalten werden sollte. Ein zugemüllter Park ist beim Spaziergang durch die Grünflächen und Blütenpracht undenkbar und würde wohl nicht nur Matthias böse aufstoßen und letztlich zu Konsequenzen führen.
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