Siegen-Wittgenstein. Der ÖPNV in Siegen-Wittgenstein hat sich stabilisiert – nicht nur wegen Corona, aber auch. Sorgenkind ist nach wie vor der Rhein-Sieg-Express RE9

Der Öffentliche Personennahverkehr in Siegen-Wittgenstein ist, auch bedingt durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, stabiler geworden. „Wir sind mittlerweile Welten von den starken Ausfällen 2019 entfernt“, berichtet Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbands Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) in der Verbandsversammlung.

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Dank des Einsatzes aller Beteiligten laufe der Busverkehr wieder in geregelten Bahnen. Auch auf der Schiene habe sich der Verkehr positiv entwickelt, so Markus Stirnberg, Zweckverband Nahverkehr Westfalen Lippe (NWL).

Die Busse in Siegen und Umland: Pünktlichkeit und Verlässlichkeit

Nach zwischenzeitlich negativer Entwicklung zeigen die Werte wieder nach oben: An Verkehrsknoten wie den ZOB in Siegen, Weidenau und Kreuztal (P&R) gingen die Kurven wieder hoch, berichtet Günter Padt: 87 Prozent der Busse ab Siegen ZOB fahren im Juli pünktlich, in Kreuztal sind es 78 Prozent.

Sorgenkind ist der Weidenauer Busbahnhof: Problem ist der einspurige Bussteig Richtung Siegen – dort können sich Busse nicht überholen und müssen öfter auf Nachzügler warten – mit Auswirkungen auch auf andere Linien. „Wir versuchen, das zu neutralisieren“, verspricht Padt.

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Weidenau liegt auch bei den Ausfällen an der Spitze – 2,4 Prozent der Busse am dortigen ZOB fielen im Juli aus. In Siegen waren es 0,5 Prozent, in Kreuztal 0,0. Insgesamt ist für den Betrachtungszeitraum seit Mai das Fahrgastaufkommen wieder gestiegen, auch das Verkehrsangebot wurde nach der Verringerung wieder hochgefahren.

Die Bahn in Siegen-Wittgenstein: Die meisten sind zu mehr als 90 Prozent pünktlich

Fast alle Linien fahren im Zeitraum Januar bis Juni sehr gut oder wenigstens akzeptabel, mehr als 90 Prozent der Züge sind pünktlich. Das gilt insbesondere für die RB 95 Richtung Gießen der Hessischen Landesbahn HLB mit 97,1 Prozent – noch übertroffen von der Hellertalbahn Betzdorf–Haiger, ebenfalls HLB, mit 99,6 Prozent Pünktlichkeit. Alle anderen Linien haben Werte von mehr als 90 Prozent. Eine Ausnahme bildet der Rhein-Sieg-Express RE 9 der Deutschen Bahn: Das Dauer-Problemkind ist mit 82 Prozent nur „mittelmäßig“ pünktlich.

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Überwiegend sehr gut bis akzeptabel sieht es bei den Zugausfällen im Mai und Juni aus: Auf acht Linien im Verbandsgebiet fielen weniger als 0,74 Prozent der Züge aus. Es hätten sich Corona-bedingte Effekte gezeigt, so Markus Stirnberg: Weniger Verkehrsangebot bedeute auch stabileres Funktionieren und weniger Fahrgastwechsel. Weil manche Linien zeitweise gar nicht fuhren, wirke sich das positiv auf die Ausfall-Statistik aus. Dazu trage aber auch eine vernünftige Betriebsführung und ordentliche Instandhaltung bei, betont der Leiter der NWL-Abteilung für Qualität und Sicherheit. Mittelmäßig war es es beim RE 16 (Ruhr-Sieg-Express) mit 0,82 Prozent der Fahrten, die nicht stattfanden.

Schlusslicht auch hier der RE 9 mit einem Anteil von 2,05 Prozent ausgefallener Fahrten. Stirnberg nennt dazu auch Signalstörungen oder Unfälle an der Strecke, die sich in dieser Statistik ungünstig auswirkten, wofür die Bahn aber nichts könne. „Wir betrachten mit diesen zwei Monaten ja auch nur einen Ausschnitt“, aufs ganze Jahr gesehen werde man sicher einen anderen Wert erhalten.

Die aktuellen Verkehrsprojekte in Siegen-Wittgenstein und Olpe

20 Mobilitätsstationen im Verbandsgebiet Siegen-Wittgenstein und Olpe sind beim NWL angemeldet, die Förderbescheide werden erwartet, sagt Padt.

Das digitale Radschließsystem sei ausgeschrieben, problematisch sei aber noch die Finanzierung – die Anschaffung übernimmt der NWL, die Kommunen zahlen die Folgekosten. Es sei noch nicht abschließend geklärt, welche Systeme gekauft werden – nicht dass der NWL günstig einkauft und die Städte und Gemeinden auf hohen Kosten sitzenbleiben, so Padt.

Verluste wegen Corona

Bei der Mobilitätscard habe man einen deutlichen Rückgang zu verzeichnen, sagt ZWS-Geschäftsführer Günter Padt, „da schlägt Corona voll zu“. In den ersten acht Monaten des Jahres habe man ein Minus von 5800 verbuchen müssen – für die Verkehrsgemeinschaft VGWS bedeute das Mindereinnahmen von rund 300.000 Euro.

Schnellbuskonzept: Die Beschlüsse sind gefasst, die im EU-Recht vorgeschriebene Vorinformation zur Vergabe läuft nun ein Jahr – ausgeschrieben werden kann also frühestens zum August 2021. Bis Herbst 2021 können Unternehmen Angebote abgeben, mit einer Betriebsaufnahme sei vor September 2022 nicht zu rechnen, so Padt. Und auch das wäre nur die schnellstmögliche Variante, denn „es gibt stramme Anforderungen an die Fahrzeuge“, so der ZWS-Geschäftsführer; die Verkehrsunternehmer in der Region verfügten nicht über entsprechende Busse. Die müssten bei Zuschlag erst beschafft werden, was wiederum einige Zeit benötige.

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Sauberkeit: Verunreinigungen können per WhatsApp gemeldet werden; nach dem Corona-bedingten Rückgang erhalte man aktuell etwa 20 Meldungen pro Woche, die auch alle fristgerecht beseitigt würden, so Markus Stirnberg. Probleme mit Taubenkot und Graffiti in Siegen und Geisweid habe man an den NWL gemeldet, es passiere aber nichts, wirft Günter Padt ein.

Barrierearmut: Zur Verbesserung der Situation an den Stationen werden noch in diesem Jahr tastbare Handlaufmarkierungen und Sichtmarkierungen an Treppenstufen angebracht. Das betrifft unter anderem die Bahnhöfe Kreuztal, Littfeld, Geisweid, Weidenau, Holzhausen oder Eiserfeld.

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