Netphen. Das Corona-Konjunkturpaket lockt mit Fördermitteln: Bekommt die Netphener Eishalle nun eine dritte Chance?

Eigentlich hatte die Eishalle im Netphener Rat keine Chance mehr: Auch der zweite Anlauf zu Fördermitteln war ergebnislos geblieben, seit Jahresmitte gilt der Auftrag an die Verwaltung, den Abbruch des stillgelegten Eisstadions vorzubereiten. Doch dann kam Corona mit dem Konjunkturpaket des Bundes, aus dem unter anderem das Förderprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Jugend, Sport und Kultur“ finanziert wird.

Nächsten Donnerstag, anderthalb Wochen vor der Kommunalwahl, steht der Netphener Rat vor der Entscheidung, ob die Stadt doch noch den dritten Anlauf unternimmt und die Fördermittel beantragt – der Stadtentwicklungsausschuss jedenfalls mochte sich am Montag nach langer Debatte nicht zu einem Votum durchringen. Es geht um 3,85 Millionen Euro, nicht mehr für den Neubau einer Eishalle, der doppelt so teuer wäre, sondern nur noch um die Erneuerung von Zeltdach und Eisanlage, die im Sommer einer Strandlandschaft Platz machen würde: „Beach & Ice 57“.

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Die Fraktionen

„Ich weiß, wie wunderbar und schön das wäre, aber aus meiner Sicht ist das nicht machbar“, eröffnete Helga Rock (Grüne) die Debatte. Schließlich gehe es nicht nur um die Investition, sondern auch um jährliche Folgekosten und die Abdeckung des entstehenden Defizits beim Betrieb.

„Wir sind etwas geheilt“, sagte Manfred Heinz (SPD). Auch bei der Investition in die Trampolinhalle sei damit geworben worden, dass der Abriss der Anlage teurer wäre. Nun zeige sich, dass die Trampolinarena rote Zahlen schreibe und nicht den kalkulierten Gewinn erwirtschafte, der eigentlich das benachbarte Freizeitbad subventionieren sollte.

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Alexandra Wunderlich (CDU) sieht die Stadt in ihrer finanziellen Lage mit dem Rücken nicht an, sondern „in“ der Wand, Schon seit Jahren fehle es an Geld sogar für die Ausstattung der Schulen und der Feuerwehrgerätehäuser. „Man muss sich einfach auch mal eingestehen, dass gewisse Dinge nicht gehen.“

Klaus-Peter Wilhelm (UWG) meinte, die Eishalle habe sich in der Regie der damaligen Sportpark GmbH rentiert – und das werde auch die Trampolinhalle tun, die unter ungünstigen Bedingungen gestartet sei: erst die Baustelle in der Brauersdorfer Straße, dann die Pandemie. „Es gab noch überhaupt keine Möglichkeit, Geld zu verdienen.“ Helmut Buttler (UWG): „Das Virus scheint auch in den Köpfen zu sein und alle mutlos zu machen.“

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Die Verwaltung

Rainer Schild als amtierender Baudezernent machte es den Kommunalpolitikern nicht leichter. Letztlich sei eine „rein politische Entscheidung“ zu treffen.

Auch Kämmerer Hans-Georg Rosemann argumentierte abwägend: Die Möglichkeit, 90 Prozent Zuschuss zu bekommen, biete sich zum letzten Mal, denn nur am entscheidenden Stichtag, dem 31. Dezember 2019, war Netphen noch Haushaltssicherungskommune; der Etat 2020 ist, wenn auch nur auf dem Papier, ausgeglichen. Die Abbruchkosten würden wohl teurer sein als der städtische Eigenanteil an Beach & Ice, gab Rosemann zu bedenken. „Und nach dem Abbruch muss da ja auch wieder irgendetwas entstehen.“ Als Bauplätze verkaufen kann die Stadt die Fläche zwischen Trampolinarena und Bewegungspark nicht.

12 Millionen Euro

Das Corona-Konjunkturpaket des Bundes hat ein Füllhorn an Förderprogrammen ermöglicht, auf die auch die Stadt Netphen zugreifen will. Der Stadtentwicklungsausschuss hat am Montag über Förderanträge zu Investitionen von insgesamt 12 Millionen Euro beraten, hat Paul Legge (CDU) ausgerechnet, zuzüglich der noch nicht kalkulierten Kosten für die Sanierung des Freizeitbades.

Die Idee, den Zuschuss zu beantragen und dann später nicht anzunehmen, sei kein guter Ausweg, um die Entscheidung jetzt zu vermeiden, warnte Fachbereichsleiter Bernd Wiezorek: Das würde künftige Förderungen erschweren, „man verliert sein Gesicht.“

Das Ergebnis

Der Ausschuss verständigte sich darauf, dass dem Rat in der nächsten Woche noch einmal die aufgefrischte Wirtschaftlichkeitsberechnung aus den alten Anträgen vorgelegt wird. Paul Legge (CDU) hielt wenig von dieser Begründung für eine Vertagung: „Die würde ich eh nicht glauben.“

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