Kreuztal. Der Kreuztalsommer 2020 endet in Dreslers Park mit einem Konzert von Anne Haigis. Dafür sind auch Fans von außerhalb angereist – aus gutem Grund.

„S`is schön hier“, schwäbelt Anne Haigis beim Anblick der vielen Musikfreunde auf der schattigen Wiese in Dreslers Park. Ihre Geburtsstadt Rottweil hat sie zwar früh verlassen, ist aber immer wieder gerne zurückgekehrt und hat ihre Sprachfärbung beibehalten.

Auch interessant

Vom ersten Ton ihres gut einstündigen Konzerts zum Abschluss des Kreuztalsommers 2020 hört man: Ihre Stimme ist tiefer, rauer und damit reifer geworden. Nie süßlich, immer markant und ausdrucksstark lässt sie sich mit zwei ganz Großen der Welt des Pops vergleichen: Marianne Faithful und Janis Joplin.

Auch interessant

In Kreuztal beweist Anne Haigis ihre extreme Vielseitigkeit

Das Programm des Nachmittags in Kreuztal enthält einen Querschnitt aus fast 40 Jahren Bühnenerfahrung, wobei sie ihre Jazz-Phase überspringt. Diese ersten Jahre ihres Künstlerlebens waren musikalisch geprägt von ihrem „Entdecker“ und Lebenspartner Wolfgang Dauner, einem der bedeutendsten Jazz-Pianisten der Gegenwart. Die Trennung von ihm war gleichzeitig ihr Abschied vom Jazz und eine Hinwendung auch zum deutschsprachigen Pop, zum Folk, Blues, Gospel und Rock. Das Beeindruckende an Anne Haigis ist: Dem Musikfreund fällt es schwer zu entscheiden, was sie denn am besten kann, und findet daher eine leichte Antwort: Ihre Stärke ist ihre fast alle Stilrichtungen umspannende Vielseitigkeit.

Auch interessant

Und so beginnt Anne Haigis mit folkig angehauchtem Blues: für ihre Zuhörer, unter denen sich auch einige von weither mitgereiste Fans befinden, wie geschaffen zum Genießen all der feinen Akkorde und Harmonien. Für die ist ihr musikalischer Begleiter und Sohn Niklas Hauke zuständig: An den Keybords, die er virtuos beherrscht, aber auch als Sänger, dessen Stimme sich wunderbar harmonisch mit der seiner Mutter mischt.

Auch interessant

Kreuztal: Anne Haigis singt auch ihre deutschsprachigen Songs

Natürlich dürfen bei einem solchen Konzert auch die Songs ihrer „deutschsprachigen Zeit“ nicht fehlen. Immer mit einem Hauch von Melancholie, oft tiefgründig und – bei deutschem Pop eher selten – nie kitschig: „Sie war ein Kind der Sterne, sie war voller Charme, lachte auf meinen Knien, weinte auf meinem Arm.“ Sie greift viele Themen auf: In „Heckenschützen“, ihrem persönlichsten Lied, singt sie über ihre Phobien und Urängste, in „Emily im Park“ über eine geflüchtete schwarze Frau, die sich früh am Morgen auf eine weiße Parkbank setzt, nachdem sie in der Nacht Rosen verkauft hat.

Auch interessant

Anne Haigis ist in ihrem Künstlerleben manch großem Star begegnet. Peter Maffay etwa, auch Melissa Etheridge und dem großen Eric Burdon, dem Sänger der legendären Animals. Gemeinsam mit ihm hat sie für eine CD den Blues „No man’s land“ aufgenommen, den sie ihrem Publikum präsentiert.

Höhepunkt in Kreuztal: „Waltzing Matilda“

Eine andere bisher unerfüllte musikalische Liebe verbindet sie mit Zucchero: „Mit dem würde ich gerne auf der Bühne stehen.“ In Kreuztal ist es noch nicht soweit. Aber wenn dieser gehört hätte, wie Anne Haigis seinen Hit „Un soffio caldo di libertà“ (Ein warmer Hauch von Freiheit) interpretiert, würde eine Einladung aus Italien nicht lange auf sich warten lassen.

Doch zum absoluten Höhepunkt des Konzerts wird „Waltzing Matilda“, Australiens bekanntestes Volkslied und heimliche Nationalhymne, auch schon gesungen von Pop-Größen wie Bon Jovi über Slim Dusty, Rod Stewart bis Tom Waits. Da legt Anne Haigis ihre Gitarre weg, lässt sich nur von Niklas Hauke begleiten, singt sich die Seele aus dem Leib und gräbt sich ganz tief in die Herzen des ergriffenen Kreuztaler Publikums ein. Und auch ihr Hund wedelt mit dem Schwanz.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.