Kreuztal. Das Kreuztaler Radverkehrskonzept im frühen Praxistest: Bei einer Planungsradtour äußern Radfahrer vor Ort ihre Meinungen, Kritik und Wünsche.
Wenn es um ein gut ausgebautes Radwegenetz in der Region geht, wünschen sich die Radfahrer ein Mitspracherecht – und dass ihre Wünsche umgesetzt werden. Das zeigte sich bei der Kreuztaler Planungsradtour. Die startete am Rathaus.
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Grund für die Zusammenkunft interessierter Radfahrer ist das Radverkehrskonzept, das das Kölner Planungsbüro „VIA“ seit eineinhalb Jahren im Auftrag der Stadt Kreuztal betreut. Im Zuge der gemeinsamen Radtour hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich über die geplanten Maßnahmen für die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur zu informieren. Peter Gwiasda, Andrea Fromberg und Ingo Steckhan von VIA zeigten an zahlreichen Kernstationen die Planungen auf. Aufgabe des Büros ist es, ein Netzkonzept inklusive Radvorrangrouten zu erstellen, eine Netzanalyse durchzuführen und Maßnahmenplanungen sowie Vorschläge für ein Umsetzungskonzept aufzuzeigen.
Mittel nicht erschöpft
Auf kreuztal.de ist das Radverkehrskonzept im Detail nachzulesen: Zu finden unter der Rubrik „Leben in Kreuztal“ und dem Unterpunkt „Stadtplanung“.
Rund 50.000 Euro waren von der Stadt Kreuztal seinerzeit für die Erstellung des Konzepts angesetzt worden. „Diese sind aber nicht ausgeschöpft worden“, erklärte Bürgermeister Walter Kiß bei der Planungsradtour.
Radfahren in Kreuztal: Verschiedene Bedürfnisse
Attraktive Führungen abseits der Hauptverkehrsstraßen, auch mal Umwege in Kauf zu nehmen, um sich sicher zu fühlen: Das wollen die defensiven Radfahrer mit Sicherheitsbedürfnis. Die Alltagsradfahrer möchten auch an Hauptverkehrsstraßen zügig und sicher vorankommen. Sie möchten zudem das gesamte Netz nutzen. So wurde von den Fachleuten ein Konzept aus Verbindungen auf Hauptverkehrsstraßen, Radvorrangrouten und Ergänzungsrouten im Nebennetz erstellt. Es soll auf den verschiedenen Achsen eine kleine Fahrrad-HTS entstehen.
Kreuztal plant mit Radfahrern
„Eine Fahrradstadt wie Kopenhagen werden wir natürlich nicht. Wir wollen aber versuchen, für alle eine gute Lösung hinzukommen. Für die Sonntagsradfahrer wie mich und auch für die Rennradfahrer, die es eher ein wenig sportlich mögen“, erklärte Bürgermeister Walter Kiß. Er radelte die komplette Strecke mit.
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Vom Rathaus startete die bunte Truppe über die Marburger Straße durch das Einkaufszentrum. Dann ging es durch die Moltkestraße zum Mehrgenerationenpark am Heugraben. Hier war die erste Station, an der die Moltkestraße unter die Lupe genommen wurde. Schlechter Asphalt, am Straßenrand geparkte Autos und lange Wartezeiten an der Ampel waren Kritikpunkte. Hier werde eine Integration der Fahrradfahrer in die Ampelanlage gewünscht. Die Musterlösung sehe eine vorgezogene Haltelinie sowie einen aufgeweiteten Radaufstellungsstreifen vor. Auch eine Fahrradstraße innerhalb von Temp-30-Zonen sei wünschenswert.
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Verbesserungen für Kreuztaler Radwegenetz erörtert
Dann ging es durch den Heugraben über die Brücke entlang des Bahnhofs und auf die Siegener Straße. Hier wurde deutlich, wie ungünstig Fahrradwege sind, die unmittelbar auf Höhe der Straße liegen, denn zahlreiche Autofahrer überholten mit einem Abstand von nicht einmal 1,30 Metern. Der Vorschlag für die Siegener Straße ist eine gute Erschließungswirkung und direkte Führung. Heute sind Schutzstreifen und Radfahrstreifen markiert. Das sei aber keine Dauerlösung. Künftig wird wegen der hohen Verkehrsbelastung durch den hohen Lkw-Anteil eine Seitenraumführung bevorzugt. Da separate Rad- und Gehwege erst ab vier Meter Seitenraumbreite möglich sind, sind gemeinsame Rad- und Gehwege bei 3,50 Seitenraumbreite erforderlich.
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Von Buschhütten aus ging es durch die Mühlbergsiedlung auf die Brücke über die HTS. Hier kann sich das Planungsteam eine Radvorrangroute Nord-Süd gut vorstellen. Der Abschnitt beginnt am Werkgelände Thyssen-Krupp und folgt überwiegend dem bahnbegleitenden „Schwarzen Weg“ entlang der Hüttentalstraße. Von dort wäre eine Rampe auf die bestehende Fußgänger- und Radwegbrücke von der Hagener Straße zur Mühlbergstraße denkbar.
Über die Hagener Straße ging es nach Eichen zum Eichener Hammer und über die Hochstraße zurück in die Stadt.
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