Burbach/Neunkirchen. Die Planung für die Beschleunigung der Hellertalbahn kommt nicht voran, jetzt steht sogar der Bahnhof Neunkirchen auf dem Prüfstand
Eigentlich sollte die Hellertalbahn im Dezember 2015, als die Hessische Landesbahn den Betrieb übernahm, schneller werden und öfter fahren. 7,8 Millionen Euro wollte der Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) für die Verbesserung der DB-Strecke zuschießen. Die Planung sei „äußerst schleppend“ vorangegangen, stellt jetzt der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) fest, der als Dach-Zweckverband die Zuständigkeit für den Schienenverkehr übernommen hat. Jetzt droht der Abbruch des Projektes.
Das war geplant
Die Strecke sollte auf eine Geschwindigkeit von 80 km/h beschleunigt werden. „Die stehen eigentlich auch schon“, sagt ZWS-Geschäftsführer Günter Padt. Die Züge könnten dann innerhalb des Taktfahrplans in Betzdorf und Dillenburg wenden. Fahrzeuge würden eingespart, und der Stundentakt zwischen Betzdorf und Neunkirchen könnte bis Burbach verlängert werden. Auf der eingleisigen Strecke würde nur noch in Burbach eine Kreuzungsmöglichkeit vorgehalten. In Würgendorf und Neunkirchen würde die Ausweichmöglichkeit überflüssig, die Bahnen könnten dann schneller ein- und ausfahren.
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Das ist das Hindernis
Das Eisenbahnbundesamt hat sich in einer „Eisenbahnwissenschaftlichen Untersuchung“ nachweisen lassen, dass auch Neunkirchen Kreuzungsbahnhof bleiben muss. ZWS-Geschäftsführer Günter Padt wundert das nicht: Wenn Gegenzüge nur noch in Burbach aufeinander warten können, würden sich „Verspätungen aufschaukeln“. Bei Beginn der Planung habe der ZWS darauf hingewiesen, die Deutsche Bahn Netz (DB) habe die Einschränkung akzeptiert. „Das hätte man von Anfang an klären müssen.“
Schnellbuspläne werden vom Land gebremst
Es läuft nicht rund bei der Planung von Verbesserungen im westfälischen Schienenverkehr. Bei zwei großen Projekten steht der Fuß auf der Bremse: bei der Ausstattung der Städte und Gemeinden mit Mobilstationen und beim Schnellbuskonzept.
5,3 Millionen Euro werden investiert, um in jeder Kommune in Siegen-Wittgenstein den Umstieg zwischen Fahrrad, Auto, Bus und Bahn zu erleichtern. Das Programm für Siegen-Wittgenstein steht seit einem Jahr. Nun soll ein westfalenweites Gutachten erarbeitet werden, um die Mobilstationen landeseinheitlich auszustatten. Beim digitalen Schließsystem für Fahrradboxen macht das auch Sinn, sagt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS): „Wir warten auf Angaben, vorher können wir nicht ausschreiben.“
Die Schnellbusplanung in Westfalen ist dem NRW-Verkehrsministerium zu „kleinteilig“. Es verlangt vom Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) „langlaufende“ Linien, die Schienenverkehr ergänzen oder ersetzen, und droht mit dem Rückzug von Fördermitteln. „Das wäre ein Verstoß gegen Treu und Glauben“, sagt Günter Padt, „wir machen weiter.“ Erster Schritt soll eine neue Schnellbuslinie Siegen-Kreuztal-Olpe über die HTS und die A 4 sein.
Das sind mögliche Folgen
Wenn das zweite Gleis in Neunkirchen bleiben muss, funktioniert der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs nicht. Der NWL nimmt das schon in der Vorlage zu seiner nächsten Verbandsversammlung voraus: Auf der Prioritätenliste von 95 Stationen taucht Neunkirchen gar nicht mehr auf. Eine Fußnote weist darauf hin, dass die Verlegung der Station geprüft werde. Das wiederum ruft den Siegener ZWS auf den Plan: „Eine Verlegung des Bahnhofs Neunkirchen im Sinne einer Auflassung (Stilllegung, Red.) des Bahnhofs ist nicht akzeptabel.“ Vorsteher des ZWS ist Landrat Andreas Müller, der derzeit in Personalunion turnusmäßig auch Chef des NWL ist.
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Der NWL denkt aber noch weiter: Zwischen Struthütten und Niederdresselndorf seien an einem normalen Werktag höchstens 96 Fahrgäste unterwegs – schwächer sei die Nachfrage auf keiner Strecke in Westfalen-Lippe. Wenn der ZWS seine 7,8 Millionen Euro zurückziehe, werde der NWL nicht in die Bresche springen. Ohne eine Investition in die Infrastruktur werde aber „keine positive Entwicklungsmöglichkeit für diese Linie in Südwestfalen mehr gesehen.“ Das ist, kaum verbrämt, die Androhung eines Todesstoßes für die Linie.
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So soll es weitergehen
Die Entscheidung soll im Dezember fallen. „Die von der DB aufgezeigten Lösungsansätze sind entweder mit deutlichen Mehrkosten oder Nachteilen für Fahrgäste verbunden“, heißt es in der NWL-Vorlage. Er habe „weder die Strecke noch den Ausbau der Streckeninfrastruktur in Frage gestellt“, betont eine Vorlage des ZWS in Siegen. Er erwarte, so Landrat Andreas Müller in seiner Rolle als Siegener Verbandsvorsteher, dass sich der NWL „weiterhin für die Strecke und einen möglichen Ausbau durch den Eigentümer (die DB, Red.) einsetzt“. Bedingung sei der Erhalt der Bahnstation Neunkirchen und die Verknüpfung der Hellertalbahn mit dem RE 9 in Betzdorf, außerdem müsse der Schülerverkehr in Neunkirchen, Haiger, Dillenburg und Betzdorf „Grundlage der Planung“ bleiben.
Die Verbandsversammlung des ZWS findet am Mittwoch, 19. August, ab 18.30 Uhr in der Lyz-Aula in Siegen statt. Der NWL tagt am Dienstag, 25. August, ab 12 Uhr in Kamen.
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