Siegen-Wittgenstein. Der Kreistag gibt grünes Licht für den Schnellbus Siegen-Kreuztal-Olpe. Der Kreis muss dafür in die eigene Kasse greifen.
Der Kreistag hat am Freitag das erste Modul eines Schnellbuskonzeptes für Siegen-Wittgenstein beschlossen: eine neue Linie SB 1 von Siegen über Kreuztal nach Olpe. Weil die Schnellbusse nicht – wie der übrige Bus-Nahverkehr – allein mit Fahrgeldeinnahmen finanziert und eigenwirtschaftlich betrieben werden kann, muss der Kreis die Strecke EU-weit ausschreiben. Dabei wird er sich von Gutachtern und Juristen unterstützen lassen.
Kreis steuert jährlich 360.000 Euro bei
„Das ist richtig heftig“, merkte Horst-Günter Linde (UWG) an. Erstmals wurden nämlich auch Zahlen genannt. nicht nur die 400.000 Euro Fördermittel jährlich, die das Land bereitstellt, sondern auch die 360.000 Euro, die der Kreis selbst beisteuern muss – auf die zehn Jahre Laufzeit kosten die 34 täglichen Fahrten im Stundentakt zwischen 5 und 20 Uhr also 7,6 Millionen Euro.
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Geschwindigkeit, Fahrplantakt und sogar Fahrzeugqualität seien vom Land vorgegeben, merkte Landrat Andreas Müller an – da sei wenig zu sparen. Höchstens mit der alternativen Streckenführung direkt über die Autobahn nach Olpe, weil dann der Kostenanteil des Kreises Olpe größer werde. Die Zwischenstation in Kreuztal werde aber sehr gefragt sein: „Daran sollten wir jedes Interesse haben.“
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Linke schlagen Verkürzung der Linie vor
Ullrich Georgi (Linke) fragte nach: warum der Schnellbus nicht erst in Kreuztal eingesetzt werde? Von und nach Siegen fahre die Bahn, das Umsteigen in Kreuztal sei einfach. Dagegen werde die Schleife durch Kreuztal mit den dortigen Verkehrsstaus viel Zeit kosten. Der Bus werde für die Gesamtstrecke bestimmt länger brauchen als die angegebenen 40 Minuten, meinte auch Guido Müller (FDP). „Natürlich“, so Stefan Wied, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS), dauere die Fahrt über Kreuztal länger als über die Autobahn. Wegen der erwarteten Fahrgastnachfrage sei das dennoch „die bessere Variante“.
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„Das Potenzial mindert sich stärkstens, wenn umgestiegen werden muss“, sagte Landrat Andreas Müller. „Absolut förderungswürdig“ nannte auch Bernd-Dieter Ferger (CDU) die vorgeschlagene Route von Siegen über die HTS bis Buschhütten, von dort bis zum Kreuztaler Bahnhof und schließlich weiter über die HTS/A 4 nach Olpe. Von der Verkürzung der Linie hielt Ferger nichts: „Ist das denn noch attraktiv, wenn man bis zur Uni drei bis vier Mal umsteigen muss?“
Vorletzte Sitzung
Nach dem Ausfall der März-Sitzung hatte sich für den Kreistag jede Menge Arbeit angesammelt: Allein im öffentlichen Teil der Sitzung waren 45 Tagesordnungspunkte abzuhandeln, darunter allein die Genehmigung von 13 Dringlichkeitsbeschlüssen, die der Landrat allein mit den Fraktionsvorsitzenden gefasst hat, nachdem die Sachverhalte vorher in Videokonferenzen erörtert und in den Fraktionen besprochen worden waren.
Das war die letzte Sitzung des Kreistages vor der Wahl am 13. September. Die „alte“ Vertretung wird dennoch noch einmal am 2. Oktober tagen, auch die Ausschüsse kommen noch einmal zusammen. Denn die Amtszeit des neu gewählten Kreistags und des Landrats beginnt erst am 1. November.
Michael Sittler (SPD) warnte davor, das Vorhaben abzublasen und auf die Landesförderung zu verzichten. „Andere Regionen würden sich die Hände reiben und schöpfen das ab. Und wir gucken dann die nächsten zwölf Jahre in die Röhre.“ Anke Hoppe-Hoffmann (Grüne) sah das genau so: „Wir sollten auf jeden Fall zugreifen.“
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Freudenberg ist noch kein Thema
Insgesamt zehn mögliche Schnellbus-Verbindungen hatte der ZWS untersucht. Eine, die noch Chancen haben könnte, wäre die Verbindung Siegen-Freudenberg über die A 45 als Alternative zu den Linien über die Landstraße. „Die fahren ganz häufig hintereinander“, sagte Landrat Müller – die Linien 37 und 38, die durch den Schnellbus aber nicht geschwächt werden dürften, sind auf die Zugankünfte und -abfahrten in Siegen ausgerichtet. „Wir haben das zunächst zurückgestellt.“
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