Kreuztal. In Kreuztal lernen Kinder, wie sie ein Computerspiel entwickeln. Das macht so viel Spaß, dass sich auch die betreuenden Forscher zügeln müssen.

Erst pflanzen sie Bäume, dann verlegen sie Rohre und schließlich lassen sie ein Motorrad durch die 3-D-Kulisse fahren. Leo und Timon ziehen ein Element nach dem anderen in ein Computerspiel. „Cooool!“, rufen beide, als es funktioniert. Denn sie spielen nicht nur irgendein Computerspiel, sondern haben es selbst entwickelt. Wie das geht, lernen sie bei der Computerspiel-Entwicklungswerkstatt in der Stadtbibliothek Kreuztal. Die ist Teil der Kreuztaler Ferienspiele.

Kreuztal: Computerspiel-Entwicklungswerkstatt an fünf Tagen

Fünf Tage lang haben die Jugendlichen von 12 bis 15 Jahren Zeit, ihr eigenes Spiel zu entwickeln. Anfang der Woche durften sie analog arbeiten und sich etwa neue Varianten für das Spiel „Tic, Tac, Toe“ ausdenken. Kurz darauf ging es für die Jugendlichen zu Übungszwecken schon an die Entwicklung ihrer ersten Computerspiele.

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Am Mittwoch konnten sie sich nun für eine Variante entscheiden: Die beiden 12-Jährigen Leo und Timon entwickeln ein 3-D-Spiel. Möglich wäre auch ein 2-D-Spiel gewesen oder ein analoges Spiel wie ein Brettspiel. Die 15-Jährigen Philipp und Lukas haben sich für die vierte Möglichkeit, ein „Text-Adventure“, entschieden: Hier wird mit Skript-Sprache gearbeitet. Das heißt: Die Jugendlichen geben Textbefehle in den Computer ein und dieser setzt sie dann in Handlungen um.

Wissenschaftler der Uni Siegen erklären die Computerspiel-Entwicklung

Betreut wird das Angebot von den Medienwissenschaftlern Timo Schemer-Reinhard und Claudius Clüver von der Universität Siegen. Sie sind mit solch einer Leidenschaft dabei, dass sie sich immer wieder zügeln müssen, nicht selbst bei der Entwicklung einzugreifen. „Ich kann besser mit den Händen denken“, sagt Timo Schemer-Reinhard lachend und nimmt sich die PC-Maus.

Leo fährt mit seinem Motorrad durch die Umgebung seines Computerspiels. Auch die Bäume und Rohre hat er selbst dort eingebaut. 
Leo fährt mit seinem Motorrad durch die Umgebung seines Computerspiels. Auch die Bäume und Rohre hat er selbst dort eingebaut.  © WP | Ina Carolin Lisiewicz

Auch wenn es mitunter schwer fällt: „Wir lassen den Kindern allen Freiraum“, so Timo Schemer-Reinhard. Er und Claudius Clüver haben sogar einen Verein („Spielkultur Siegen“) gegründet, um auch unabhängig vom Universitätsbudget Videospiel-Workshops zusammen mit Studierenden anbieten zu können.

Stadtbibliothek Kreuztal: Computerspiel-Workshop sorgt für Begeisterung

„Das Spiele entwickeln macht schon Spaß“, sagt Leo. Zum Beispiel, wenn er das Motorrad immer schneller fahren lassen kann. Von jetzt auf gleich können Leo und Timon auch die Spielfiguren verkleinern, sodass sie mit den Motorrädern durch die Rohre ihres Spiels gelangen.

Spiele testen

In der Stadtbibliothek Kreuztal werden regelmäßig Spiele ausprobiert. Im Rahmen der durch die Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW geförderten Initiative „Spieletester“ können Jugendliche ab 12 Jahren unter fachlicher Betreuung verschiedene Computer- und Videospiele testen.

Dabei geben die Teilnehmer beispielsweise eine Altersempfehlung ab und bewerten die Spiele für den Spieleratgeber NRW.

Mehr Infos zum Projekt und Angebot der Stadtbibliothek Kreuztal gibt es unter stadtbibliothek-kreuztal.de.

Die Jugendlichen haben bei ihrem eigenen Computerspiel die absolute Entscheidungsgewalt: Sie bestimmen in der Entwicklungsumgebung „Kodu Game Lab“ etwa, was sie spielen wollen und welche Fähigkeiten ihre Figuren haben. Und auch das Zocken kommt bei alledem nicht zu kurz: Das neue Spiel muss schließlich ausgetestet werden. „Die Kinder lernen am besten, wie ein Spiel funktioniert, wenn sie es spielen“, so Claudius Clüver.

Kreuztal: Computerspiele werden am Ende in der Stadtbibliothek präsentiert

„Ich habe mich schon immer für die Entwicklung von Computerspielen interessiert“, sagt Philipp. Er hat Zuhause bereits schon mit schwierigeren Programmen gearbeitet und damit Spiele entwickelt. Bei der Entwicklungswerkstatt möchte er die Skript-Sprache „Harlowe“erlernen. „Am meisten Spaß macht es, sich die Geschichte für das Spiel auszudenken“, sagt sein Teamkollege Lukas.

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„Bei uns läuft man durch die Welt, entdeckt Monster, versucht Geld zu sammeln und sich davon später etwas zu kaufen“, erläutert Philipp. Er und Lukas wollen noch entscheiden, ob sie sich bis Ende der Woche an eine schwierigere Herausforderung als das „Text-Adventure“ begeben. „Die beiden wollen erstmal gucken, wie die Skript-Sprache funktioniert“, erläutert Claudius Clüver.

Präsentiert werden die Spiele am Sonntag, 9. August, um 15 Uhr in der Stadtbibliothek Kreuztal.

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