Niederdielfen. Die Siegener Organisation Alternative Lebensräume hilft jungen Eltern, Beruf und Familie zu vereinen. In der Coronazeit ist das besonders gefragt

Wie wichtig familienfreundliche und flexible Arbeitszeiten sind, rückt in der aktuellen Coronakrise besonders in den Blickpunkt. Eltern und auch ihre Kinder, die im „Homeoffice“ bleiben müssen, Belegschaften, deren Arbeitszeiten nicht so erfüllt werden können wie gewohnt. Neue Konzepte sind gefordert – sofern sie nicht schon vorhanden sind. Wie es gehen kann, zeigt das Modell „Teilzeitberufsausbildung - Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen“ (TEP) der „Alternative Lebensräume“, an dem sich auch die Siegenia Gruppe beteiligt.

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47 Auszubildende in Wilnsdorf

Seit neun Jahren bietet die Alternative Lebensräume mit TEP ein Programm, um junge Eltern in Teilzeitausbildung zu vermitteln. „80 Ausbildungsverträge kamen in dieser Zeit durch TEP zustande“, freut sich Projektleiterin Ursula Rauscher über den Erfolg des Programms während der Pandemie. „Im letzten Jahr konnten wir eine junge Mutter, Julia Schneider, zu Siegenia in Niederdielfen vermitteln, wo sie eine Ausbildung in Teilzeit zur Fachlageristin absolviert.“

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Bei der Siegenia Gruppe in Wilnsdorf wird seit 2014 auch in Teilzeit ausgebildet. „Derzeit haben wir deutschlandweit 80 Auszubildende, am Standort Niederdielfen sind es 47, wobei 21 ihre Ausbildung 2019 begonnen haben, davon zwei in Teilzeit“, berichten Nina Herter und Till Hügelmeyer aus dem Personalmanagement.

Viele Teilzeitausbildungen in Wilnsdorf möglich

Das Konzept funktioniert für viele Berufsfelder. „Wir bilden in einer breiten Palette aus, von Kaufleuten bis hin zum Werkzeugmacher,“ so Hügelmeyer und Herter, „dabei haben wir die Bedürfnisse der Menschen im Blick. Qualitativ gibt es keinen Unterschied, zwischen Voll- oder Teilzeitausbildung. Generell sind eine gute Abstimmung und ein enger Austausch mit den betreffenden Auszubildenden wichtig, wenn es z. B. um die Planung von ganztägigen Schulungen geht.“

Flexibilität ist von Seiten der Auszubildenden dabei genauso gefordert wie vom Ausbildungsbetrieb. Insgesamt attestiert das Unternehmen den jungen Eltern eine hohe Motivation, einen bestmöglichen Abschluss zu erreichen. Julia Schneider, Mutter von zwei Kindern im Alter von vier und sechs Jahren, hat eine 30-Stunden-Woche – die Berufsschulzeit sowie die Ausbildungsdauer sind dabei aber insgesamt nicht verkürzt.

Umfangreiche Starthilfe

Das Programm „Teilzeitberufsausbildung - Einstieg begleiten - Perspektiven“ öffnen wird vom Land Nordrhein-Westfalen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert.

Neben Bewerbungscoaching, Kompetenzprofil, Praktikum und Ausbildungsplatz-Vermittlung beinhaltet TEP auch Rat und Tat für die Teilnehmer bei ihrem Start in die Ausbildung.

In Absprache mit dem Vorgesetzten können die täglichen Einsatzzeiten im Betrieb flexibel vereinbart werden. „Am besten gefallen mir die äußerst flexiblen Arbeitszeiten, die in meinem Bekanntenkreis eher selten existieren“, berichtet Julia Schneider.

Vorteile für Familien in der Coronakrise

Besonders in der Coronakrise hat das enorme Vorteile für die Familie: „Vor allem in der aktuellen Zeit, wo der Kindergarten geschlossen ist, spreche ich mich mit meinem Mann ab, damit immer einer zu Hause bleibt und auf die Kinder aufpassen kann“, sagt Julia Schneider. „Dann macht es bei mir auch nichts aus, wenn ich an einem Tag um sechs Uhr am Arbeitsplatz bin und an einem anderen Tag erst um 13 Uhr.“

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Auch für die Firmen hat dieses Modell Vorteile in der Krisenzeit. „Gerade diese Flexibilität hilft uns allen durch die schwierige aktuelle Lage“, erklären Herter und Hügelmeyer. „Die Berufsschule versendet Schulaufgaben digital, damit die Auszubildenden auf die kommende Unterrichtszeit vorbereitet sind. Wir nutzen Homeoffice und die kaufmännischen Azubis erhalten Aufgaben durch Telefon- und Videokonferenzen.“

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