Burbach/Siegen. Im Burbach-Prozess macht die vergangene Zeit die Rekonstruktion der Ereignisse zunehmend schwierig.
Noch zehn ehemalige Wachmänner sind im Rahmen des „Burbach-Prozesses“ angeklagt. Am ersten Verhandlungstag nach der Sommerpause in Siegen spielen ein angeblicher Fall von Exhibitionismus und eine vermeintlich im Mund versteckte Rasierklinge eine Rolle.
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An diesem Montag im Hüttental der Siegerlandhalle geht es wieder einmal um Vernehmungen, die von Beamten mit früheren Bewohnern durchgeführt wurden, die zum Teil als Zeugen nicht mehr greifbar sind.
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Hat ein Wachmann in Burbach die Hose heruntergelassen?
Unter anderem steht noch einmal der Fall jenes Mannes auf der Tagesordnung, der aus seiner Sicht zu Unrecht fixiert, geschlagen und getreten worden sein will. Da kommt erstmals ein Gerücht über eine Exhibitionismushandlung ins Spiel, das seinerzeit für zusätzliche Unruhe gesorgt hatte, zumindest nach Darstellung eines der Beteiligten. Danach hatte sich unter den Bewohnern nicht die – vermutlich richtige – Version herumgesprochen, dass ein Bewohner sich aus dem einfachen Grunde entblößt hatte, um in ein Waschbecken zu urinieren und vom späteren angeblichen Opfer der Wachleute zur Rede gestellt worden war. Vielmehr hätte danach Sicherheitsmann K. vor der Frau des Bewohners die Hose herabgelassen und diesen damit provoziert.
Verfahren gehen unterschiedlich schnell voran
Das „Ablegerverfahren“ gegen Wachmann K. ist wegen Erkrankung des Angeklagten derzeit unterbrochen.
Der reguläre Prozess soll ab Mitte August mehr als einmal pro Woche verhandelt werden.
In der kommenden Woche geht es am gewohnten Mittwochstermin weiter.
Wie schwierig es ist, nach mittlerweile sechs Jahren die Wahrheit herauszufinden, zeigt sich auch bei einem anderen Zeugen. Der Polizeibeamte von der Wilnsdorfer Wache war zweimal dabei, als ein Bewohner der Burbacher Einrichtung wegen Randalierens in stark angetrunkenem Zustand abgeholt und zur Siegener Polizeistation gebracht werden musste. Während es im August 2014 bei einer Nacht in der Ausnüchterungszelle für den Übeltäter geblieben war, hat der Beamte an den zweiten Vorfall am 12. September des gleichen Jahres deutlich schärfere Erinnerungen. Nach Darstellung des Bewohners ist er zunächst in der Unterkunft misshandelt und dann von eben diesem Beamten im Streifenwagen geschlagen worden.
Hat ein Bewohner in Burbach eine Rasierklinge im Mund versteckt?
Er habe sich dann in der Zelle mit einer zuvor im Mundraum versteckten Rasierklinge selbst verletzt. Der Zeuge wiederum sei nun gekommen und habe Pfefferspray gezielt in die Wunden gesprüht. Er sei damals angezeigt und auch vom Staatsschutz vernommen worden, sagt der Beamte knapp und verzichtet zunächst auf weitere Ausführungen.
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Auf Nachfrage unter anderem von Verteidiger Daniel Walker wird er aber doch noch konkreter. Weder der Schlag noch das gezielte Sprühen entsprächen den Tatsachen. Das Verfahren sei eingestellt. Für den erfahrenen Polizisten mit 25 Dienstjahren ist auch die Rasierklinge eine Erfindung. Fünf Kollegen hätten den Mann in der Zelle beruhigen und fixieren müssen. „Mit einer Klinge im Mund hätte das ganz anders ausgesehen“, ist der Beamte überzeugt, dass da etwas hätte auffallen, dass sich der Bewohner stärker hätte verletzen müssen.
Der Mann habe „irgendwie, wahrscheinlich mit dem Zipper vom Reißverschluss“ eine alte Verletzung geöffnet. Die Zelle sei blutverschmiert gewesen. Die angeblich vorhandene Klinge wurde aber offenbar nicht gefunden. Wie sie trotzdem in die Akten komme? „Das hat er so gesagt“, betont der Zeuge mit hörbarem Zweifel. Was dem Anwalt wiederum als Beweis für die Fragwürdigkeit mancher Zeugenaussagen entgegenkommt. Zumal bereits von einem anderen Ex-Bewohner zu erfahren ist, der unter falschem Namen in Burbach war.
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