Siegen. Eine Polizistin sagt gegen Wachleute der Burbacher Flüchtlingsunterkunft aus. Sie waren bereits polizeibekannt.

Noch einmal das „volle Programm“ gibt es am Freitag im Burbach-Verfahren vor der 1. großen Strafkammer des Landgerichts Siegen, bevor eine ziemlich genau vierwöchige Pause eintritt. Gleich der erste Zeuge kommt nicht, was zu einer einstündigen Verzögerung führt. Auch danach bleibt es dünn, bis gegen Mittag doch noch so etwas wie Spannung aufkommt. Mit der Aussage einer Polizistin im „Ablegerprozess“ gegen den Ex-Wachmann K.

Hinweise auf Übergriffe

Die Beamtin hatte seinerzeit die Vernehmung jenes Bewohners gedolmetscht, um den es am vorherigen Verhandlungstag ging. Ein Mann, der nach seiner Darstellung versucht hatte, einen Streit zu schlichten, danach aber selbst von den Wachleuten geschlagen und getreten worden sein will. Sie habe bei Einsätzen immer wieder albanische Wortfetzen aufgeschnappt, die auf Übergriffe der Sicherheitsleute auf Bewohner hingedeutet hätten, erklärt die Polizistin.

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Sie selbst hat die Wachleute in Burbach als problematisch empfunden, abfällig selbst der Polizei gegenüber, „ohne, dass ich das heute noch an einem konkreten Beispiel festmachen könnte“. Jedenfalls sei sie damals zu ihrem Vorgesetzten gegangen und habe diesem geraten, „darauf ein Auge zu haben“. Kollegen hätten berichtet, „dass da Männer arbeiten, die sie aus anderen Einsätzen kennen. Die dürften da eigentlich gar nicht arbeiten. Das wurde intern bei uns diskutiert.“

Zeugin identifiziert Angeklagte

Im Hauptverfahren am Morgen berichtet die Zeugin B. davon, wie ihr Mann nach einem Streit zwischen den Eheleuten von drei Sicherheitsmännern abgeholt und ins „Problemzimmer“ verfrachtet wurde. „Ich werde diesen Tag niemals vergessen“, betont die 28-jährige Zeugin mehrfach. Immerhin sei auch ihre Tochter dabei gewesen, wie der Ehemann und Vater zu Boden geworfen und gefesselt wurde. Erst am nächsten Morgen sei ihr Gatte – der auch geladen war, aber nicht gekommen ist – herausgelassen.

Sie identifiziert die Angeklagten G. und O. als zwei der drei Männer, die damals ihren Mann mitgenommen hätten. Sein Mandant sei nachweislich anhand der Wachbücher gar nicht im Dienst gewesen, interveniert der Anwalt des G. „Die sind doch falsch. Das sagen Sie doch selbst“, weisen die Richterinnen Dreisbach und Scholtis den Einwurf gemeinsam zurück.

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Beliebter Sicherheitsmitarbeiter

Ansonsten sind nur jene Polizeibeamten gekommen, die schon beim vorherigen Termin in der abgetrennten Verhandlung gegen K. ausgesagt haben und ihre Eindrücke wiederholen müssen. In dessen Prozess gibt es auch einen kurzen Auftritt seiner Schwester. Die war zugleich zeitweilig seine Arbeitgeberin und soll bestätigen, dass er ab dem 2. August 2014 bis zum Ende des Vertrages der Wachfirma mit der Einrichtung im September in Burbach gearbeitet hat. Sie wolle die Gelegenheit nutzen, einmal für die Wachleute zu sprechen, sagte sie. Gerade ihr Bruder und einige weitere Personen hätten zu den beliebtesten Sicherheitsmitarbeitern gehört, die mit den Bewohnern geraucht und sich für diese eingesetzt hätten.

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Eine junge Frau (26), damals als Praktikantin zwei Wochen im September in Burbach, wird zu einem Vorfall gehört, wo der Angeklagte bei der Geldausgabe die Tür zum Büro so rüde geöffnet haben soll, dass ein Bewohner an der Hand getroffen wurde. Die Stimmung sei sehr unruhig und gereizt gewesen, immer wieder sei gegen die Tür gedrückt worden. „Er wollte niemanden verletzen, das war mein Eindruck“, nimmt die Zeugin den Mann aus Mitteldeutschland in Schutz. Hier geht es am 9. Juli weiter, während das Hauptverfahren erst am 27. Juli fortgesetzt wird.

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