Dreis-Tiefenbach. Die neue Autobahn GmbH des Bundes hat eine Außenstelle in Dreis-Tiefenbach. Hier laufen die Fäden für den A-45-Ausbau zusammen.

Von Dreis-Tiefenbach aus wird die Erneuerung der A 45 zwischen Lüdenscheid und der hessischen Landesgrenze geplant und umgesetzt. Ab 1. Januar allerdings nicht mehr in den Büros von Straßen NRW, sondern eine Etage höher von den neuen Nachbarn der Autobahn GmbH, die ebenfalls in den Telekom-Komplex einzieht.

Die Neuen: Start-Up hat noch freie Stellen

„Wir sind uns dessen bewusst, dass Netphen keine Autobahn bekommt“, sagt Bürgermeister Paul Wagener zur Begrüßung des neuen Betriebs, dessen Chefin Elfriede Sauerwein-Braksiek ihr Unternehmen als „einzigartige Mischung aus Behörde und Start-Up“ vorstellt. Wagener weiß natürlich auch, wie zufällig schon Straßen NRW 2012 nach Netphen gekommen ist: weil der bisherige Behördensitz in Siegen buchstäblich verschimmelt ist. Aber die Gunst der Stunde nutzt der Bürgermeister, der sich von Wirtschaftsförderer Bernd Wiezorek begleiten lässt, dennoch: mit der Empfehlung Netphens als Wohnort und dem Verweis auf die entsprechenden Bauplätze.

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Immerhin kommen hoch qualifizierte Ingenieure und Verwaltungsleute nach Netphen: Um die 30 wechseln zwar nur die Etage und kommen vom Landesbetrieb, mehr als 20 werden aber auch noch gesucht. „Händeringend“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek und wirbt: „Wir bieten gute Bezahlung und gute Aufstiegschancen.“ Und, so fügt sie hinzu, „tolle Projekte".

Über alle Grenzen

1370 Kilometer Autobahn liegen im Bereich der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH. 1450 Mitarbeiter sind dort eingesetzt.

Die A 45 wird von den Außenstellen Dillenburg, Netphen und Hagen betreut. Im gesamten Verlauf sind 60 Brücken, davon 38 in Westfalen (davon wiederum 23 in der Zuständigkeit von Netphen) und 22 in Hessen.

Die Autobahnmeisterei Freudenberg ist der Niederlassung Dillenburg zugeordnet. Sie überwacht Betrieb und Verkehr nicht nur auf dem „Netphener“ A-45-Abschnitt, sondern auch auf der A 4 zwischen Eckenhagen und Krombach.

Die Projekte: A-45-Brücken und Ausbau

Was Marco Gräb, der Leiter der neuen Autobahn-Niederlassung, postwendend bestätigt: „Sehr einzigartig“ sei der laufenden Neubau der Talbrücke Rinsdorf, die zuerst fertig gebaut wird und dann 2024 von Hydraulikpressen in ihre endgültige Position verschoben wird – die neue Brücke, hat mal jemand ausgerechnet, ist so schwer wie der Kölner Dom. „Das lässt beim Brückenbauer schon das Herz höher schlagen.“ Danach die Talbrücke Eisern, die Ende dieses Jahres gesprengt und neu gebaut wird. Und dann irgendwann auch die Siegtalbrücke, eine der höchsten Autobahnbrücken Deutschlands. „Danach kann man sich die Finger lecken“, sagt Marco Gräb, der von Hessen Mobil, sozusagen eine Schwester von Straßen NRW, kommt. Im September rechnet Marco Gräb mit einer Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, welche Variante weiter geplant werden soll. Aktuell wird mit einem Baubeginn 2027 gerechnet. Und dann einer Bauzeit von sieben Jahren.

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Die Perspektive: Von „temporär“ keine Rede

Als die Autobahn GmbH erfunden wurde, war Netphen als „temporärer“ Standort vorgesehen. „Den Begriff kennen wir nicht mehr“, stellt Elfriede Sauerwein-Braksiek klar. Der Mietvertrag in Dreis-Tiefenbach ist für zehn Jahre abgeschlossen, auch danach wird die A 45 längst noch nicht fertig sein. „Jeder Standort macht sich an seinen Aufgaben fest“, sagt die Westfalen-Chefin der Autobahn, „und unendlich ist nichts.“ So wenig wie das Autobahnneubauamt in Siegen, aus dessen Belegschaft ein Siegener und gleich zwei Netphener Bürgermeister hervorgingen. Oder das Straßenneubauamt, das Landesstraßenbauamt und das Westfälische Straßenbauamt, allesamt Vorgänger von Straßen NRW.

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© Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta / Funkegrafik NRW

Der Landesbetrieb, den Elfriede Sauerwein-Braksiek bis 30. Juni geleitet hat, bleibt und kümmert sich weiter um Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Die Autobahn kommt – und das hat politische Gründe: Der Autobahnbau soll schneller und unkomplizierter werden und sich auch über Landesgrenzen bewegen. Die Niederlassung Westfalen zum Beispiel, eine von 10 in Deutschland, ist für 1370 Kilometer Autobahn bis hinauf nach Niedersachsen ins Emsland zuständig und an der A 45 herunter bis zum Gambacher Kreuz in Hessen. „Alles aus einer Hand“, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek. Wozu auch gehört, dass es nicht mehr der Unterschriften von Länderministern unter Planfeststellungsbeschlüsse bedarf, die überhaupt erst Baurecht schaffen. Dafür gibt es nun ein – ebenfalls neues – Fernstraßen-Bundesamt.

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Hoffen auf schnelle Verbesserung

Paul Wagener freut das. Mit den Autobahnen habe das bisher doch gehapert, sagt er und erzählt, wie die Firma Günther Fertigteile „auch für die Autobahn“ von Helgersdorf aus auf lange Umwege schicken muss. „Wir sind sehr froh, dass Sie das jetzt angehen.“ Der Netphener Bürgermeister erwähnt die anderen Start Ups im Haus, zu denen Mitarbeitende sogar aus dem Rheinland täglich einpendeln. Die Autobahn GmbH hat Tassen als Mitgebsel: mit dem neuen Logo. Einem Anti-Stress-Ball in Bauhelmform für die Ungeduldigen. Und Noppen am Außenboden. Damit die Tasse bei Schlaglöchern nicht wegrutscht.

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