Siegen. Die Jamaika-Ratsmehrheit in Siegen beharrt darauf: Maximal fünf Prozent des Wäldchens am Bürbacher Giersberg dürfen für Bauland verschwinden.

Klimaschutz und Bedürfnisse der Menschen kommen sich mitunter ins Gehege. Das wird am Beispiel Bürbacher Giersberg deutlich: Hier soll nach Vorstellung der Siegener Verwaltung dringend benötigtes Wohnbauland entstehen, auf der Wiese und der Fläche des Wäldchens zwischen Giersberg- und Leineweberstraße. Nach dem Willen der Jamaika-Koalition dürfen maximal fünf Prozent des Wäldchens verschwinden – zu wenig für die Gegner.

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„Erstaunlich, wie Jamaika rumgeeiert hat“, findet Ingmar Schiltz (SPD) im Rat den Sinneswandel: Von zeitweise gar keiner Erschließung an dieser Stelle hin zu minimalem Waldeingriff. „Wenn 40 Prozent des Wäldchens verschwinden, kann die größtmögliche Zahl Wohnungen entstehen“, betonte Schiltz.

Grüne: Siegener Klimaschutzbeschluss von September 2019 gilt

„Wir waren von Anfang an für die Minimalversion“, sagt Grünen-Fraktionschef Michael Groß. Laut Verwaltung lohne sich die Erschließung dann nicht – „dann heben wir nicht die Hand dafür.“ Nach wie vor sei man der Auffassung, dass hier Wohnungen nötig seien, aber eben nur mit moderatem Eingriff – maximal fünf Prozent des dürfen gefällt werden. „6 oder 7 Prozent werden wir nicht mitmachen.“ Die von der SPD favorisierte Variante mit 40 Prozent Waldverlust sei ein Kahlschlag, so Groß und verwies auf die Klimaschutzbeschlüsse vom September 2019: „Wenns drauf ankommt können wir doch nicht beschließen, wie es fürs Klima am schädlichsten ist.“

„Wir brauchen Entwicklung, wir brauchen Gewerbeflächen, Menschen brauchen Wohnraum“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Rüdiger Heupel, „die Menschen müssen sich aber auch wohlfühlen.“

Kritik am Vorgehen: Siegener Verwaltung hätte sich Arbeit sparen können

Allenthalben werde betont, wie dringend man Wohnungen brauche, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Detlef Rujanski, aber wenn die knappen Flächen beplant werden sollen, werde das von vornherein begrenzt. „Die Leute, die sich wohlfühlen sollen, müssen erstmal da sein.“ Das neue Fünf-Prozent-Kriterium hätte auch früher kommuniziert werden können, das hätte der Verwaltung viel Arbeit erspart. „So motiviert man Mitarbeiter...“

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„Das Klima hat es nicht verdient, als moralische Keule missbraucht zu werden“, sagte Joachim Pfeifer (SPD) – beim Widerspruch zwischen Klima und Mensch lege man hier den Schwerpunkt auf existenzielle Bedürfnisse des Menschen. „Lächerlich, dass das Klima gefährdet sein soll, weil eine Baumplantage zum Teil abgeholzt wird.“

Siegens Stadtbaurat warnt erneut und vergeblich vor verfrühten Fakten

Stadtbaurat Henrik Schumann warnte wiederholt – und ungehört – davor, zu früh Fakten zu schaffen. 12 Prozent des Wäldchens zu roden sei sinnvoll, um eine funktionierende Siedlung zu schaffen statt eines Anhängsels an den Dornseifer-Parkplatz. „Ich halte nichts von Zahlen, wenn wir noch keinen Entwurf haben. Wir sollten erst eine Basis schaffen, dann abwägen und entscheiden.“ Die fünf Prozent seien gut gemeint, hälfen aber nicht.

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„Auch klimaneutrale Gewerbegebiete werden nicht zu haben sein“, warf Peter Schulte (fraktionslos) ein. „Oberschelden-Seelbach wird Jamaika nicht gemeinsam beschließen“, betonte Michael Groß.

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