Netphen. Corona macht auch erfinderisch: Geschenkte Tablets könnten Kinder vom Auspendeln in Nachbarstädte abhalten.
„Die Schule ist in den Mittelpunkt der Betrachtung gekommen“, stellt SPD-Fraktionschef Manfred Heinz fest: Da sei das – als solches wahrgenommene – „Durcheinander“, das die Landesregierung veranlasse. Da seien Fragen der technischen Ausstattung für das „Homeschooling“. Schließlich Raumprobleme, wenn alle Schüler wieder unterrichtet werden sollen: Da müsse die Stadt sich um Räume von Kirchen, Privaten und Vereinen und sogar um leer stehende Ladenlokale bemühen, um Schulklassen dorthin auszulagern. Der Rat kann am Donnerstag einen Blick auf die Lage werfen.
Die Sekundarschule: Zu viele Räume für zu wenig Lehrer
Die Frage nach Ersatzräumen oder Container-Provisorien stellt sich für Konrektor Jürgen Weber nicht: „Was nützen uns Räume, wenn das Personal fehlt?“ Derzeit reicht ein Gebäudetrakt aus, um den Unterricht abzuhalten, der möglich ist. Die Schule bekomme keine zusätzlichen Lehrerstellen, auch eine vorgeschlagene Verlängerung der Verträge für die sechs Lehramtsanwärter gibt es nicht. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir nach den Ferien alle Schüler wie bisher unterrichten können.“
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Das Homeschooling bewertet Jürgen Weber differenziert: Zum einen hätten „ganz viele Schüler viel mehr Leistung gebracht“. Zum anderen stelle sich auch heraus, dass in „bildungsfernen Familien“ Schüler „nur schwer erreichbar“ seien – da seien auch Hausbesuche durch die Lehrkräfte erforderlich geworden. Erfolgreich sei die Schule, was die Technik der Digitalisierung angehe: Mit Unterstützung der Stadt sei eine Entwicklung beschleunigt worden, die sonst zwei Jahre gedauert hätte. Von der Sekundarschule kommt auch die Idee, Kindern bereits in der Grundschule Tablets durch die Stadt zur Verfügung zu stellen – die sie behalten dürfen, wenn sie eine weiterführende Schule in Netphen (und nicht in einer Nachbarstadt) besuchen.
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Die Grundschulen: Smartphone ist das wichtige Medium
Annette Kramps, Rektorin der Grundschule Netphen, formuliert das Ziel, das Kinder im 4. Schuljahr den Umgang mit digitalen Endgeräten beherrschen – und das sollte derzeit noch, für Schulzwecke, das Smartphone sein und nicht der heimische PC, den die Eltern für ihr Homeoffice benötigen. „Eltern sollen auch nicht neue Endgeräte kaufen müssen.“
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„Schwierig“ nennt Annette Kramps den Neustart in dieser Woche. Den Kindern sei die lange Zeit ohne Schule nicht gut bekommen, sie verhielten sich regelrecht ängstlich: „Wir haben drei, vier Tage gebraucht, dass sie nicht mehr wie Zinnsoldaten herumstehen.“ Das Abstandsgebot ist offenkundig kaum einzuhalten. Wegen der Abhängigkeit von Schulbussen ist ein zeitlich gestaffelte Schulbeginn nicht möglich. Getrennt werden die Klassen, indem sie unterschiedliche Eingänge benutzen. Nach Schulschluss stürmten dann aber am Ende doch wieder alle in denselben Bus, berichtete Annette Kramps, „und nachmittags im Dorf spielen sie alle miteinander.“ Da werden auch kleine Fortschritte erwähnenswert: In der Schule wird keine Desinfektionslösung verwendet, sondern ein Gel. „Das tropft nicht.“
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Das Gymnasium: Schulbücher müssen kopiert werden
„Unsere Lehrer sind viel fitter, als wir glauben“, sagt Schulleiter Eckhard Göbel. Das Homeschooling funktioniere, die Microsoft-Software für Videokonferenzen und digitales Arbeiten (Teams) ist auch hier Standard beim Lernen auf Distanz. Auf seinem Wunschzettel hat Eckhard Göbel nicht nur WLAN, Endgeräte und die technische Aufrüstung des Lehrerzimmers, sondern auch – einen Kopierer. Nach den Sommerferien sollen die Schüler mit den Büchern des jetzt zu Ende gehenden Schuljahr weiter- und aufarbeiten; die Bücher können also noch nicht an den nachfolgenden Jahrgang weitergegeben werden, der sich folglich mit Kopien begnügen muss.
Vorschlag: Schulklassen in leeres Autohaus
Die SPD-Fraktion verzichtet auf einen Arbeitsauftrag an die Verwaltung, Konzepte zu erarbeiten. „Wir werden zeitnah auf Veränderungen reagieren“, sagt Baudezernent Rainer Schild zu, „finanzielle Zwänge werden keine Rolle spielen.“ Manfred Heinz (SPD) drängt: In der Industriestraße stehe ein Autohaus leer. „Wir haben noch nicht gefragt, ob da zwei Klassen einziehen können.“
Zurückhaltend äußert sich Eckhard Göbel zum Raumbedarf: Unterricht im Klassenverband wird derzeit in zwei Turnhallenhälften, der Mensa und Forum erteilt; dank dieser Großklassenräume mussten Klassen nicht geteilt werden. Für den Sportunterricht müsste dann auf die Georg-Heimann-Halle ausgewichen werden „Ich weiß nicht, wie die Lage in sechs Wochen ist.“ Die Notwendigkeit des Erweiterungsbaus erweise sich nun als um so dringender, schon im „Normalbetrieb“ stoße die Schule an Grenzen.
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