Hilchenbach. Bäume, Wasserlauf, Gastronomie: Der Hilchenbacher Stadtentwicklungsausschuss stimmt für den „grünen Norden“. Aber es gibt auch einen Einwand.

Bei einer Gegenstimme hat sich der Stadtentwicklungsausschuss dafür ausgesprochen, die Neugestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes anzugehen. Wenn Kostenschätzung und Planunterlagen rechtzeitig stehen, kann der Rat darüber am 9. September beschließen und die Stadt noch rechtzeitig für 2021 Fördermittel beim Land beantragen. „Wir werden das nicht im Galopp machen“, sagte Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis allerdings auch. Im Zweifelsfall werde ein Jahr gewartet. Zu den Themen, die zu klären sind, gehört auch die Frage, ob die Anlieger Straßenausbaubeiträge nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) bezahlen müssen.

Das ist der Plan

Die Entscheidung fiel für die Variante „Grüner Norden“, für die das beauftragte Siegener Büro Loth Städtebau und Städteplanung nun eine Visualisierung anfertigt:

  • Auf der Nordseite des Marktplatzes (Rathaus) wird eine doppelte Baumreihe neu angepflanzt, auf der Südseite (Sparkasse) bleiben die Bäume stehen.
  • Auf dem oberen Markt, in Höhe von Engelbert, wird ein Plateau mit einem Baumhain angelegt; dort ist auch Platz für einen Gastropavillon.
  • Zwischen den Baumreihen im Norden fließt ein offener Wasserlauf, der aus dem Wasserspiel unterhalb des Plateaus gespeist wird. Auf einer Grünfläche wird ein Spielbereich angelegt.
  • 14 Parkplätze werden im Süden sowie an der Durchfahrt zur Hilchenbacher Straße ausgewiesen.
  • Die Durchfahrtmöglichkeit befindet sich zwischen den beiden Baumreihen. Dort, etwa in Höhe der Sparkasse, ist dann auch die Bushaltestelle.
  • Auf der Südseite, zwischen Baumreihe und Gebäuden, wird eine Fußwegeverbindung geschaffen. Dort befinden sich auch Flächen für Gastronomie.
  • Insgesamt soll der Platz barrierefrei sein und Verweilmöglichkeiten anbieten.

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Das sagen die Befürworter

„Eine tolle Geschichte“, findet Ulrich Bensberg (UWG): „Gas geben, solange es Fördermittel gibt. Und den Einzelhandel neu denken, möglichst keine Filialisten.“ Dr. Peter Neuhaus (Grüne) erinnert an das Urteil des Siegener Architekturprofessors Dr. Heinz Höfler, der einmal vom „schönsten Marktplatz nördlich von Siena“, aber auch von einem „ungehobenen Schatz“ gesprochen habe. Der Entwurf sei „ganz großartig“. Richtig sei es, auf Verweilqualität zu setzen – die biete letztlich auch für den Handel mehr Chancen als die allzu autofreundliche Gestaltung.

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Peter Kraus (UWG) wirbt dafür, möglichst alle Bäume zu erhalten. Birgit Weiß (SPD) nennt es wichtig, dass Veranstaltungen wie die Märkte und die Kirmes auch auf dem neu gestalteten Marktplatz möglich bleiben. „Die Veranstaltungen und auch der Wochenmarkt werden dann anders aufgebaut“, sagt Kerstin Broh vom Stadtmarketing. „Die Schausteller werden sich arrangieren und die Vereine auch“, sagt Kyrillos Kaioglidis, „vielleicht dehnen wir uns ein bisschen in die Gerbergasse und die Dammstraße aus“. Für das Plateau auf dem oberen Markt kann sich Kaioglidis einen von einer dort installierten Außentheke bewirtschafteten Biergarten vorstellen. „Da ist auch eine Buchhandlung in der Nähe, die ein Lesewäldchen zu schätzen weiß.“

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Das ist der Einwand

Die einzige Gegenstimme kommt von Christoph Rothenberg (FDP): Projekte wie der Abriss der Schulen in Helberhausen und Dahlbruch, um Bauplätze für eine Kita und für Wohnungen zu schaffen, und die Neugestaltung des Dorfplatzes in Vormwald seien wichtiger. Die Neugestaltung des Marktplatzes, der erst in den 1980er Jahren nach der Verlegung der B 508 umgebaut wurde, sei dagegen „nicht vermittelbar“. Auch die weitere Planung für einen Zuschussantrag mache keinen Sinn. „Wir können noch nicht einmal sagen, ob wir überhaupt den Eigenanteil aufbringen können.“

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„Natürlich müssen wir Geld in die Hand nehmen, um das Projekt förderfähig zu machen“, erwidert Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis, „sonst brauchen wir gar nicht weiter darüber nachzudenken.“ Das Corona-Wirtschaftskrisenargument will Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD) schon gar nicht gelten lassen: „Wir können doch nicht unsere Stadtentwicklung einstellen.“

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