Burbach/Siegen. Syrer schildern ihre Erlebnisse in der Burbacher Flüchtlingsunterkunft, Polizisten berichten von brutalen Misshandlungen durch Sicherheitsleute.

Polizisten und vier Bewohner sind am Freitag, 5. Juni, zum Burbach-Prozess geladen. Zwei der Bewohner werden vorgeführt, ein Ehepaar ist nicht auffindbar.

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Zwei Syrer, beide Jahrgang 1994, erinnern sich sehr unterschiedlich an ihre Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung. Der eine wohnt inzwischen in Münster, lebt von Aushilfejobs, beginnt bald eine Ausbildung. In Burbach war er im Februar 2014, „für 14 oder 15 Tage“, nach seiner Erzählung wenig aufregend. Im „Problemzimmer“ war er nie, hat davon nur gehört. Er bekam mit, wie für einige „Insassen“ Geld gesammelt wurde – ob als Strafe oder Ersatzleistung, kann er nicht sagen. Syrer kämen nicht aus Deutschland und hielten sich nicht immer so an die Vorschriften, glaubt er. Da werde dann eben auch bei Verbot geraucht, „weil es schmeckt“. Die Polizei habe ihn zur Vernehmung ohne Erklärung aus dem Deutschkurs geholt, „das war schon peinlich“. „Was hast Du gemacht“, habe es sofort geheißen. Aufgrund seiner Deutschkenntnisse habe er im Kurs die Sache kaum erklären können. „Das tut mir leid“, sagt die Vorsitzende.

Junger Syrer war nur wenige Stunden im „Problemzimmer“

Der zweite Zeuge weiß noch, dass er zwischen 10. und 23. Juni 2014 in Burbach war, auch einmal im „Problemzimmer“ gewesen. Im Zimmer sei geraucht worden, alle hätten danach den Raum wechseln müssen. Er sei nie von Sicherheitsleuten „geschlagen oder beschimpft worden“, versichert er. Allerdings „haben wir auch großen Respekt gehabt“. Es habe eine gewisse Aggressivität gegeben, zumal der „oberste Sozialbetreuer“ bei der Ankunft deutlich gemacht habe, Sicherheitsleute jederzeit einsetzen zu können. Da sei auch ein Raum für Bestrafungen erwähnt worden. Er sei nicht lange eingesperrt gewesen, wegen Migräne wurde er per Taxi ins Krankenhaus gebracht, sei gegen drei Uhr zurück gewesen. Auch seine Freunde hätten das Zimmer bald verlassen können. Er identifiziert einige Angeklagte als damalige Mitarbeiter.

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Vier Beamte sind am Nachmittag im „Ableger“-Prozess gegen Wachmann K. geladen. Ein Vorfall am 5. September 2014 begann mit einer Anzeige gegen einen Bewohner, der randaliert habe, mit einem Feuerlöscher auf Sicherheitsleute losgegangen. Das fand der vernehmende Polizist so ungewöhnlich, dass er sich bis heute daran erinnert – in diesem Prozess durchaus ungewöhnlich. Angeblich war es um einen Exhibitionismusvorfall gegangen. Ein Bewohner habe dem Polizisten berichtet, ein Araber habe in den Waschräumen in ein Waschbecken uriniert. Das sei von dem Betroffenen geklärt worden, als die Sicherheitsmänner völlig unnötig über diesen herfielen, ihn zu Boden warfen, fixierten, traten und schlugen. Das habe zu Verletzungen geführt.

Ex-Bewohner berichten Polizei von Schreien und Schlägen im Wach-Container

Die Verteidiger wundern sich, dass die Wachleute die Polizei gerufen hätten, falls es wirklich zu überzogener Härte gekommen sei. Dazu kommen Widersprüche, ob die Schläge tatsächlich in den Waschräumen stattgefunden hätten – später habe der Zeuge berichtet, erst nach dem Heraustragen von Wasserspendern aus dem Gebäude angegangen worden zu sein. Danach sei er in den Wachcontainer gebracht und dort festgehalten sowie misshandelt worden.

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Ein anderer Bewohner hat ausgesagt, die Sicherheitsleute hätten die Container-Tür verschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Man habe Schreie und Schläge vor der Tür gehört. Schläge hören, das gehe doch gar nicht, meint Anwalt Adam. „Wir können das demonstrieren. Es ist zu hören, wenn Knochen auf Fleisch trifft“, sagt Oberstaatsanwalt Christian Kuhli.

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