Siegen. Das Jubiläumskonzert musste wegen Corona ausfallen. Aber am Sonntag ist die Uni Bigband im Siegener Schlosspark zu hören.

Die Uni Bigband wollte ihren 40. Geburtstag mit einem Konzert im Jazzclub Oase mit hochkarätigen musikalischen Gästen feiern. Es fiel der Pandemie zum Opfer. Doch am Sonntag wird nachgefeiert. Zumindest ein wenig.

Der Schlagzeuger: 38 Jahre lang aktiv dabei

Ulli Vollmer hat viel zu erzählen. Von der Gründung der Uni Bigband 1980 bis zu seinem grandiosen Abschiedskonzert am 24. Februar 2018 war er der Schlagzeuger oder, wie er sich selbst ironisch nennt, der„Rhythmusknecht“ dieser Formation. In den 38 Jahren hat der pensionierte Diplom-Bibliothekar und Leiter der Städtischen Bücherei Siegen bei weit über 300 Konzerte mitgemacht, drei CDs aufgenommen und sieben Bandleader erlebt.

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Besondere Erinnerungen hat Uli Vollmer an das Jahr 1991. Da machte die Band gleich zwei Konzertreisen ins Ausland: Auf Vermittlung der jazzbegeisterten Bürgermeisterin Hilde Fiedler in Siegens Partnerstadt Leeds: „Wir wohnten in Einzelzimmern im luxuriösen „Hilton“, dem ersten Haus am Platz und hatten mehrere Auftritte, unter anderem auch beim legendären German Bier-Fest.“

Die Reise nach Genua im gleichen Jahr verdankt die Band ihrem ehemaligen Chef Bernhard Well, der inzwischen an der dortigen Deutschen Schule tätig war. Genua ist die Geburtsstadt des Seefahrers Christoph Kolumbus, der sich 500 Jahre zuvor aufgemacht hatte, die Neue Welt zu entdecken, und veranstaltete aus diesem Anlass ein großes Stadtfest. Beim kulturellen Rahmenprogramm war auch die Uni Big Band dabei.

Am beständigsten sind die Drummer

Die Besetzungsliste der 40 Jahre umfasst mehr als 120 Namen. Darunter 50 Saxofonisten, 24 Trompeter, 13 Gitarristen, aber nur sechs Drummer.

CDs: 1997 Live-Konzert mit Gerd Dudek im Lyz, 2004 Live-Konzert im Lyz, 2011 „US“ unter anderem mit Andy Haderer (Trompete).

Im Apollo und auf Hohenroth

Gastauftritte bei den „Jazz-Tagen Biedenkopf“, dem „Uni-Bigband-Festival“ in Bonn und dem Bundesposaunenfest in der Essener Grugahalle kamen hinzu. Die wichtigsten Konzerte jedoch gab die Band schon immer im heimischen Raum. Sehr groß und mit gewaltiger Klangwucht etwa 2011 im Apollo-Theater das Programm „Ellington and more“, gemeinsam mit dem Uni-Chor und dem Uni-Orchester unter der Leitung von Ute Debus. Besonders gerne und mit schöner Regelmäßigkeit im Alten Bahnhof Deuz, dem Heimatort des Posaunisten Heinz Jürgen Göbel, der gemeinsam mit Uli Vollmer, den Trompetern Peter Meixner und Martin Dangendorf und dem Pianisten Achim Weiß zu den Urgesteinen der Band gehört. Aber auch in der einzigartigen Umgebung des Forsthauses Hohenroth, beim alljährlichen Fullhouse Jazz im Krönchen-Center und vor allem im Lyz, der Heimat des Jazzclubs Oase.

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Dort wollte dieser wichtige Kulturträger der Region Südwestfalen am 28. März auch sein Jubiläumskonzert geben. Mit musikalischen Gästen vom Feinsten: Andy Haderer und Ludwig Nuss, dem Trompeter- und dem Posaunenstar der WDR Big Band. Und Gerd Dudek, der in Siegen aufgewachsenen inzwischen über 80-jährigen Legende des modernen europäischen Jazz. Da das Konzert wegen Corona ausfallen musste, ist die Uni Bigband erstmals wieder zu hören am Sonntag, 7. Juni, 16 Uhr im Siegener Schlosspark.

Die Bandleader: Von Whigham bis Reuthner

Jiggs Wigham, der aus Cleveland/Ohio stammende erste Bandleader, hatte schon als Posaunist eine große Karriere. Er spielte in den USA unter anderem in Big Bands von Count Basie und Maynard Ferguson und in Deutschland bei Kurt Edelhagen und Peter Herbolzheimer. An der Kölner Musikhochschule erhielt er als erster Jazzer eine ordentliche Professur. Ihn, der als einer der weltweit besten Jazzlehrer und Motivationskünstler gilt, als Dozenten und Leiter der neu gegründeten Uni Bigband nach Siegen geholt zu haben, war 1980 ebenso sensationell, wie wenn heute ein Siegener Fußballverein Jürgen Klopp als Trainer bekommen würde. „Jiggs war nach dem ersten Probenbesuch entsetzt, worauf er sich da eingelassen hatte, und hätte am liebsten das Weite gesucht“, erinnert sich Ulli Vollmer. „Als er nach einigen Übungseinheiten jedoch Fortschritte in Sachen Swing erkannte, blieb er – und zwar für fünf Jahre. Ich glaube, die Typen hatten ihm gefallen.“

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Auf Wigham folgten Bernhard Well, Klaus Panten, Hartmut Sperl, Hans Christian Dörrscheidt und Björn Strangmann.

Seit 2010 leitet Martin Reuthner die Bigband der Siegener Uni. Auch der Kölner Trompeter kann als Musiker auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, denn er gehörte zur Paul Kuhn Bigband, dem United Jazz and Rock Ensemble und dem Orchester Pepe Lienhard, der Band von Udo Jürgens. Aktuell tritt er als Gastmusiker in der WDR Bigband und im WDR Rundfunk-Orchester auf. Sein Credo ist, Stücke zu bieten, die seine Musiker fordern, aber nicht überfordern: „Besser leichter und gut gespielt als schwer und nicht gut.“ Das größte Lob für Reuthners Arbeit kommt aus dem Mund von Jiggs Wigham: „Die Band ist besser denn je.“

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