Siegen. . Im Elterntaxi zum Auftritt: Mit UniJAZZity begrüßt der Siegener Jazzclub Oase im Lyz seine jüngsten Musiker aller Zeiten.

Das Stimmen der Instrumente dauert eine Weile. Kein Wunder. UniJAZZity, bereits mit dem WDR-Jazzpreis 2016 ausgezeichnet, ist ein sehr junges Orchester. Viele noch im Kindesalter und damit das jüngste Ensemble, das jemals auf der Bühne des Jazzclubs Oase gespielt hat. Die Anfahrt zum Konzert aus vielen Orten Westfalens von Ahlen, Borken, Soest bis Warendorf haben die Eltern bewerkstelligt.

Der Sound der jungen Talente unter der Leitung des 47-jährigen Jazztrompeters Christian Kappe, der das Orchester vor zehn Jahren gründete und unter anderem in der Band von Peter Herbolzheimer mitgespielt hat, begeistert vom ersten Akkord an und widerlegt das Vorurteil, Jazz sei eher etwas für die Generation der in die Jahre gekommenen Grauhaarigen. Ob „Mr. Lucky“ des legendären Henry Mancini, der Blues „Groovin hard“ oder das moderne „The Jazz Police“ der Big Phat Band: Es rockt und grooved mächtig und es entsteht ein beeindruckender Gesamtklang. Vor allem natürlich durch die große Bläsergruppe, in der auch außergewöhnliche Instrumente wie ein Bariton-Saxofon oder eine Bass-Posaune zu finden sind.

Christian Kappe gibt allen der jungen Talente reichlich Platz für Soli. Dass da nicht immer jeder Ton genau getroffen wird, was soll’s? Jeder traut sich und man sieht allen die Freude an, wenn sie anschließend Szenenapplaus bekommen. Das Programm des Abends bietet nicht nur Jazz in Reinform, sondern auch Preziosen der Pop-Musik. Klangvoll das „Human Nature“ von Michael Jackson, rhythmisch „Children of Sandez“, ein Easy- Listening-Hit der 1970er im Samba-Modus, und am Ende der Party-Kracher „Viva la Vida“ von Coldplay, bei dem die Bläsergruppe noch einmal alles geben kann.

Junge Big Band Musik

An einer Stelle hat das Programm einen regionalen Bezug und das Publikum kommt in den Genuss eines Duetts. Der junge Kreuztaler Posaunist Philipp Hayduk und Benedikt Göb, einer der beiden Pianisten des Jugend-Jazz-Orchesters, spielen den Titel, mit dem sie den 1. Platz beim Landeswettbewerb gewonnen haben. Eine Klangperle, dynamisch fein abgestuft, virtuos und in stetigem Wechsel zwischen ruhiger Ballade und Swing. Da wird es ganz still im Lyz. Das Konzert UniJAZZity endet klassisch. Das „Guten Abend, gute Nacht“ von Johannes Brahms mit Jazz-Harmonien beschließt einen Abend für Freunde junger Big Band Musik, bei dem die Verantwortlichen des Jazzclubs OASE angesichts der vielen heimischen Jazzfreunde wesentlich mehr Zuhörer erwartet hätten.