Freudenberg. Möbelkünstler Sascha Wrischnig verkauft seine Werke, um Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu erfüllen, die in Friedenshort-Wohngruppen leben.
Einzelstücke, die so sonst keiner baut: Sascha Wrischnig erschafft Möbel-Kunstwerke. Der Freudenberger macht aus dem, was andere Leute entsorgen, neue Dinge. Tische, Lampen, Kommoden, oft mit individuellem Bezug zum Kunden. Die Corona-Krise ist für Kreative hart, aber Wrischnig will sich nicht beschweren: Er verkauft jetzt seine Werke – nicht für sich, sondern um vom Erlös die Wünsche der Kinder und Jugendlichen zu erfüllen, die in den Wohngruppen des Friedenshorts Freudenberg leben.
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Die Idee von Möbelkünstler Sascha Wrischnig: Kindern eine Freude machen
Bei seiner kleinen Tochter merkte Sascha Wrischnig bald, dass sie die Corona-Krise belastet. Keine anderen Kinder, immer nur zuhause mit den Eltern, viele Freizeitaktivitäten fallen weitgehend weg. Eine Klassenkameradin seiner Tochter war irgendwann zu Besuch, das Mädchen lebt im Friedenshort. Wie muss es den Kindern dort erst gehen?, fragte sich Wrischnig. Wäre es nicht schön, sie zu überraschen, zu signalisieren, dass andere, fremde Menschen an sie denken?
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Wrischnig schaute sich in seiner Werkstatt um. Wenn er ein Möbelstück, alte Bretter – irgendwas – am Straßenrand findet, nimmt er es mit und baut etwas daraus, was ihm gerade in den Sinn kommt. Mit der Zeit hatte sich einiges angesammelt. Vor ein paar Jahren hatte Wrischnig die Aktion „Möbel für Menschen“ ins Leben gerufen und seine Werke zugunsten des Café Patchwork verkauft, um alten und bedürftigen Menschen zu helfen. Er beschloss, eine Neuauflage zu machen, diesmal für die Friedenshort-Wohngruppen.
„Ich wünsche mir, dass die Kinder Spaß haben, sich ablenken, ihre Freizeit gestalten können“, sagt Wrischnig. Die jungen Bewohner erstellten Wunschlisten. „Egal was, Hauptsache, es tut den Kindern gut“, sagt Wrischnig. Fahrräder, Inliner, Videospiele, Kletterstangen, Eismaschine, Basketballständer, Schnitzwerkzeug, Zelte, Pool, Fußballtore, Tischtennisplatte oder Gesellschaftsspiele: Alle schrieben auf, über was sie sich freuen würden.
Die Kinder und Jugendlichen der Friedenshort-Wohngruppen
Die Corona-Pandemie stellt die Jugendhilfe-Einrichtungen des Friedenshorts vor besondere Herausforderungen. In den Wohngruppen leben bis zu neun Kinder und Jugendliche unter einem Dach, rund um die Uhr sind pädagogische Mitarbeitende für sie da. „Es war recht schwierig, den jungen Menschen die notwendigen Kontaktreduzierungen begreiflich zu machen“, berichtet Bereichsleiterin Andrea Krumm-Tzoulas. Besuchskontakte sind stark eingeschränkt. Eine Wochenend-Heimkehr in die Herkunftsfamilie, wie sonst, muss unterbleiben.
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Die Beschäftigten lassen sich einiges einfallen, um den Tagesablauf kreativ zu gestalten: Aktivitäten im Freien vor allem. „Beim Einkaufen gab es mehrfach Probleme, weil die Geschäfte den Beschäftigten nicht die für eine Wohngruppe nötigen Mengen aushändigen wollten“, so Krumm-Tzoulas. Der Friedenshort erstellte dann für alle eine Bescheinigung, aus der die Zugehörigkeit zu einer Wohngruppe und die Personenzahl hervorgeht. Inzwischen hat sich die Lage ja auch entspannt.
Die Möbelstücke und Kunstwerke stehen in Freudenberg zum Verkauf
Einmal fand Wrischnig einen alten E-Bass auf dem Sperrmüll. Er baute eine Lampe daraus. Regale, Lampen, Couchtische und Kommoden: Dutzende Stücke hat er zusammengestellt, die alle seine unverwechselbare Handschrift tragen.
Kontakt zum Künstler
Wer Fragen hat, ein Möbelstück kaufen oder Sascha Wrischnigs Idee anders unterstützen möchte, erreicht ihn bei Facebook als „D-Trash“ (dort gibt es auch den Katalog mit den einzelnen Stücken) und per Mail an sascha@wrischnig.de.
Online gibt es einen Katalog mit vielen Fotos zu jedem Stück – und dem Preis. Einen kleinen Teil des Gelds braucht Wrischnig, um seine Unkosten zu decken, der Großteil wird dazu verwendet, die Geschenke zu kaufen.
Die Ausstellung im Technikmuseum Freudenberg
Eigentlich hatte Wrischnig geplant, die Möbelstücke und Kunstwerke nur online anzubieten. Aber dann hörte das Team des Freudenberger Technikmuseums von seiner Idee und beschloss, ihm einen Raum im Museum zur Verfügung zu stellen, in dem die Werke ausgestellt werden. Das Museum ist zwar aktuell geschlossen, der Raum aber vom Rest des Hauses separiert. Jeder kann sich vor Ort ein Bild von den Stücken machen – und kaufen natürlich. Wegen Corona muss vorher ein Termin abgesprochen werden.
Und Wrischnig will nicht aufhören. Der Freudenberger will solange weiter Möbel bauen und verkaufen, bis die Liste abgearbeitet ist und alle Wünsche erfüllt sind.
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