Siegen. Wasser in den Wald leiten: Um Folgen von Starkregen in Siegen-Wittgenstein abzumildern, starten Kreis und Uni Siegen das Projekt „WaldAktiv“.

Starkregen richtet immer wieder verheerende Schäden an, etwa 2002 in Kaan-Marienborn, als nach einem Unwetter der Friedhof abrutschte oder 2018 in Betzdorf. Der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Universität Siegen beschäftigen sich nun im Modellprojekt „WaldAktiv“ damit, wie die Wälder dazu beitragen können, die Folgen von Starkregen abzumildern.

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1. Ausgangspunkt: Der Klimawandel hat Auswirkungen auch in Siegen-Wittgenstein

„Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind inzwischen nicht mehr irgendwo auf der Welt zu spüren, sondern auch konkret bei uns“, sagt Landrat Andreas Müller.

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Starkregenereignisse treten in immer kürzeren Abständen auf, verursachen Millionenschäden und haben auch bereits Todesopfer gefordert“, so der Landrat

2. Umsetzung an der Uni Siegen mit Forschungsinstitut Wasser und Umwelt

Prof. Jürgen Jensen setzt mit seinem Forschungsinstitut Wasser und Umwelt (fwu) der Uni Siegen das Modellprojekt um. Es soll dazu beitragen, Überflutungen zu vermeiden und Starkregen-Schäden zu reduzieren. Das Projekt – vollständige Bezeichnung „Modellgestützte Untersuchungen im Kreis Siegen-Wittgenstein zur Nutzung von Waldflächen als Element der aktiven Starkregenvorsorge in urbanen Gebieten“ – begann im Januar und ist auf drei Jahre angelegt.

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„Bedingt durch die Mittelgebirgstopografie ist der Kreis grundsätzlich deutlich anfälliger gegenüber Starkregen und daraus resultierenden Sturzfluten als beispielsweise Flachlandgebiete“, erläutert Prof. Jensen. An stark geneigten Hanglagen könnten sich hohe Fließgeschwindigkeiten der Oberflächenabflüsse bilden. Vor allem in bebauten Gebieten berge dies hohes Schadenspotenzial.

3. Maßnahmen: Oberflächenwasser auf Waldflächen in Siegen-Wittgenstein umleiten

Siegen-Wittgenstein ist waldreichster Kreis Deutschlands, „an dieser Stelle setzt ‘WaldAktiv’ an“, so Jensen: „Untersuchungen haben gezeigt, dass Böden in bewaldeten Flächen auch während Starkregenereignissen ein wesentliches, bisher ungenutztes Potenzial für Rückhalt oder Versickerung von Niederschlagswasser aufweisen.“ Projektziel ist es, das Rückhalte- und Versickerungspotenzial des Walds für die kommunale Starkregenvorsorge zu nutzen.

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Eine Methodik sowie geeignete planerische und technische Werkzeuge sollen entwickelt werden, um die Fließwege bei Starkregen an Waldflächen anzuschließen. Teile des Oberflächenwassers können dann auf diese Waldflächen geleitet und dort zwischengespeichert werden und versickern, erklärt Sebastian Gürke, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Siegen. Dabei stehen nicht nur Innenstädte, sondern auch Randgebiete im Fokus, um das Wasser aus Außengebieten von Siedlungen fern zu halten.

4. Beteiligung: Vom Fachwissen in Siegen-Wittgenstein profitieren

Der Umgang mit Starkregen ist eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe, die Austausch und Abstimmung der Beteiligten erfordert. Während der Projektlaufzeit werden sechs Workshops mit Fachämtern, Behörden, Waldbesitzern und Öffentlichkeit durchgeführt, um Vorhaben und Fortschritte zu diskutieren und um von der Expertise lokaler Fachleute zu profitieren.

Die Ergebnisse werden in einem Leitfaden zusammengefasst und anderen Kommunen zur Verfügung gestellt. Weitere Infos auf www.bau.uni-siegen.de/fwu/wb/waldaktiv

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