Siegerland. Mit dem öffentlichen Nahverkehr sind die Teilnehmer des Heimat-Check im Siegerland nicht zufrieden, besonders nicht im Siegener Stadtgebiet.

Wie beurteilen Sie den öffentlichen Nahverkehr in Ihrem Ort? Im Heimat-Check unserer Zeitung ist das Urteil darüber generell eher negativ. Doch selbst mit der schlechten Durchschnittsnote von 3,55 ist das Siegerland noch nicht Schlusslicht in Südwestfalen. Es folgen noch Olpe und Menden – und auf dem allerletzten Platz Wittgenstein mit 4,05.

Das ist das Ergebnis

Innerhalb des Siegerlandes gibt es deutlicher Unterschiede: Dass Siegen mit 4,08 die schlechteste und Freudenberg – wenn auch nur mit 3,17 – die beste Durchschnittsnote bekommt, zeigt, dass nicht das objektiv vorhandene Angebot Maßstab für die Bewertung ist. Sondern eher das Erfüllen und Abweichen von Erwartungen, die vor allem in den Anmerkungen zu den einzelnen Fragebögen dokumentiert sind.

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In Siegen bewerten mehr als ein Viertel der Teilnehmer den öffentlichen Nahverkehr mit einer „6“, also „Ungenügend“. In keiner anderen Kommune und zu keiner anderen Frage sind so geballte negative Bewertungen abgegeben worden.

Das unterscheidet Siegen auch von den beiden anderen Schlusslichtern Hilchenbach (3,67) und Netphen (3,68). So vergeben in Hilchenbach immer noch mehr als die Hälfte der Teilnehmer die Noten 3 und 4, also „Befriedigend“ und „Ausreichend“. Und in Netphen ringt sich zumindest jeder Fünfte sogar zu einer „1“ oder einer „2“ durch. Anders als in Siegen gibt es in Hilchenbach und Netphen keinen nennenswerten öffentlichen Nahverkehr abseits der Hauptverkehrsachsen.

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Das sieht in Freudenberg (3,17) womöglich anders aus, wo es neben den Verbindungen nach Siegen einen nennenswerten Ortsverkehr von und nach Freudenberg in die Ortsteile gibt – zumindest sehen das die Teilnehmer des Heimat-Check so: Gut 60 Prozent aller Bewertungen schließen mit den Noten 1 bis 3 ab.

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Ähnlich ist das in Kreuztal, das von der Lage vieler Ortsteile an den Hauptverkehrsachsen, der Konzentration einer großen Einwohnerzahl auf die Stadtmitte und der Lage an zwei Bahnlinien profitiert: Die „5“ und die „6“ wird von weniger als einem Fünftel vergeben, fast ein Drittel urteilt mit „1“ und „2“.

In Neunkirchen, drittplatzierte Gemeinde mit 3,30, sind die Lage an der Hellertalbahn und an den Buslinien nach Siegen und in die Nachbargemeinden für das die Hälfte der Teilnehmer „Befriedigend“ oder „Ausreichend“- bei anderen Fragen im Heimat-Check hätte das für das Siegertreppchen längst nicht mehr gereicht.

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Das meinen die Teilnehmer

Siegen: „Der ÖPNV (Busse) ist sehr unzuverlässig“, merkt ein Teilnehmer aus Siegen an. Und ein anderer: „Sehr verbesserungswürdig empfinde ich den ÖPNV in Siegen. Hier würde ich mir wünschen, dass der komplette Bereich kontrolliert und erneuert wird.“ Eine Geisweiderin: „Als Pflegekraft habe ich auch Schichtarbeit. Als ich noch auf Bus und Bahn angewiesen war, war es für mich gerade am Wochenende unmöglich, zur Arbeit zu kommen, sodass ich mir regelmäßig ein Taxi rufen musste, was auf Dauer sehr teuer wird.“ Ein Bericht aus der Innenstadt: „Die Busse stehen in der Spandauer Straße/Frankfurter Straße zu oft im Stau. Hier sollte die Kommunalpolitik Lösungen entwickeln, im Zweifel auch zu Lasten des Pkw-Verkehrs.“ „Miserabel und teuer“, urteilt ein Teilnehmer aus Kaan und berichtet über seinen Arbeitsweg nach Alchen: „Keine Chance, mit dem Bus hin- geschweige denn wieder wegzukommen.“

Netphen: In der Nachbarstadt Netphen spricht ein Teilnehmer aus Nenkersdorf von „mangelndem ÖPNV“, der aber „noch durch Mobilität und gut funktionierende Familienstrukturen“ ausgeglichen werden könne. Ein anderer dagegen: „Die Nahverkehrssituation zwischen Siegen und Netphen ist katastrophal.“

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Wilnsdorf: „Große Defizite im ÖPNV“ beklagt ein Teilnehmer aus Wilnsdorf, „daher schlechte Anbindung für Senioren ohne eigenen Pkw.“

Kreuztal: „Bus und Bahn waren im ganzen Siegerland schon immer eine Katastrophe“, heißt es in einer Anmerkung aus Kreuztal, „da ist man als arbeitender Mensch mehr als verlassen.“

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„Der ÖPNV muss dringend ausgebaut werden“, fordert ein Teilnehmer, „ein besserer Takt, schnellere Verbindungen und spätere Verbindungen sind notwendig, um zukünftig eine attraktive Region zu bleiben.“ Eine Anmerkung aus einem ländlichen Ortsteil: „ÖPNV fährt nur alle zwei Stunden und das ist definitiv zu wenig.“ „Der Nahverkehr für Studierende ist inakzeptabel“, merkt ein Teilnehmer an.

In den Anmerkungen geht es aber nicht nur um den Fahrplan. „Teilweise fragen mich Busfahrer, wohin sie fahren müssen“, berichtet jemand. Und: „Pünktlichkeit der Busse ist oftmals nicht gegeben." „Er war schon vor Corona sehr unpünktlich. Verpasse dadurch sehr oft den Anschluss. Auch kommt es des öfteren vor, dass er gar nicht kommt.“

Oder: „Preis-Leistung passt im Verhältnis zu anderen Städten gar nicht.“ „Entprivatisierung sollte stattfinden.“ „Man sollte keine Gewinne in dem Bereich erzielen.“

Einige Teilnehmer berichten, dass sie sich im Bus unwohl fühlen: Einer vermisst, „dass der Busfahrer einschreitet“, wenn andere Fahrgäste sich gegenüber älteren Menschen respektlos verhalten. „Meine Mutter wollte aus diesem Grund in den letzten Jahren keinen Bus mehr fahren.“ Unschöne Erlebnisse bleiben in Erinnerung: „Unmögliche Fahrweise. Senioren werden beim Ausgang in der Tür eingeklemmt.“

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