Siegen. Studierende der Uni Siegen, die einer Risikogruppe angehören, haben Angst vor einer Infektion. Es mangelt an Alternativen für Präsenzprüfungen.

Die Corona-Pandemie hat auch das Leben von Studierenden fest im Griff. Noch immer werden bevorzugt Online-Vorlesungen gehalten, Präsenzveranstaltungen dürfen an den Universitäten nur unter Auflagen durchgeführt werden. Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und Uni per Laptop hat unseren Alltag verändert. Doch eine Gruppe trifft es besonders stark: Studierende mit Vorerkrankungen.

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Asthma, Autoimmunkrankheiten und Co. verdeutlichen , dass die derzeit oft genannte Risikogruppe auch aus jüngeren Menschen besteht, die nun mit Einschränkungen und der Angst, sich trotz aller Vorsicht anzustecken, zu kämpfen haben. Was bedeutet es also in Coronazeiten zu studieren, wenn eine Infektion lebensgefährlich werden kann?

Welche Angebote hat die Uni Siegen für Studierende aus Risikogruppen?

Janika Ontrup ist 25 Jahre alt. Sie studiert an der Universität Siegen Germanistik und Theologie auf Lehramt und hat eine Autoimmunkrankheit, die ihr Immunsystem durch die Einnahme von Medikamenten sehr schwächt. Doch wie geht die Uni auf „Risiko-Studis“ ein?

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Bei den Klausuren bieten einige Dozenten den Studierenden Prüfungsformen an, die sie auch von zu Hause aus bearbeiten können: sogenannte Take-away-Klausuren. Doch es fällt nicht allen Dozenten leicht, mit Risikogruppen und den Präsenzprüfungen umzugehen.

Janika Ontrup studiert an der Uni Siegen und bleibt wegen ihrer Autoimmunkrankheit in Coronazeiten zu Hause.
Janika Ontrup studiert an der Uni Siegen und bleibt wegen ihrer Autoimmunkrankheit in Coronazeiten zu Hause. © PrivaT

Alltag von Studierenden ist in der Corona-Pandemie stark verändert

In zwei Fällen erlebte Janika eher enttäuschende Antworten, denn teilweise zeigen sich die Dozenten überfordert von der neuen Situation: „Zum einen scheint es schwierig zu sein, eine Alternative zur Prüfung anzubieten und zum anderen scheint die Kreativität zu fehlen“, vermutet Janika und ergänzt: ,,Generell glaube ich, dass die meisten Dozenten wirklich gerne helfen möchten, aber auch von der Situation überwältigt sind.“ Sie habe selbst erlebt, dass sich manche Dozenten nicht verantwortlich fühlen, alternative Aufgaben für die Studierenden zu entwickeln.

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Dass die Lage teilweise frustrierend für sie sein kann, sei mehr als verständlich. Janika wäre in dieser Ausnahmesituation auch bereit, umfangreiche Prüfungen von daheim abzulegen. Sie befindet sich in einer besonderen Lage, denn sie muss für ihr Studium zwei Sprachzertifikate erwerben – an dem entsprechenden Examen kann sie aber momentan nicht teilnehmen. Janika wünscht sich eine feste Anlaufstelle, wo sich Studierende und Dozenten Rat und Rückhalt für die Entscheidungen holen können und wie sie mit der aktuellen Lage umgehen sollen.

Studentin der Uni Siegen will bald ihre Bachelorarbeit schreiben

Doch nicht nur ihr Leben als Studentin ist durch die aktuelle Situation stark eingeschränkt. Auch ihr Alltag hat sich stark verändert. Sie vermeidet es, das Haus zu verlassen, um sich der möglichen Gefahr des Virus nicht auszusetzen. Stattdessen erledigt ihr Freund alle Aufgaben außerhalb.

Trotz dieser Unterstützung und dem Verständnis von Freunden und Familie, eine frustrierende Situation: ,,Auch, dass nicht sicher ist, wann Corona so weit unter Kontrolle ist, dass ich meinen Alltag leben kann und ich nicht weiß, wie ich weiter studieren kann, belastet mich massiv“, so Janika. Sie wünscht sich, dass für ihre Probleme im Studium Lösungen gefunden werden, damit sie bald mit ihrer Bachelorarbeit anfangen kann. Aktuell vertreibt sie sich die Zeit zu Hause mit ihren drei Katzen – und damit, wie viele andere auch, selbst Masken für diejenigen zu nähen, die im Gegensatz zu ihr das Haus verlassen dürfen und können.

Uni Siegen: Mündliche Prüfungen in einem Videochat?

Ich kann verstehen, wie einsam sich Janika manchmal fühlen muss, denn ich habe selbst eine leichte Form von Asthma und muss regelmäßig ein Cortisonspray einnehmen.

Seit Corona das Land im Griff hat, bleibe ich zu Hause, wann immer es geht, treffe keine Freunde und verbringe ansonsten nur Zeit mit meiner engsten Familie und meinem Partner. Auch für mich ist die Situation an der Universität schwierig. Zwar muss ich keine Präsenzveranstaltung besuchen, aber für die Prüfungen, werde ich vermutlich wieder in die Uni gehen müssen.

Die Vorschriften an der Universität

Die Universität ist seit dem 13. Mai in einem Übergangsbetrieb, wie sie auf ihrer Homepage mitteilt. Lehrveranstaltungen werden mit bis zu maximal 20 Personen vor Ort ohne vorherige Genehmigung in eigener Verantwortung wieder möglich sein, – ebenso wie Präsenz-Prüfungen. Grundsätzlich soll das Semester online stattfinden.

Alle Beschäftigten der Universität, die ihre Tätigkeiten im Homeoffice ausführen können, sollten dies weiterhin tun, so die Uni weiter. Wer jedoch seine Arbeit „vor Ort“ ausüben möchte, kann dies seit Mitte Mai nach sorgfältiger Prüfung und unter Einhaltung der notwendigen Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen machen.

Momentan heißt es seitens der Verantwortlichen, für mich werde eine Lösung gefunden, während sich andere Dozenten schon auf eine mündliche Prüfung via der Online-Plattform „Zoom“ eingelassen haben. Hoffentlich gibt für mich und andere „Risiko-Studis“ bald geregelte Alternativen zu den Präsenzprüfungen, damit uns das Virus zumindest im Studium nicht noch mehr einschränkt als bisher.

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