Siegerland. Wirte im Siegerland können ihre Cafés, Restaurants und Kneipen wieder betreiben. Doch für einige Gastronomen lohnt sich eine Öffnung nicht.
Nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen müssen viele Gastronomen im Siegerland nun selbst abwägen, ob sie ihre Lokale öffnen. Dabei treffen sie unterschiedlichen Entscheidungen.
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Für das „Pampeses“ in Hilchenbach habe das lange Warten endlich ein Ende, verkündete das Gasthaus auf der eigenen Facebook-Seite. Acht Wochen nach der Schließung öffnete das Wirtspaar Nina und Stefan Dörrenberg am Montag das historische Fachwerkhaus am Markt 14 wieder – und waren direkt ausgebucht. „Unsere Stammgäste waren alle wieder da“, berichtet Stefan Dörrenberg, „es war ein sehr guter Abend.“
Gasthaus „Pampeses“ in Hilchenbach hat geöffnet - Tisch nur mit Reservierung
Den Eintritt gewährten die Hilchenbacher Wirte ihren Gästen nur mit Maske und der Bitte, sich am Desinfektionsspender im Eingangsbereich die Hände zu reinigen. Am reservierten Tisch angekommen, durften die Masken dann abgelegt werden. Die Mitarbeiter im Service behielten ihren Mundschutz dagegen den gesamten Abend auf. Ein Restaurantbesuch unter besonderen Bedingungen – doch wie gefiel es den Gästen?
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Alles Gewohnheitssache, meint Stefan Dörrenberg. „Ich hatte das Gefühl, dass es für die Gäste wichtig war, dass die Gastronomie wieder auf hatte“, erzählt er.
Gastronomie: Strenge Auflagen für Wirte im Siegerland
Doch auch wie die anderen Gastronomen in NRW müssen sich auch die Dörrenbergs an die strengen Auflagen der Landesregierung halten. Mit den vorgeschrieben Abstandsregeln bleibe im „Pampeses“ noch rund sechzig Prozent der Sitzplatzkapazitäten übrig, sagt Stefan Dörrenberg. In der Gaststube, wo sonst fast 25 Gäste sitzen können, musste am Montagabend umgerechnet werden: an drei Tischen à zwei Gäste bot die Stube also sechs Besuchern einen Platz. Und auch in den anderen beiden Räumen wurde die Anzahl der Sitzplätze um die Hälfte für rund zwölf Gäste verringert.
Wer bisher noch keine Reservierung für das „Pampeses“ bekommen hat, könne weiter das Abhol- und Lieferangebot nutzen, sagt Dörrenberg. Es bleibt bestehen, um die weiterhin geringen Einnahmen trotz der Öffnung auszugleichen. Im „Pampeses“ als reines Speiselokal ohne großen Thekenbetrieb sei um 22 Uhr sowieso Schluss, so Stefan Dörrenberg. Ein Stunde länger wurde es jedoch am ersten Abend nach Wiedereröffnung am Montag. „Ich glaube, viele waren froh, dass sie wieder ein frischgezapftes Bier trinken konnten.“
“Verstärker“ in Siegen fürchtet bei Öffnung wirtschaftlichen Schaden
Auf ein kühles Getränk müssen die Gäste der Kneipe „Verstärker“ in Siegen weiterhin verzichten. Betreiber Izzet Kürekçi lässt sein Lokal bewusst geschlossen. „Bei einer Öffnung werde ich einen höheren Wirtschaftlichen Schaden haben“, erklärt er. Man müsse differenzieren, um welche Gastronomie es sich handle. Er sei auf hohe Umsatzzahlen angewiesen, um Betriebskosten und die Pacht für die neuen Heimat an Reichwalds Ecke zahlen zu können. „Bei den Vorgaben und dem erwarteten geringen Ausgehverhalten des Publikums kann ich mich nicht vorstellen, dass wir die Kosten decken können.“ Den großen Ansturm erwarte er nicht: Am Wochenende bräuchte er beispielsweise 300 bis 400 Gäste, mit den Auflagen hätte er im besten Fall 50, schätzt Izzet Kürekçi.
Für sie müsste er trotz eines großen Kneipenbereichs von rund 250 Quadratmeter zusätzliches Personal einstellen, das die Gäste zu den Tischen begleitet und überprüft, ob die Regeln eingehalten werden. Sein größtes Problem sei, so der Kneipenbetreiber, den Gästen zu verbieten, sich zueinander zu setzen und sich zu unterhalten. Damit sei das Konzept des „Verstärkers“ völlig hinfällig.
Finanzielle Sorgen um die Kneipe
Auch über die Zukunft der Kneipe macht sich Izzet Kürekçi Sorgen: Finanziell reiche die beantrage Soforthilfe für rund einen Monat, Investitionen tätige er derzeit mit Blick auf die Rücklagen nicht. Und auch die die geplante Renovierung der Konzerthalle sei noch ungewiss. „Ich lasse den Laden nicht wegen Reichtum geschlossen.“
Für seine Entscheidung bekommt Izzet Kürekçi viele positive Rückmeldungen auf Facebook. Viele Kommentare bestätigen ihn in seinem Vorhaben, die Nutzer sind sich oft unsicher, ob sie eine Kneipe während der Corona-Pandemie besuchen würden. Für die Gäste im „Wohnzimmer“ veranstaltete Izzet Kürekçi am Montagabend eine Live-Quiz-Night auf der Plattform. „Eine nette Idee für die Fans. In der Kneipe wird das super angenommen.“
Cafés des Naschwerks in Siegen und Wilnsdorf bleiben geschlossen
Geschlossen bleiben in den kommenden Wochen auch die Cafés des Naschwerks in Wilnsdorf und Siegen. Auch für Inhaber Markus Podzimek sei eine Öffnung mit den aktuellen Auflagen ebenfalls nicht wirtschaftlich. „Wenn nur 50 Prozent der Sitzplätze erlaubt sind, kann ich nicht genug umsetzen, um Miete und Mitarbeiter zu bezahlen.“ Die Nachfrage zu gering: nur drei Kunden hätten sich am Montag erkundigt, ob die Cafés wieder öffnen. „Wir haben am Tag 1500 bis 2000 Euro Personalkosten, da brauche ich nicht lange überlegen, ob ich für 500 Euro den Laden öffne“, so der Naschwerk-Inhaber. Rund 50 Mitarbeiter musste er in der Corona-Pandemie bereits entlassen.
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Die Läden in Neunkirchen und Wilnsdorf liefen normal, seien aber auch „Abholgeschäfte“. Am größten Standort in Siegen fehle die Laufkundschaft – Eis, Pralinen und Kuchen gibt es derzeit nur zum Mitnehmen.
Naschwerk-Inhaber Markus Podzimek erwartet Insolvenzen in der Gastronomie-Branche
Unter den aktuellen Bedingungen sei eine Gastronomie, wie er sie sich vorstelle, nicht möglich. „Man geht ja nicht in ein Lokal, um sich mit Nahrung zu versorgen. Man will einen gewissen Lifestyle erleben und gut speisen.“ Die verbindlichen Abstand- und Hygieneregelungen bei einer möglichen Ladenöffnung bezeichnet er als „Pseudoregelung und Pseudosicherheit“: „Die Auflagen sind zu kompliziert. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu dem Ertrag“, sagt er. Das werde in keinem Lokal funktionieren.
In der Branche erwarte er weitere Insolvenzen. „So können wir nicht weitermachen.“ Auf eine Wiedereröffnung der Naschwerk-Cafés wolle er warten, bis sich die Voraussetzungen verbessern.
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