Siegen. Auf dem Hermelsbacher Friedhof gedenkt eine kleine Versammlung der Opfer des 2. Weltkrieges und warnt vor neuer Aufrüstung.

Am Ende der Gedenkveranstaltung sorgt Traute Fries dafür, dass der eigentliche Anlass der Zusammenkunft noch einmal spürbar wird.

Am Gräberfeld auf dem Hermelsbacher Friedhof für die in Siegen getöteten Zwangsarbeiter aus der einstigen Sowjetunion erinnert die SPD-Stadtverordnete an die ersten Toten des Zweiten Weltkrieges, jene ermordeten KZ-Insassen, die etwa am vorgeblich „von Polen überfallenen“ Sender Gleiwitz zurückgelassen wurden, um einen Anlass für den deutschen Angriff auf das Nachbarland zu bieten.

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Krieg war am 8. Mai nur in Europa zu Ene

Den schlimmsten Aspekt „habe ich erst heute früh erfahren“, sagt die Siegener Politikerin in Richtung der gut 40 Anwesenden, die an diesem späten Nachmittag des 8. Mai auf den Hermelsbacher Friedhof gekommen sind. Die Gesichter der in Gleiwitz ermordeten Männer seien im Auftrag „des Regisseurs Heinrich Himmler“ so zerstört worden, dass niemand sie als Häftlinge hätte identifizieren können. Traute Fries betont, dass der 8. Mai vor 75 Jahren nur das Ende des 2. Weltkrieges in Europa bedeutet habe und bittet darum, auch die danach getöteten Menschen etwa in Hiroshima nicht zu vergessen.

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Danach geht die Veranstaltung mit einer Schweigeminute deutlich zu Ende. Gesungen wird auch das Buchenwald-Lied für Walter Krämer, „an dessen Grab wir heute nicht gehen können“. Walter Krämer hat als „Arzt von Buchenwald“ vielen Mithäftlingen beigestanden; erst später hatte sich die Stadt Siegen zu einem würdigen Gedenken für den KPD-Politiker durchringen können, der 1941 ermordet wurde.

Gegen Rechtsextremismus und neue Aufrüstung

Aufgerufen zu der Kundgebung, die vornehmlich an die 60 Millionen Opfer des 2. Weltkrieges, davon allein 27 Millionen aus der ehemaligen Sowjetunion, erinnern soll, haben die Gewerkschaftler Mechthild Boller-Winkel, Hans-Walter Klein und Elisa Knitsch. „Aber auch die heutige Situation, in der weltweit viele Kriege und eine Spirale der Aufrüstung stattfinden, soll betrachtet werden“, ist weiter in der Einladung zu lesen. Gefordert werden ein grundsätzlich neues Verhältnis der Bundesrepublik zu Russland, ein Austritt aus der Nato und ein Ende der Aggression, die Deutschland gemeinsam mit den USA und der NATO gegen den östlichen Nachbarn sowie die Volksrepublik China betreibe.

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Stephan Klenzmann geht auf die aktuelle Gefahr des Rechtsextremismus ein und beklagt die Versuche der deutschen Politik, die Arbeit der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) und anderer gegen Rechts agierender Organisationen zu behindern und einzuschränken. Die Haltung eines „Nie wieder“ in der frühen Bundesrepublik sei schnell durch die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen überholt worden sei und sich daran nicht viel geändert habe. „Antifaschismus ist immer auch Antikapitalismus! stellt der Mitbegründer der Initiative „Siegen Nazifrei“ fest.

Jusos Siegen-Wittgenstein: 8. Mai soll Feiertag sein

Zum Jahrestag des Kriegsendes haben sich auch die Jusos Siegen-Wittgenstein dafür ausgesprochen, den 8. Mai als Tag der Befreiung zum Feiertag zu machen. Vorsitzender Kevin Musielak: „Erst die Befreiung vom Nationalsozialismus durch die Alliierten hat unser freies Leben in der Demokratie möglich gemacht. Wir sind sehr froh diese Chance bekommen zu haben.“

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