Irmgarteichen. Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Heinrich Bruch erinnert an Bombenabwürfe, Aufklärungsflüge und Stollenbau in den heimischen Dörfern
Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Bis heute gibt es Nachforschungen über die Kriegsjahre 1939 bis 1945, auch im oberen Johannland. Heinrich Bruch konnte umfangreiches Archivmaterial zusammentragen, unter anderem alter Bilder aus den USA.
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Die Aufklärung
Etwa 1940 begann die Royal Air Force (RAF), die britische Luftwaffe, mit dem Aufbau einer Luftbildaufklärungsgruppe. Ab 1942 wurden auch Einheiten der amerikanischen Streitkräfte, der United States Army Air Force (USAAF), in Großbritannien stationiert. Nur wenig später, vermutlich im Jahr 1943, tauchten dann die ersten Aufklärer über Südwestfalen auf – für gezielte Bildflüge, die bis zum Kriegsende durchgeführt werden sollten.
Städte und Dörfer, Brücken und Bahnlinien, Flussläufe, Wald- und Industriegebiete – alles wurde fotografiert. Im nahen Hessen lagen die größten Sprengstoffwerke Europas, für den Transport von Munition an die Westfront wurden auch die hiesigen Eisenbahnlinien genutzt. Die Kriegsparteien betrieben einen ungeheuren Aufwand, um an feindliche Informationen zu kommen. Die Aufklärungsflugzeuge ermöglichten Aufnahmen aus einer Perspektive, die damals den wenigsten zugänglich war. So entstanden erstmals Luftbildaufnahmen dieses Gebietes, die heute einmalige Dokumente von zeitgeschichtlich hohem Rang darstellen.
Die Angriffe
Den ersten Fliegeralarm erlebte das Siegerland jedoch schon im Jahr 1940. Am Pfingstsamstag, 12. Mai, erklangen die Sirenen. Vier Tage später fiel die erste Fliegerbombe auf Niederschelden. Die in der Region ansässigen Firmen aus dem Bereich der Schwerindustrie wurden immer öfter Ziel der alliierten Bomber. Im Juli des gleichen Jahres schreckten ungewöhnlich laute Motorengeräusche die Einwohner Unglinghausens aus dem Schlaf. Ein offenbar von einem Geschwader getrennter englischer Flieger flog in niedriger Höhe über die Ortschaft und warf eine 50 Kilo Bombe ab.
Schwieriger Stollenbau während der Kriegsjahre
Der Luftschutzstollen wurde in den Kriegsjahren gebaut. Nach Schätzungen und Aussagen älterer Bewohner gestaltete sich der Ausbau des Stollens in den Kriegsjahren schwierig. Der Fels wurde mit Hämmern abgeschlagen und teilweise gesprengt.
Mit rund 30 Metern Länge und zwei Metern Breite war der Stollen gut ausgebaut, unterhalb der Durchgangsstraße L 722 war er jedoch eingestürzt.
Danach blieb es für lange Zeit ruhig, ehe ein englischer Kampfflieger im April 1942 mehrere Bomben über Netphen abwarf, eine davon auf dem Petersplatz. In den folgenden Monaten flogen immer häufiger alliierte Flieger, meist Einzelmaschinen, über die heimischen Städte und Dörfer, warfen hier und da ein paar Bomben ab, ohne jedoch großen Schaden anzurichten. Besonders gefürchtet war der Eiserne Heinrich, ein hartnäckiger Pilot, der lange Zeit jede Nacht als einsamer Jäger über das Johannland streifte, hier und da eine Bombe abwarf und die Bevölkerung beunruhigte.
Zum Schutz vor diesen Angriffen wurden überall Stollen errichtet. In Irmgarteichen wurden drei Stollen gebaut, so die Erzählungen. Zwei davon in der Koblenzer Straße und einer im Stift. Eine Fliegerbombe wurde im Stift neben dem Haus Oswald Schäfer abgeworfen, richtete aber keinen großen Schaden an. Im Laufe des Jahres 1943 wurden die Luftangriffe zum Dauerzustand. Menschen, die auf den Feldern arbeiteten, beschossen die Jagdflugzeuge mit Bordwaffen.
Das Ende
Die Alliierten teilten ganz Deutschland in Planquadrate ein. das Siegerland erhielt die Kennung „Nordpol - Richard 4“. Am 4. Februar 1944 warfen amerikanische Bomber, die ursprünglich nach Frankfurt unterwegs waren, 120 Spreng- und zahlreiche Leuchtbomben ostwärts von Siegen ab. Wie durch ein Wunder entstand dabei nur geringer Waldschaden. Doch das Jahr 1944 sollte noch seine Opfer fordern. Am 16. Dezember legte ein alliierter Verband Teile von Siegen in Schutt und Asche. Das Jahr 1945 begann – und die Menschen sehnten das Ende des Krieges herbei. Der letzte Angriff eines alliierten Fliegers auf die Heimat erfolgte schließlich am 29. März 1945. Ein einzelner Jagdbomber nahte im Tiefflug und beschoss Arbeiter vor einem Stollen der Firma Gräbener in Werthenbach mit seinen Bordkanonen.
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