Siegen. Friseure in Siegen öffnen wieder. Der Andrang in den Salons ist groß. Doch wegen des Coronavirus ist nicht alles erlaubt.
Mehr als fünf Haarverlängerungen liegen noch auf dem Frisiertisch neben Mülkiye Cilingir. Die Inhaberin des Friseursalons „Haar Ambiente“ an der Koblenzer Straße in Siegen hat wie viele Friseure seit diesem Montag wieder geöffnet. Der Andrang in den Salons ist groß.
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Während sich die meisten Kunden darauf freuen, ihre in den vergangenen fünf Wochen lang gewachsenen Haare abschneiden zu lassen, darf es für die junge Kundin an diesem Montagmittag ruhig noch etwas mehr sein. Zusammen mit ihrer Mutter hat sie sich einen Termin für den ersten Tag der Wiedereröffnung besorgt. Die Mutter bekommt das volle Programm: waschen, schneiden, färben.
Friseure in Siegen öffnen und dürfen nur mit Termin die Haare schneiden
Die beiden Kundinnen haben Glück: Denn normalerweise lässt die Friseurin ihren Salon montags geschlossen. Einmalig habe sie nun nach der langen Wartezeit wieder geöffnet, um die vielen Termine zu schaffen, so die Friseurmeisterin.
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Mehr als zwei Kunden können in ihrem Salon nicht sitzen, sollen die vorgeschriebenen anderthalb Meter Mindestabstand eingehalten werden. Für waschen, schneiden, färben plant Mülkiye Cingilir mehr als zwei Stunden Arbeitszeit ein. Rund vier Termine schafft sie dann an einem Tag.
Auflagen für Friseure in Siegen nach Wiedereröffnung
„Das Frisieren ist schwieriger geworden“, sagt sie. Im Kundengespräch verschluckt die Maske Reaktionen und Emotionen. Besonders beim Färben der Haare sei der verpflichtende Mundschutz – auch für die Kunden – hinderlich. Häufig müsse Farbe am Ohr von den Maskenschlaufen entfernt werden. Werden die Haare nur gewaschen und geschnitten, sind es rund zehn Termine am Tag bei den Damen für Mülkiye Cingilir, ein paar mehr bei den Herren. „Ich bin ausgebucht“, sagt sie.
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Doch weitere Termine können sie nun gezielter planen: Laufkundschaft dürfen die Friseure mit den Auflagen der Landesregierung Nordrhein-Westfalen nicht mehr bedienen. Vor- und Nachname sowie die Telefonnummer sind nach Einverständnis des Kunden zu dokumentieren, um gegebenenfalls eine Infektionskette nachverfolgen zu können, wie das Land in einer Verordnung an die Friseure fordert.
Neue Hygienemaßnahmen für Siegener Friseursalons beschlossen
Dabei sollen auch Zeitpunkt des Betretens und Verlassens des Salons festgehalten werden. Die Kunden müssen bei ihrem Besuch auf das Glas Wasser, den Kaffee oder die Zeitschrift verzichten. Für die Friseure gibt es neue Hygienemaßnahmen: Unter anderem müssen Stuhl und Ablage sowie Arbeitsmaterialien wie Schere und Kamm nach jedem Haarschnitt gereinigt werden.
Was gekürzt werden darf
Haare dürfen Friseure schneiden. Leistungen im Gesicht wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Rasieren und Bartpflege dürfen derzeit jedoch nicht ausgeführt werden, wie es in der Verordnung der Landesregierung NRW heißt.
Traditionell haben haben Friseure montags geschlossen. So auch einige Salons in Siegen. Viele machen jedoch eine Ausnahme.
„Die bestehenden Hygieneregeln wurden etwas verschärft“, sagt Kai Steuber. Der Inhaber des Friseursalons „Der dritte Raum“ bemängelt, dass er lange auf klare und verbindliche Auflagen warten musste. Doch Hygienevorschriften für Friseure habe es auch schon vor der Corona-Pandemie gegeben. Für seine elf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist das stundenlange Arbeiten mit Maske eine Herausforderung, denn das Atmen fällt schwer. „Deswegen haben wir den Arbeitstag entzerrt. Wir öffnen früher, machen aber auch mehr und längere Pausen“, so der Friseurmeister.
Wie andere Friseure in Siegen ist er nach seiner Wiedereröffnung gut besucht. „Der Andrang ist sogar größer als in der Weihnachtszeit“, sagt er. Mit rund 120 Quadratmetern und elf Arbeitsflächen könnte Kai Steuber seinen Friseursalon voll besetzen. Für jeden Kunden räumt die Landesregierung 10 Quadratmeter ein.
Termin für Friseure in Siegen schwer erhältlich
Gleichzeitig frisiert werden an diesem Montagmittag jedoch nur vier Kunden. „Wir haben einen großen Salon und müssen gucken, wie wir die räumlichen Gegebenheiten mit dem Mindestabstand passend umsetzen“, sagt er. Dass er seinen Salon nun komplett belegt, schließt er aus.
Wer noch keinen Termin hat, darf im „Studio 35“ von Inhaberin Ina Kaiser vielleicht auf einen Haarschnitt zum Ende der Woche hoffen. Viel Zeit zum Reden hat die Friseurmeisterin nicht, denn ein Kunde wartet bereits mit Umhang auf seine neue Frisur. „Ich hatte ein bisschen Sorge, dass es nicht klappt. Doch jetzt funktioniert es besser als erwartet“, sagt sie. Dann schneidet sie weiter. Schon fällt ein Büschel dunkelgrauer Haare des Kunden auf den Boden.
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