Siegen. Das Programm für den Siegener Kunstsommer 2020 steht. Doch was wirklich stattfinden kann, wird sich in den kommenden Wochen noch zeigen.
„Ich freue mich, dass der Kunstverein nicht gleich den dicken Haken an die Sache gemacht hat“, sagt Kulturdezernent Arne Fries am späten Montagmorgen im Haus Seel in Siegen. Dort geht es im Untergeschoss um den Kunstsommer 2020, der nach Plan bereits heute um 18 Uhr im Stift Keppel begonnen hätte. Die Ausstellung „Acredita que Acontece“ von Felipe Giménez muss aber auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Wie viele andere in diesen Tagen. Corona ist überall, soll aber nicht nur nach Überzeugung von Arne Fries dennoch keineswegs zum alles beherrschenden Faktor werden.
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Kunstsommer Siegen: Flexibilität gefragt
24 Veranstaltungen stehen auch diesmal auf der Liste, einige sind definitiv verschoben, andere könnten noch verwirklicht werden, hofft Franz-Josef Weber, bis Ende Mai noch Geschäftsführer des Siegener Kunstvereins. Kreativität und Flexibilität seien in solchen Zeiten gefragt, ist er sich mit Arne Fries sowie Jens von Heyden als Leiter des Kulturbüros des Kreises einig. Alle drei wünschen sich, dass in den kommenden Wochen Möglichkeiten entstehen, kleinere Veranstaltungen irgendwie durchzuführen.
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„Ich habe nie verstanden, warum 100 Menschen in den Baumarkt dürfen, aber keine zehn in ein Museum“, betont Arne Fries. Gerade da gebe es aus seiner Sicht sehr gute Möglichkeiten, über den Einlass zu steuern und den Leuten Kulturgenuss zu ermöglichen, ohne Sicherheitsaspekte zu vernachlässigen.
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Neue Arten der Eröffnung
Da gibt es auch gleich ein gutes Beispiel in der Liste der Veranstaltungen. Michael Schumann und Maggie Suttner wollen vom 17. Mai bis 7. Juni in Kaan-Marienborn unter dem Titel „corpus delicti“ eine Ausstellung mit Malerei und Fotografie anbieten, „in der neuen Produzentengalerie ‚KuKu’, sagt Franz-Josef Weber. In der Planung sei, auf die Eröffnung im klassischen Sinne zu verzichten, dafür zwei Besuchern pro Stunde nach Anmeldung (0160/90 33 64 55) den Einlass zu ermöglichen. Ähnlich wie im Winter beim „Kunstwechsel“ sind daneben im Juni im Herrengarten zwei Ausstellungen/Präsentationen vorgesehen, die an der Fassade oder in den leeren Ladenlokalen entstehen und entsprechend betrachtet werden können.
Ohne Albrecht Thomas
Dieser 22. Pressetermin ist der erste, den Franz-Josef Weber von Seiten des Kunstvereins allein bestreiten musste. Albrecht Thomas gehöre mit inzwischen 83 Jahren zur Risikogruppe und gehe nach Möglichkeit nicht aus dem Haus, entschuldigte Weber seinen langjährigen Mitstreiter.
Dafür gab es erstmals statt harten Sitzen gepolsterte Stühle für die PK-Teilnehmer. Stühle, die früher im jetzigen Büro von Arne Fries standen und daher historische Bedeutung aus Sicht der Siegener Kulturpolitik besäßen, so Weber schmunzelnd.
Verschiebungen bis 2021 denkbar
Heidemarie und Jürgen Königs warten mit ihrer 10. Biennale in ihrer Eichener „Ad-Hoc-Galerie im Kuhstall“ noch ein paar Wochen ab, ob diese Ende Juli eröffnet werden kann, würden sonst auf später im Jahr oder 2021 verschieben. „Es heißt immer Siegener Kunstsommer, aber es ist eine Reihe für den Kreis“, wirft Franz-Josef Weber ein und verweist auch auf eine Ausstellung der Wittgensteiner Kunstgesellschaft, die 2020 ihr 40-jähriges Bestehen feiern. Die für Mitte Mai vorgesehene Ausstellung in der Galerie der Sparkasse Wittgenstein wurde zunächst auf November geschoben, „notfalls wird erst 2021 gefeiert“. Jedenfalls solle auch bei derart späten Terminen das Kunstsommer-Logo benutzt werden.
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Während einige Mai-Ausstellungen etwa in der IHK-Galerie oder im Museum für Gegenwartskunst definitiv ins kommende Jahr verschoben sind, kann sich Weber an anderer Stelle noch Meinungsänderungen vorstellen. Etwa bei Lena Hugger, die unter dem Titel (To Paint Noise“ Mitte Juni im Kulturintegrationsquartier in der Koblenzer Straße gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten ausstellen wollte.
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Neue Vorsitzende kommt Ende Juni
Das KIQ werde aktuell medizinisch genutzt, das Konzept aber speziell auf diese Räume zugeschnitten, daher schlecht auf andere zu übertragen. Typisch für junge Künstler, findet Franz-Josef Weber dieses Konzept, traut den beiden aber gerade deshalb zu, vielleicht noch eine alternative Lösung zu finden. Ansonsten will Weber empfehlen, die ausfallenden Termine für den „Kunstsommer 2021“ zu reservieren, kann das aber nicht garantieren.
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Mit der neuen Vorsitzenden Andrea Freiberg, die wahrscheinlich Ende Juni aus Rom zurückkehrt, und seiner Nachfolgerin Jennifer Cierlitza übernähmen junge Leute die Verantwortung für den Verein, die sicher auch die eine oder andere neue Idee mitbrächten. Das zu beobachten, darauf freut er sich. Und darauf, dass der Sommer am Ende noch besser wird, als es aktuell den Anschein hat.
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Kleinere Veranstaltungen ermöglichen
„Derzeit ist vieles grau, aber wir sollten nicht zu schwarz sehen“, findet auch Jens von Heyden, während Arne Fries auf die Bedeutung der Kunst an sich für die Menschen verweist. Er sehe auf seinen Spaziergängen „immer wieder die bunten Steine, die derzeit so viele Leute begeistern“, da sei für ihn allein das Wort Kunstsommer schon mit Hoffnung und anderen positiven Dingen besetzt. Wenngleich alles Große aktuell wohl ausfallen müsse, sollten Wege für kleinere Veranstaltungen geschaffen und genutzt werden.
Weitere Infos gibt es auf www.kunstverein-siegen.de
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