Niederfischbach. Die Nachfrage nach Masken in Corona-Zeiten steigt. Eine Firma aus Niederfischbach hat sich etwas einfallen lassen - auch speziell für Kinder

Wo vorher noch Bikinihöschen und Herren-Tangas für den Sommerurlaub hergestellt wurden, produzieren Ute Otterbach und ihr Mann Burkhard nun Mund-Nasen-Masken. Der Familienbetrieb UBO-TEX aus Niederfischbach hat wegen der hohen Nachfrage von Privatpersonen nach Masken in der Corona-Zeit die Produktion in der Weiherstraße auf den Kopf gestellt: „Normalerweise produzieren wir Dinge, die den Menschen Spaß machen und jetzt haben wir umgestellt auf Waren, die Menschen dringend benötigen“, berichtet Geschäftsführer Burkhard Otterbach.

Auch interessant

Keinen großer Unterschied zur Produktion von Bikinis

Die Umstellung der Arbeitsweise erfolgte schnell: Vor rund zwei Wochen wurden die ersten Prototypen gefertigt, eine Woche später traf die Lieferung der Baumwolle ein, aus dem Stoff die Masken zu hundert Prozent bestehen: „Es gibt keinen großen Unterschied zur Produktion von Bikinis“, sagt Burkhard Otterbach. Die Masken werden mit industriellen Nähmaschinen angefertigt. „Das hat den Vorteil, dass die auf große Stückzahlen eingestellt sind“, erläutert der Geschäftsführer der Textilmanufaktur. Derzeit werden rund 300 Anfertigungen am Tag angestrebt.

Auch interessant

Im Betrieb in der Weiherstraße in Niederfischbach werden die Maskenzuschnitte zusammengenäht, Kinn- und Nasenfalten werden anschließend von zwei Mitarbeiterinnen im Home-Office eingebügelt. Im nächsten Schritt werden dann Gummibänder befestigt und die Ohrenschlaufen zusammengenäht.

Schutz der Allgemeinheit vor Corona

Verkauft werden die Mund-Nasen-Masken ausschließlich über einen Online-Shop. Eine Besonderheit: eine Maske für Kinder bis zu acht Jahren. „Es wird die Diskussion kommen, dass Schulen und Kindergärten wieder öffnen sollen“, sagt Burkhard Otterbach. Eine Standardmaske für Erwachsene sei für ein Kindergesicht zu groß, biete seitlich und unter dem Kinn nur wenig Schutz.

Schutz für die Allgemeinheit

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind eine gute Händehygiene, Einhalten von Husten- und Niesregeln und das Abstandhalten von mindestens 1,5 Meter die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz.

Durch eine Mund-Nasen-Bedeckung wie sie die Firma UBO-TEX anfertigt, können Tröpfchen, die man zum Beispiel beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, abgefangen werden, wie das RKI mitteilt. Das Risiko, einen anderen Menschen anzustecken, werde so verringert. Nach Angaben des RKI gibt es aber keine hinreichenden Belege dafür, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung den Träger selbst vor einer Ansteckung schützt. Die Masken können online unter www.mundmaskenhersteller.de bestellt werden.

Mehr Informationen zum Schutz vor dem Coronavirus im Alltag finden Sie auf der Internetseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter www.infektionsschutz.de/coronavirus/verhaltensregeln.

Doch die von UBO-TEX hergestellten Mund-Nasen-Masken seien nicht zertifiziert und nicht nach medizinischen Standards getestet, so Burkhard Otterbach. „Die Masken, die wir anfertigen, sind keine Schutzmasken.“ Das heißt, Corona-Viren können mit der Atemluft aufgenommen werden. „Doch wenn sie mit Maske husten oder niesen, dann ist die Verbreitung deutlich reduzierter“, sagt er. Deshalb empfehle er, Masken zu tragen: „Nicht um den Eigenschutz zu verbessern, sondern den Schutz der Allgemeinheit.“

Corona bedroht Sommersaison

Mit der Umstellung möchte der Familienbetrieb sich auch selbst am Leben halten. Derzeit sind sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen in Niederfischbach beschäftigt. Ute und Burkhard Otterbach werden von ihren zwei Söhnen unterstützt, die wegen des Uni-Ausfalls nun mehr Zeit haben. Außerdem konnten zwei Mitarbeiterinnen, die zuvor in Kurzarbeit geschickt wurden, wieder beschäftigt werden.

„Wir müssen damit rechnen, dass wir weniger Bikinis verkaufen als üblich“, fürchtet Burkhard Otterbach. Die Sommersaison droht in diesem Jahr für viele Urlauber auszufallen. Seit 2004 produziert das Paar unter dem Label „Beachkini“ Bademode und vertreibt unter anderem Bikinis und Herren-Tangas über einen Online-Shop.

In den 16 Jahren habe man sich eine große Stammkundschaft aufgebaut, sagt Burkhard Otterbach. „Denen müssen wir jetzt sagen, dass sie vorerst mit deutlich längeren Wartezeiten rechnen müssen“, sagt er. Es sei auch nicht gesichert, dass der Familienbetrieb in den kommenden Wochen überhaupt noch Bikinis anfertige, denn die Nachfrage nach den Mundmasken steige, so der Geschäftsführer.

Einen Beitrag leisten in der Coronakrise

„Indem wir jetzt kurzfristig umstellen gehen wir ein Risiko ein, denn es kann auch kurzfristig wieder zu Ende sein. Dann brauchen wir die alte Kundschaft wieder.“ Neben der Frage, wie die Existenz des regionalen Familienbetrieb gesichert werden kann, habe man sich auch überlegt, welchen Beitrag die Firma in der aktuellen Situation leisten könne.

Auch interessant

Die von UBO-TEX angefertigten Mund-Nasen-Masken seien wiederverwendbar und waschbar, erzählt Burkhard Otterbach. In der Regel müsse man Baumwolle in einem Kochtopf bei 95 Grad auskochen, doch das Kochprogramm von modernen Waschmaschinen oder ein Waschgang bei 60 Grad mit einem handelsüblichen Hygienespüler sei ebenfalls ausreichend, erläutert der Geschäftsführer.

Burkhard Otterbach empfiehlt, mindestens drei Masken vorrätig zu haben: eine in Benutzung, eine in der Wäsche und eine in Reserve. „Das ist wie bei der Unterwäsche, da hat man auch nicht nur eine Unterhose im Schrank.“

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.

Das Corona-Newsblog aus dem Siegerland finden Sie hier.

Hier geht es zum Newsblog mit den aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus.