Dahlbruch. Die SMS group legt an allen Standorten, auch in Dahlbruch, eine 14-tägige Betriebsruhe ein. Nur wichtige laufende Aufträge sind ausgenommen.
Nach der zweiwöchigen Betriebsruhe sollen für einzelne Bereiche die Möglichkeiten zur Kurzarbeit geprüft werden, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Die weltweite Ausbreitung des neuartigen Coronavirus stellt die Welt vor eine nie dagewesene Herausforderung. Auch die SMS group spürt eine deutliche Beeinträchtigung ihrer Betriebsabläufe.“ Es werde nun daran gearbeitet, „wesentliche Betriebsabläufe möglichst aufrechterhalten zu können. „Die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat höchste Priorität für uns“, erklärt Vorstandschef Burkhard Dahmen.
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Kurzarbeit gebe es bei der SMS group in Dahlbruch in einzelnen Bereichen bereits seit Januar, berichtet Betriebsratsvorsitzender Tobias Tigges auf Anfrage dieser Zeitung. Hinzu gekommen ist nun die Aufforderung, über die Osterferien gezielt Urlaub zu nehmen. „Als Präventionsmaßnahme“, sagt Tigges. Der Anlagenbau ist ein langfristiges Geschäft. Die Auswirkungen der Krise würden wohl ab Mai oder Juni durchschlagen. „Darauf bereiten wir uns vor.“ Dazu gehört dann aber auch der Blick auf die Zeit danach. Hohe Urlaubsrückstände seien eher hinderlich, „wenn es wieder anzieht.“
DGB Siegen: Corona-Krise ist „mit aller Macht“ angekommen
Die Corona-Krise sei „mit aller Macht“ in Südwestfalen angekommen, stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fest.
Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zeigen: Im Agenturbezirk Siegen (Kreis Siegen-Wittgenstein und Kreis Olpe) gibt es zum Stichtag 25. März 2020 knapp 350 bereits geprüfte Anzeigen zur Kurzarbeit. Betroffen sind hiervon über 8.500 Beschäftigte. Im Kreis Siegen-Wittgenstein betrifft dies 219 Betriebe mit 5.378 Beschäftigten und im Kreis Olpe 127 Betriebe mit 3.290 Beschäftigten.
Nach Angaben der Agentur für Arbeit Siegen liegt die Zahl der eingegangenen Anzeigen bereits bei 4.600. „Die tatsächlichen Zahlen liegen darüber und werden in den kommenden Tagen und Wochen noch weiter rapide nach oben steigen“, heißt es in einer Mitteilung des DGB.
Arbeitgeber sollen Ersparnis weitergeben
„Auch die Beschäftigten, die nicht unter dem Schutz eines Tarifvertrags stehen, müssen ohne Absturz durch die Krise kommen“, fordert DGB-Regionsgeschäftsführer Ingo Degenhardt, „das Kurzarbeitergeld muss auf mindestens 80 Prozent angehoben werden.“
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Ingo Degenhardt: „Während Unternehmen gerettet werden, fallen viele Beschäftigte auf Hartz IV zurück. Diese soziale Schieflage muss dringend behoben werden. Daher bedarf es eines Sonderfonds ‚Kurzarbeitergeld Plus‘ innerhalb des NRW-Rettungsschirms.“
Hartz IV wirkt nicht mehr überall als Auffangbecken
Zwar sei das Prinzip Kurzarbeit äußerst sinnvoll, denn es helfe, Einbrüche zu überbrücken und Beschäftigung zu sichern. „Aber die Lohneinschnitte sind bitter. Gerade diejenigen mit kleinen Einkommen sind besonders hart betroffen. Viele Beschäftigte geraten durch Mieten und andere finanzielle Verpflichtungen in existenzielle Nöte“, warnt Ingo Degenhardt.
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Wer als alleinstehender Beschäftigter vor der Krise nicht mindestens 2.750 Euro brutto pro Monat verdient hat, hat bei „Kurzarbeit null“ – also einem Arbeitsausfall von 100 Prozent – einen Anspruch auf aufstockende Hartz-IV-Leistungen.
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Aber, so ein Beispiel des DGB, in einer Familie mit einem Kind, in der ein Elternteil zum Mindestlohn beschäftigt ist und der andere Elternteil im Einzelhandel (Teilzeit, 75-%-Tariflohn), wirke Hartz IV nicht mehr als Auffangbecken. „In dieser Krise brauchen wir Solidarität und soziale Verantwortung. Es darf nicht sein, dass die Beschäftigten die Hauptlasten der Krise alleine tragen“, mahnt Degenhardt.
Weltausstellung um ein Jahr verschoben
Bei der Expo in Dubai wollte Boxbay ein neu entwickeltes Hochregallager für die Hafenlogistik. Die weltweit erste Anlage dieser Art für den Umschlag von Containern wird in einem Gemeinschaftsunternehmen des weltweit tätigen Hafenbetreibers Dubai Ports World und der zur SMS-Gruppe gehörenden Netphener Amova entwickelt.
Die Premiere im Hafen Jebel Ali/Dubai findet nun coronabedingt ohne die Weltausstellung statt – die Expo wurde um ein Jahr auf 2022 verschoben. Ende dieses Jahres soll, so der Plan, die Pilotanlage in Betrieb gehen.
Widerspruch der Metrallarbeitgeber: Für Härtefälle ist gesorgt
Der Verband der Siegerländer Metallindustriellen widerspricht. „Kurzarbeit ist die beste soziale Sicherung, die uns in dieser beispiellosen Krisensituation zur Verfügung steht“, sagt Verbandsgeschäftsführer Dr. Thorsten Doublet. In der Praxis gebe es Unternehmen, die freiwillig bereits Aufstockungen zum Kurzarbeitergeld leisten. Für Härtefälle hätten die Tarifvertragsparteien bereits eine wirtschaftlich verkraftbare Lösung gefunden. Bei der Regelung des Kurzarbeitergeldes handele es sich „nicht um ein Geschenk für die Wirtschaft, sondern sie hilft vielen Unternehmen zahlungsfähig zu bleiben und Insolvenzen zu verhindern, denn das sichert Arbeitsplätze.“
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