Hilchenbach. Während der Corona-Pandemie fallen die physischen Angebote im Jugendzentrum Hilchenbach aus, doch das Team schafft kreative Alternativen im Netz
„Bleibt für uns zu Hause, aber bleibt mit uns in Kontakt“ – mit dieser Botschaft wenden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Siegen-Wittgenstein per Video auf Instagram geschlossen an die Jugendlichen im gesamten Kreis. Denn auch, oder besser gesagt gerade in der Coronakrise wollen sie für ihre Zielgruppe da sein und bieten ein umfangreiches digitales Programm. In manchen Punkten sorgt die Situation sogar für Verbesserungen, berichtet Heike Kühn vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt Hilchenbach.
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Ständige Entwicklung in Hilchenbach
„Das Angebot entwickelt sich jeden Tag, jeden Tag verändert sich was“, beschreibt die Diplom-Pädagogin die Entwicklung der digitalen Jugendarbeit nach der Kontaktsperre zur Eindämmung des Coronavirus. Dabei orientiert sich das Team an den Bedürfnissen und Wünschen der Jugendlichen. Welche Inhalte gefragt sind, welche Kanäle genutzt werden sollen und wie die technische Umsetzung funktioniert – bei all diesen Fragen werden die Jugendlichen einbezogen.
„Wir lernen viel dazu“, freut sich Kühn. In einem dynamischen Prozess probieren die Teammitglieder aus, was gut ankommt und was nicht. Die Jugendlichen, die teilweise schon länger auf den diversen Plattformen unterwegs sind, erklären dem Team, wie es geht – „und bringen uns auf coole Ideen“, sagt Kühn.
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Hilchenbacher Jugendarbeit auf Instagram und Discord
Instagram ist die zentrale Plattform zur Verbreitung der Inhalte. Mit einer Umfrage ließ sich Kühn bestätigen, dass auch bei „ihren“ Jugendlichen Instagram die absolute Nummer 1 ist, während Facebook bei der jüngeren Generation kaum noch eine Rolle spielt. Facebook zu bespielen sei aus Kühns Sicht eigentlich gar nicht mehr nötig, dort guckten höchstens die Eltern rein.
Auf ihrem Kanal „kjbhilchenbach“ war das Kinder- und Jugendbüro Hilchenbach schon vor Corona stark auf Instagram. Gerade bei der Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen erzielt die Jugendarbeit dort eine hohe Reichweite.
Neu ist der Einsatz der Kommunikationssoftware Discord . Vor allem für Audiogespräche zu zweit oder in Gruppen wird diese Plattform genutzt und ist besonders bei Computerspielern bekannt und beliebt. Auch Videokonferenzen und Chats sind dort möglich. Der große Vorteil ist, dass sich einfach und übersichtlich verschiedene Gruppen bilden lassen. Außerdem können Rollen für die Teilnehmer und die Teamer vergeben werden – mit unterschiedlichen Berechtigungen.
Benutzer können dem Server des Kinder- und Jugendbüros beitreten und sehen dort, wer sonst noch so online ist – ein digitaler Treffpunkt eben. Für unterschiedliche Angebote gibt es Kanäle, in denen zum jeweiligen Thema gechattet oder gesprochen werden kann – von der „Gamer Höhle“ über die Push-AG bis zur Schülerhilfe. Vom Team ist immer jemand da und hat ein offenes Ohr für die Jugendlichen.
Dieses Tool nutzen zur Zeit viele Jugendzentren. Die Jugendlichen, größtenteils Gamer, die Discord schon länger nutzen, halfen bei der Einrichtung und erklären dem Team um Heike Kühn vieles, für die diese Software komplett neu war. Sie wiederum muss nun viel Aufklärungsarbeit leisten, um denjenigen die Hemmschwelle zu nehmen, die die Plattform noch nicht kannten. Auch bei den Eltern versucht sie Vertrauen zu schaffen
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Das Angebot: Corona-Sprechstunde per Live-Stream
Auch bei den Inhalten schaut Heike Kühn auf das, was die Zielgruppe braucht, und auf die Talente ihres Teams. Dabei wurden sowohl neue Ideen entwickelt als auch bestehende Formate auf die digitale Ebene transferiert. Die Biker, die sonst im Dirt-Bike-Park zusammen radeln, besprechen auf Discord, welche Wünsche sie für das Gelände haben oder teilen ihre Stuntvideos. Der Mädchentreff findet digital statt, aber zu gewohnten festen Zeiten.
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In Live-Streams wird gemeinsam gekocht, in Videos tanzen und basteln die Teammitglieder oder machen Yoga, und laden die Jugendlichen zum nachmachen ein. Auch eine „Corona-Sprechstunde“ gab es schon. „Es geht rund auf allen Kanälen“, sagt Heike Kühn, „gefühlt haben wir zurzeit sogar mehr Kontakt.“
Corona hinterlässt Spuren
Ein großer Vorteil ist, dass mit dem neuen Angebot auch Jugendliche erreicht werden, die das „echte“ Jugendzentrum vielleicht nie betreten hätten. Deshalb kann sich Heike Kühn sehr gut vorstellen, das digitale Angebot auch nach der durch Corona bestimmten Zeit zumindest teilweise weiterlaufen zu lassen. Trotzdem findet sie es „schöner, sich zu sehen“.
Die Jugendtreffs im Netz
Die Kontaktdaten aller Jugendzentren im Kreis stehen auf der Seite www.kreisjugendring.org/offene-kinder-und-jugendarbeit/standorte-und-profile-offener-arbeit.
Auch hinsichtlich der Zusammenarbeit der verschiedenen Jugendtreffs im Kreis Siegen-Wittgenstein könnte die aktuelle Situation Spuren hinterlassen. „Die Vernetzung hat sich total verstärkt“, sagt Kühn. In Telefonkonferenzen besprechen sich die Teams aus ganz Siegen-Wittgenstein, lernen voneinander und stellen gemeinsam Dinge auf die Beine – wie das Video, mit dem sie die Jugendlichen zu ihren digitalen Angeboten einladen. „Ich wünsche mir, dass wir das aufrecht erhalten“, sagt Kühn.
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