Hilchenbach. Beerdigungen gehören für Pfarrer Herbert Scheckel aus Hilchenbach zum Alltag. Doch die Corona-Pandemie ändert auch die Trauerarbeit massiv.
Von geliebten Menschen in Würde Abschied nehmen zu können, ist sehr wichtig für die Trauernden, sagt Pfarrer Herbert Scheckel aus Hilchenbach. Doch während der Coronakrise ist vieles nicht mehr möglich. Trauerfeiern in der Kapelle, eine große Trauergemeinde und persönliche Gespräche sind tabu. Für die Hinterbliebenen ist es aber eine zusätzliche Belastung, wenn die Trauerfeier nicht so stattfinden kann, wie erhofft, das weiß der Geistliche aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Dass die Oma oder der Urenkel nicht mitkönnen, ist übel“, sagt Scheckel.
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In Hilchenbach sind Abschiedsfeiern in geschlossenen Räumen wegen des Coronavirus grundsätzlich nicht mehr erlaubt. Deshalb finden sie meist vor der Kapelle oder im Ruheforst statt. Doch „das ist nicht das, was sich die Leute wünschen“, sagt Scheckel. Wichtig sei, die Situation so zu akzeptieren und das beste daraus zu machen, sagt der Pfarrer – das gelte für ihn wie auch für die Familien. Und „die machen das richtig gut“, lobt er die Haltung der Menschen. „Ich treffe auf sehr viel Verständnis. Ich habe noch keinen erlebt, der auf die Stadt oder das Land geschimpft hat.“
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Seit 30 Jahren Pfarrer im Siegerland
Auch die Gespräche im Vorfeld, an denen oft viele Familienangehörige teilnehmen, müssen am Telefon stattfinden. Eine ungewohnte Situation, „aber es geht auch“. Bei den Beerdigungen versucht Scheckel, die Trauernden einzubeziehen. Sie können zum Beispiel ein Lied singen, die Urne oder einen Kranz tragen. „Das hilft über vieles hinweg.“ Die Stimmung sei gar nicht wirklich anders, habe er festgestellt. Der größte Unterscheid sei die Trauer der Betroffenen, dass nicht alle an der Abschiedszeremonie teilnehmen können, die das gerne würden.
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„Bestattungen sind Teil meines normalen Lebens“, sagt Scheckel. Seit 30 Jahren ist er Pfarrer im Siegerland. Doch die Entwicklungen rund um Corona stellen auch ihn vor neue Herausforderungen, auf die er sich aber gerne einlässt. So hat er sich eine neue Mikrofonanlage gekauft, damit er draußen immer gut zu verstehen ist. Außerdem hat er einen YouTube-Kanal eingerichtet, auf den er Gottesdienste hochlädt – in leeren Kirchen, die sich die Gläubigen von zuhause aus ansehen können.
Die Coronakrise als Chance für den Glauben
Sorgen um eine Infektion macht sich der Geistliche nicht und geht seiner Arbeit weiter so gut es geht nach. „Wenn ich raus muss, muss ich raus“. Die Menschen können weiter zu ihm kommen – unter Wahrung der sinnvollen Abstandsregeln. „Wir haben Kontakt, ohne körperlichen Kontakt zu haben“, sagt der Pfarrer. „Ich vertraue auf Gott“, sagt Herbert Scheckel.
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Er versucht, in der Coronakrise auch eine Chance zu sehen. Er spüre in den letzten Wochen eine große Sehnsucht bei den Menschen und die Frage nach dem Leben nach dem Tod habe auch an Bedeutung gewonnen. Deshalb versuche er – in dieser Zeit mehr denn je – „den Blick für die Zukunft offen zu halten“, besonders bei denen, die trauern. Er selbst sei nicht von Angst besetzt, und das wolle er auch anderen vermitteln. „Ich nehme die Menschen an der Hand, unter Gottes freiem Himmel.“
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