Hilchenbach. . Zukunftskonzept mit neuem Gemeindezentrum am Kirchplatz. Gemneindehäuser und Helberhäuser Kapelle werden aufgegeben.
Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hilchenbach kommt am Ende eines Weges an, den sie um 2012 eingeschlagen hat — damals begann sie, sich wie viele andere Gemeinden, Gedanken über ihre Zukunft zu machen. In der Gemeindeversammlung am Montag, 26. Juni, wird ein Ziel erreicht: Das Presbyterium wird das Ergebnis eines Beratungsprozesses vorstellen, der den Abschied von den beiden Gemeindehäusern in Allenbach und Hilchenbach und der Kapelle in Helberhausen bedeutet — und den Neuanfang mit einem Neubau, der das Gesicht des historischen Kirchplatzes verändern wird.
Der Anlass
Die Gemeinde wird kleiner. 5300 sind es jetzt noch, Jahr für Jahr werden es 1,5 Prozent weniger. Damit einher geht ein Abbau von Pfarrstellen. „Uns steht ein Pfarrermangel ins Haus,“ sagt Pfarrerin Roswitha Scheckel, Vorsitzende des Presbyteriums. Als erster aus der jetzt amtierenden Generation verabschiedet sich im nächsten Jahr Rüdiger Schnurr. 2024 geht Herbert Scheckel, 2025 verabschieden sich Roswitha Scheckel und Hans-Jürgen Uebach, der ab nächstes Jahr wieder „ganz“ in Hilchenbach und nicht mehr halb in Dahlbruch ist. „Wir gehen davon aus, dass wir dann nur noch eine Pfarrstelle haben.“
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Die Lösung
Zentrum aller Pläne ist Hilchenbach — hier hat die Gemeinde ihre einzige Kirche, in der Allenbacher Stiftskirche ist sie nur Mieterin. Der Plan: Zwischen Pfarr- und Konfirmandenhaus wird ein neues Gemeindehaus errichtet. Mit teilbarem Saal, Gruppenraum, Küche — und Toiletten für die Besucher der Gottesdienste und Konzertveranstaltungen in der Kirche. „Alles, was wir bisher vermisst haben“, sagt Roswitha Scheckel, „und dazu noch barrierefrei.“
Im Pfarrhaus, das wie das Konfirmandenhaus mit dem Neubau verbunden wird, werden nach dem Auszug der Familie Schnurr Jugendräume entstehen. Rund 1,3 Millionen Euro kostet die Investition, den die Gemeinde mit dem Verkauf nicht mehr benötigter Immobilien, Eigenmitteln und einem 15-Prozent-Zuschuss des Kirchenkreises finanzieren wird.
Die Alternativen
Das Presbyterium ließ Architekt Matthias Krämer einen zweiten Entwurf zeichnen: Auch das Gemeindehaus An der Sang, das in den 1930er Jahren gebaut wurde, ließe sich auf denselben modernen Stand bringen wie der Neubau auf dem Kirchplatz ,allerdings genauso teuer. Denn ohne einen Toilettenanbau ans Konfirmandenhaus auf dem Kirchplatz wäre das nicht gegangen. Nachteil dieser Variante und einer anderen, die ein Gemeindemitglied einbrachte: Der Kirchplatz wäre nicht mehr Kirche — die Gemeinde müsste ja dann die Immobilien dort zur Finanzierung verkaufen.
Nicht ernsthaft verfolgt wurde die kostengünstigste Lösung: die Kirche in Hilchenbach und das Gemeindehaus in Allenbach behalten — und alles andere aufgeben.
Die Diskussion
Als 2015 das Thema auf den Tisch kam, gab es Widerspruch, 240 Unterschriften wurden nach der Gemeindeversammlung gesammelt. In den Bauausschuss wurden weitere Gemeindemitglieder als Sachverständige berufen. „Die Leute haben schwer gekämpft“, sagt Roswitha Scheckel beim Blick zurück. „Da sind auch Tränen geflossen.“ Allenbacher und Helberhäuser wechseln nicht nur das Gebäude, sondern auch den Ort. „Das wird nicht von heute auf morgen gehen“, sagt Finanzkirchmeister Dieter Viehöfer. Die Gemeinde werde sich erst von den alten Standorten trennen, wenn der neue fertig sei. In Helberhausen gern später — „wir haben keine zeitliche Not.“ Dort möchte die Gemeinde Gast in der Kapelle sein, wenn für sie ein neuer Eigentümer, am liebsten aus dem Dorf, gefunden ist.
Pfarrerin Scheckel glaubt, dass die Entscheidung richtig ist: „Wir geben alle etwas auf und fangen neu am Kirchplatz an.“ Und sie weiß auch, dass es mit dem Bauen nicht getan ist: „Das innere Zusammenwachsen bedeutet eine gewaltige Wegstrecke.“ Auf der auch die Frage, wie sich die lutherische Liturgie aus Allenbach mit der reformierten in Hilchenbach begegnet, beantwortet wird.
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