Siegen-Wittgenstein. Den Bau eines Radschnellwegs von Littfeld nach Betzdorf würde das Land bezahlen – nur wann, das erfuhr der Verkehrsausschuss nicht.

Einen Radschnellweg von Littfeld nach Betzdorf wünscht sich der Verkehrsausschuss des Kreises – um so mehr, weil die Baukosten entlang von Landes- und Bundesstraßen dann nicht vom Kreis getragen werden müssten, wie Winfried Behle vom Landesbetrieb Straßenbau feststellt.

Der Radschnellweg

Die Frage, wann das Land für ein solches Vorhaben Mittel einplant, wurde nicht weiter erörtert – derzeit sind landesweit sieben solcher Verbindungen in Planung. Voraussetzung sei allerdings eine Machbarkeitsstudie, für die die Anliegerkommunen sorgen müssten, wie Behle weiter ausführte: „Es wäre vielleicht ratsam, dass der Kreis das macht.“

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Den Antrag, dem Radschnellweg Vorrang zu geben, hatte die CDU-Fraktion gestellt. Die Bedingungen, so zu einer Verkehrswende beizutragen, seien „sehr günstig“, sagte Martin Achatzi (CDU). „Jeder will, dass Radverkehr gefördert wird“, bestätigte Hermann-Josef Droege (IHK) und sprach sich für die Machbarkeitsstudie aus: „Hauptsache, wir kommen von der Stelle." Winfried Schwarz (SPD) stimmte zu: Die Strecke hätte schon dadurch ihren „besonderen Reiz“, dass sie unter der HTS verläuft und somit „zum großen Teil überdacht“ sei. Schwarz kritisierte, dass der Kreis auf dem Weg zu einem Radverkehrskonzept „schon ein bisschen zu lange unterwegs“ sei: „Das geht fast noch langsamer als ein Straßenbau.“ Der Beschluss für das Konzept wurde im Dezember 2018 gefasst, der Auftrag im Oktober 2019 vergeben. Ab Ende März 2020 soll eine Bürgerbeteiligung beginnen.

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Ulrich Haas (SPD) äußerte Ungeduld. „Wir müssen auch irgendwann mal anfangen. Wir kriegen nichts gebacken, und die im Ruhrgebiet nehmen uns die ganzen Fördergelder weg.“ Thomas Hartmann (fraktionslos) kommentierte gallig: Wenn er im November aus dem Kreistag ausscheide, sei das Thema „in guten Händen“. Die Radverkehrsplanung sei 2016 einer der Gründe für seinen „dicken Knatsch“ mit der SPD-Fraktion gewesen, die er dann verlassen hatte. Landrat und SPD-Fraktionsführung „hat dieses Thema überhaupt nicht interessiert“. Die Machbarkeitsstudie, so merkte Ralf Knocke (Linke) an, „hätte man schon vor einigen Jahren machen können“.

Das Carsharing

Mit sieben gegen sechs Stimmen setzte die SPD-Fraktion ihren Antrag durch, zur Förderung des Carsharing zu prüfen, ob der Kreis selbst in ein solches Unternehmen einsteigen kann; zwei Ausschussmitglieder enthielten sich der Stimme. „Wir sollten uns mit dem Thema befassen“, warb Winfried Schwarz (SPD). Unbeantwortet blieb die Frage, wie lukrativ ein privatwirtschaftliches Engagement ist: Am Kreishaus stehen drei Flinkster-Fahrzeuge, für die der Kreis tagsüber „Ankermieter“ ist. Wie oft die Autos in den anderen Zeiten von privaten Kunden nachgefragt werden, sei für den Kreis nicht in Erfahrung zu bringen, sagte Amtsleiter Michael Haßler. „Die Daten geben sie nicht raus. Wir haben den Eindruck, dass es sehr wenig ist.“

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Den Ertrag einer kreiseigenen Carsharingfirma nannte Martin Achatzi (CDU) „sehr zweifelhaft“. Eine Alternative könnte das „Ride-Sharing“ sein, die Förderung von Fahrgemeinschaften. Michael Sittler (SPD) staunte: Carsharing sei Teil des Mobilitätskonzepts des Kreises, das einhellig beschlossen worden sei. „Und jetzt will keiner etwas davon wissen.“

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