Kreuztal. Die eine Schnellverbindung führt von Nord nach Süd, die andere von Ost nach West. In der Mitte bekommt Kreuztal eine weitere Kreuzung.

Mit zwei Radvorrangrouten – einer von Ost nach West, einer von Nord nach Süd – steigt die Stadt Kreuztal in die Neuplanung ihres Radverkehrsnetzes ein. Der Radverkehr werd deutlich zunehmen, sagte Bürgermeister Walter Kiß im Infrastrukturausschuss, und damit auch der Bedarf an Radwegen – „ich will jetzt nicht von einer Fahrrad-HTS sprechen.“

Peter Gwiasda, dessen Kölner Büro „VIA“ den Auftrag für die Planung hat, sieht die Stadt vor einer großen Aufgabe: „Hier ist ein ganz gewaltiger Sprung nötig.“ Für den Planer ist die Aufgabe anspruchsvoll: An den Hauptverkehrsstraßen, die die von ihm so genannten „offensiven Alltagsradler“ am liebsten nutzen, ist es zu eng. Abseits der Hauptverkehrsstraßen, für die „Defensiven mit Sicherheitsbedürfnis“, gibt es entlang der Hauptachsen noch keine durchgehenden Verbindungen. Die Radvorrangrouten, die Gwiasda zuerst plant, sind mit mindestens zwei Metern als Fahrstreifen und vier Metern als abgetrennte Wege breiter als die Norm-Radwege, aber noch nicht so breit wie die in Ballungszentren angepeilten Radschnellverbindungen.

Die Routen

Die Nord-Süd-Verbindung

Littfeld-Krombach: Von den 4,2 Kilometern werden 2,5 auf einer eigenen Trasse geführt (davon 680 Meter Neubau) und 1,7 auf Nebenstraßen, immer zwischen Bahn und B 517.

Krombach-Kreuztal. 3,1 Kilometer, davon 2,3 auf eigener Trasse (1,8 Kilometer Neubau). Probleme sind wegen des nötigen Grunderwerbs und der mit zu nutzenden Fußgängerunterführung in Eichen zu erwarten. Idee ist ein Kreuzungsbauwerk mit der Ost-West-Route oben auf der Heesstraßen-Fußgängerbrücke.

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Kreuztal-Dillnhütten: 4,4 Kilometer, davon 4,2 auf eigener Trasse (4,1 Kilometer Neubau), fast auf der ganzen Strecke entlang der Ferndorf Grundstückskonflikte.

Die Ost-West-Verbindung

Osthelden-Kreuztal: 3,9 Kilometer, davon 1,3 auf eigener Trasse, kein Neubau. Diese Route, so Peter Gwiasda, sei „deutlich einfacher“ zu planen.

Kreuztal-Kredenbach: 5,5 Kilometer, davon 3,2 auf eigener Trasse (1,2 Kilometer Neubau). Grunderwerbsprobleme sieht der Planer in dem Abschnitt über das Bender-Gelände und südlich des Ferndorfer Industriegebietes.

Die Politik

Arne Siebel (CDU) hielt es für erforderlich, „dass man die Radfahrer überzeugt, die Wege auch zu nutzen“. In Eichen sei das im Neubauabschnitt der B 517 nicht gelungen: Gefahren werde auf dem schmalen Schutzstreifen neben der Fahrbahn, nicht auf dem neu angelegten Weg hinter der Baumreihe. Akzeptiert würden die Wegeabschnitte nur, wenn sie als Teil eines Gesamtnetzes wahrgenommen werden, erwiderte Peter Gwiasda – das wiederum in einem zweiten Schritt mit weiteren Verbindungen erarbeitet wird. Vorhandene Radwege und -streifen blieben erhalten: „Was da ist, wird gepflegt.“

„Fahrradhauptstadt“

Im Frühjahr soll die Planung für das komplette Radwegenetz vorliegen, außerdem eine Kostenschätzung für die vorgeschlagenen Neu- und Ausbauten.

Lösungen entlang der B 508 und der B 517 sieht Planer Peter Gwiasda nicht: „So wird Kreuztal nicht Fahrradhauptstadt des Siegerlandes.“

Dieter Gebauer (Grüne) zeigte sich zwar begeistert („Das hätte ich nicht zu träumen gewagt“), hatte aber auch Anmerkungen: Die Route abseits der Hauptstraßen sei dunkel. Nachgedacht werden sollte über eine dynamische Beleuchtung, „die auf Radfahrer reagiert, aber nicht auf Wildschweine“, regte Peter Gwiasda an. Gebauer ermunterte auch dazu, in Eichen die vor 50 Jahren geschlossene Verbindung über das nun ehemalige Brauereigelände wiederzueröffnen und von Eichen nach Kreuztal den „Schwarzen Weg“ an der Bahn entlang zu wählen, weil das die schnellste Verbindung sei.

„Wir müssen die Grundstückseigentümer mit ins Boot holen“, mahnte Planer Peter Gwiasda. Jochen Schreiber (SPD) ermunterte, die Umsetzung des Plans trotz erwartbarer Hindernisse anzugehen, „Das ist der richtige Ansatz.“ Dieter Gebauer (Grüne)n sah allerdings keinen Anlass für allzu große Rücksichtnahme. „Für Autofahrer ist ja auch nichts zu schade, da denkt man eiskalt über Enteignung nach.“

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