Siegen. In Siegen-Wittgenstein gibt es mittlerweile 21 bestätigte Coronafälle. Kreis, Universität, AMZ und regionale Kliniken eröffnen Diagnosezentrum

Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat am Montag, 16. März, in Kooperation mit der Universität Siegen, dem Arbeitsmedizinischen Dienst (AMZ) Siegen und verschiedenen Kliniken in der Dreifachturnhalle auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße ein Corona-Diagnose-Zentrum eröffnet. Kurz vor Aufnahme des Betriebs führten Landrat Andreas Müller, Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart und Vertreter der beteiligten Klinken durch das Zentrum und erläuterten die wichtigsten Fragen.

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Die Absprache

Hinweisschilder weisen an jeder Kreuzung des Haardter Bergs den Weg zum neuen Corona-Diagnose-Zentrum. Vor der Dreifachturnhalle ist der Parkplatz abgesperrt und wird von Sicherheitspersonal überwacht. Nur Personen, die getestet werden sollen, dürfen dort parken.

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Und getestet wird nur, wer einen Termin hat. „Das Diagnosezentrum ist keine offene Anlaufstelle“, betont Landrat Andreas Müller. Wer Symptome hat, meldet sich telefonisch bei seinem niedergelassenen Hausarzt. Symptome für das Coronavirus können Husten, Gliederschmerzen und allgemeine Kraftlosigkeit sein. Der Hausarzt wiederum überweist an das Gesundheitsamt. Dieses nimmt Kontakt zum Patienten auf und klärt ab, ob Symptome und Vorgeschichte eine Beprobung nach den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts rechtfertigen. Falls das der Fall ist vergibt das Gesundheitsamt einen Termin zur Diagnose. „Wer keinen Termin hat, wird keine Beprobung bekommen“, stellt Müller klar.

Das Diagnosezentrum soll Patienten aller Altersklassen testen. Wer nicht selbst kommen kann, wird von den mobilen Teams des Kreises untersucht. Die Krankenhäuser sollen unter keinen Umständen für die Tests zuständig sein.

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Der Test

Der Ablauf im Zentrum ist so organisiert, dass die Testpersonen möglichst wenig Kontakt haben sollen – zueinander und zu dem Personal. Es gibt eine „weiße Zone“ für das medizinische Personal und eine „schwarze“ Zone für die Patienten, räumlich getrennt oder durch Absperrbänder in den Zimmern, in denen beide Gruppen zusammentreffen. Für Testpersonen gibt es einen Flur, durch den nur sie gehen, und auch nur in eine Richtung.

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Zuerst geht es zur Anmeldung. Zwei Angestellte des Kreisgesundheitsamts Siegen-Wittgenstein empfangen dort die Testpersonen, die sich zuerst einmal die Hände desinfizieren müssen. Sie erklären das Verfahren, kontrollieren die Ausweise, regeln alle bürokratischen Angelegenheiten und schicken die Patienten dann in die Untersuchungsräume. Davon gibt es drei, die in den Umkleidekabinen der Halle eingerichtet wurden. Dort werden die Tests in Form von Abstrichen von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt, danach geht es durch einen separaten Ausgang wieder nach draußen. Im Viertelstundentakt sollen die Testpersonen kommen.

Die Dreifachturnhalle wurde von Personal der Universität Siegen vorbereitet – innerhalb von vier Tagen. „Wir tragen eine besondere Verantwortung für die Region“, sagt Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart. Deshalb sei es keine Frage gewesen, dem Kreis bei der Bewältigung der Corona-Krise zur Seite zu stehen, mit dem, was benötigt wird. Und der Standort sei für das Diagnosezentrum optimal, da er von vornherein eine gute Infrastruktur biete und aus allen Richtungen gut zu erreichen sei.

Medizinisches Personal

Mindestens ein Arzt muss bei den Coronatests anwesend sein. Das entsprechende Personal entsenden das Kreisklinikum, das St. Marien-Krankenhaus, das Diakonie Klinikum Jung-Stilling, die Celenus Klinik Hilchenbach und die DRK Kinderklinik.

Geplant ist, dass die Ärzte täglich wechselnd von jeweils einer anderen Klinik im Diagnosezentrum arbeiten. Die Mediziner arbeiten in vier Stunden Schichten und schützen sich mit Masken, Overalls und Handschuhen selbst vor einer Infektion.

Auch das Risiko habe er natürlich abgewogen, ergänzt Burckhart. Trotzdem seien einige Angestellte der Universität durchaus in Sorge, dass Infizierte nun auf dem Campus untersucht würden. Doch auch aus diesem Grund fiel die Wahl auf die Turnhalle, die gut vom restlichen Gelände abgetrennt ist. Durch Maßnahmen wie den gesperrten Parkplatz und viele Hinweisschilder soll verhindert werden, dass sich Testpersonen auf dem Campusgelände verirrten.

Die Diagnose

Nach dem Test müssen die Patienten etwa zwei bis drei Tage auf das Ergebnis warten. Noch während des Rundgangs entwickeln Müller und Burckhart die Idee, den Testpersonen Informationszettel mit zu geben, die das weitere Prozedere erklären. „Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an“, soll dabei die wichtigste Botschaft sein, um das ohnehin stark ausgelastete Personal nicht unnötig zu beanspruchen. Der Test selbst sei aber für viele Menschen eine Stresssituation, da sind sich Landrat und Rektor einig, deshalb sei eine schriftliche Zusammenfassung der wichtigsten Informationen sinnvoll.

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Falls tatsächlich das Coronavirus nachgewiesen wird, müssen die Betroffenen in häuslicher Quarantäne bleiben. Doch auch wenn der Test negativ ausfällt, sollte man besser zu Hause bleiben, mahnt Müller. Noch am Montag wurden in Siegen-Wittgenstein fünf neue Fälle des Coronavirus bekannt, die alle in Bezug zum gleichen Skigebiet in Österreich stehen. Drei Frauen und ein Mann aus Siegen waren selbst dort und infizierten sich vor Ort. Eine Frau aus Wilnsdorf infizierte sich über eine Kontaktperson, die Skifahren war. Insgesamt gibt damit nun 21 bestätigte Coronafälle im Kreisgebiet.

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Grund zur Panik gebe es keinen, und auch die Eröffnung des Corona-Diagnose-Zentrums solle auf keinen Fall diesen Eindruck vermitteln, es gehe um gute Vorbereitung auf diese „nie dagewesene Situation“ und um eine Verlangsamung der Ausbreitung, so Müller.

„Wir reagieren ruhig, gelassen und besonnen und arbeiten ab, was ansteht“, beschriebt Müller das Vorgehen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Noch während der Landrat die letzten Fragen beantwortet, biegt ein Wagen auf den Parkplatz ein und wird vom Sicherheitsmann empfangen. Der Fahrer lässt die Scheibe herunter und lächelt: „Guten Tag, ich soll mich hier testen lassen“.

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