Siegen. Ein Forschungsteam der Uni Siegen untersucht in einem internationalen Projekt, wie kleinere Kommunen Zuwanderung als Chance nutzen können.

Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen untersuchen „Prozesse der sozialräumlichen und ökonomischen Inklusion von Neuzugewanderten aus nicht-europäischen Ländern in schrumpfenden Klein- und Mittelstädten“. Das Team unter der Leitung von Juniorprofessorin Sabine Meier hat dafür gemeinsam mit vier europäischen Universitäten und anderen Partnern insgesamt rund drei Millionen Euro EU-Fördergelder eingeworben. Knapp 620.000 Euro davon gehen nach Siegen, wie einer Mitteilung der Uni zu entnehmen ist.

Auch interessant

Ziel des Forschungsprojekts „Welcoming Spaces in Europe“ sei es, „partizipative und innovative Formen der Zusammenarbeit“ zwischen Kommunen, Neuzugewanderten, wohlfahrtsstaatlichen Trägern, zivilgesellschaftlichen Akteuren und privaten Unternehmen zu analysieren, „die sowohl die Inklusion von Neuzugewanderten und Alteingesessenen gleichermaßen fördern als auch zur nachhaltigen Entwicklung dieser Städte beitragen“, wie es weiter heißt.

Auch interessant

Lebensqualität steigt für alle Bewohner

„Auf der einen Seite sind es meist junge Menschen, die von kleineren Städten in die Metropolen ziehen. Dadurch kommt es mancherorts zum Rückgang der Nachfrage nach Bildungsangeboten, sozialen Diensten oder Nahversorgung“, sagt Sabine Meier. Es entstünden Leerstände in ehemaligen Geschäftsstraßen oder Dorfmitten. Auf der anderen Seite seien diesen kleinen Städten seit 2014 vermehrt Zuwanderer zugewiesen worden.

Gemeinsame Ansätze

Als Reaktion auf die hohe Zahl an Menschen, die vor allem ab 2015 in Deutschland Zuflucht suchten, bildeten sich viele öffentliche und private Hilfsinitiativen.

Wichtiger Punkt war oft die Vernetzung untereinander.

„Sobald kleinere Städte es schaffen – oder eben längst geschafft haben – insbesondere mit Zuwanderern Initiativen und Perspektiven zu entwickeln, steigt nicht nur die Chance, dass Zuwanderer freiwillig dort bleiben wollen. Auch steigt die Lebensqualität für alle Bewohnerinnen und Bewohner in diesen Orten“, so die Wissenschaftlerin. Mit diesem Forschungsprojekt soll untersucht werden, wie Kooperationen in Klein- und Mittelstädten zustande gekommen sind und warum sie weiterverfolgt werden.

Auch interessant

Zusammenarbeit mit Landesministerien

Es geht dabei etwa um die Fragen, wie und wo die beteiligten Akteure zusammenarbeiten, welche Ressourcen sie entwickeln, wie wohlfahrtsstaatliche Organisationen agieren und welche Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Akteursgruppen und kleinstädtischen Räumen entstehen. So genannte vergleichende Forschung findet in mehreren Kommunen in den Niederlanden, Italien, Spanien, Polen und Deutschland statt.

Auch interessant

Das Siegener Team um Sabine Meier, Prof. Johannes Schädler, Laura Foelske, Prof. Thomas Coelen und Prof. Alexandra Nonnenmacher ist am Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste (ZPE) verortet. Für die empirische Datenerhebung in Deutschland arbeitet es mit den Landesministerien Rheinland-Pfalz und Thüringen sowie Partnern aus der Region Südwestfalen zusammen.

Erneuerung statt einseitigen Drucks

„Im Idealfall entsteht durch unsere Forschung, die wir gemeinsam mit den Akteuren und Akteurinnen vor Ort durchführen, die Erkenntnis, wie Kooperationen in Klein- und Mittelstädten kontinuierlich verbessert werden können, um Zuwanderung nicht nur als die vielbesprochene ‚Chance‘, sondern als Normalität zu sehen“, sagt Sabine Meier.

Auch interessant

„Das heißt, dass kommunale, wohlfahrtsstaatliche, zivilgesellschaftliche und privatwirtschaftliche Strukturen auf Diversität und Erneuerung ausgerichtet sind, anstatt auf einseitigen Anpassungsdruck auf Zuwanderer.“ In vielen europäischen Klein- und Mittelstädten sei dies bereits der Fall, „besonders in der Region Südwestfalen“. Ziel sei es, „Wissenstransfer und Austausch mit anderen Klein- und Mittelstädten zu realisieren, die mit Zuwanderung noch wenig Erfahrung haben“.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.

Hier geht es zum Newsblog mit den aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus.