Hilchenbach. Kurz nach Rückkehr aus Skiurlaub bemerkt Hilchenbacher Ehepaar Corona-Symptome bei sich und zieht sich sofort zurück. Das Ergebnis ist schnell da
„Ein wenig Gliederschmerzen haben wir noch. Aber sonst geht es mir soweit gut“, erklärt der 51-jährige Hilchenbacher am Telefon. Er und seine 36-jährige Frau sind aktuell in häuslicher Quarantäne. Zusammen mit einigen Freunden aus Hilchenbach waren sie in Ischgl im Skiurlaub, Samstag 7. März, kamen sie wieder nach Hause.
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„Auf dem Rückweg haben wir im Auto dann von einer Person aus Österreich erfahren, die positiv auf das Coronavirus getestet worden ist. Die war in einem Restaurant, wo wir auch gewesen sind“, erzählt der Hilchenbacher.
Die Corona-Symptome bei den Hilchenbachern – Arbeitgeber stellen frei
Und dann fing es auch bei ihnen an. „Leichte Gliederschmerzen, teils heftige Kopfschmerzen, trockener Husten und ein bisschen Schnupfen hatten wir danach. Eigentlich fühlte es sich an wie eine normale Erkältung. Gut, ich hatte auch kurzzeitig mal 38 Grad Fieber“, erzählt die 36-jährige Frau. Noch am gleichen Wochenende informierten beide ihre Arbeitgeber.
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Die Frau wurde aufgrund ihres Arbeitsfeldes sofort freigestellt, ihr Mann ging am Montag noch ins Büro. „Immerhin ist so eine Erkältung nach einem Urlaub ja auch nichts ungewöhnliches“, sagt der Hilchenbacher. Auch sein Arbeitgeber stellte ihn frei. Erstmal als reine Vorsichtsmaßnahme angesichts der aktuellen Lage, am Dienstag meldeten sich beide beim Hausarzt, das Gesundheitsamt nahm Kontakt auf.
Die Behörden: Mit Gesundheitsamt Siegen-Wittgenstein gute Erfahrungen gemacht
„Am Mittwoch sind dann zwei Damen vom Gesundheitsamt gekommen. Vor unserem Haus haben sie Schutzkleidung angezogen und mit den Röhrchen den Abstrich im Mund durchgeführt. Schon am nächsten Tag haben wir das Ergebnis bekommen und wussten: Wir haben leider ein positives Testergebnis bekommen“, erinnert sich der 51-Jährige. Am Montagmorgen kam dann auch das angekündigte Schreiben vom Ordnungsamt der Stadt Hilchenbach: Die „häusliche Absonderung“, wie die Quarantäne im Behördendeutsch heißt, ist bis zum 26. März angeordnet.
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„Da wir beide schon direkt nach unserer Ankunft in weiser Voraussicht in den eigenen vier Wänden geblieben sind, hatten wir auch keinen Kontakt mit anderen Hilchenbachern“, so der 51-Jährige. Und selbst den Damen vom Gesundheitsamt hätten sie ja nur in deren Schutzkleidung gegenübergestanden, als sie die Abstriche im Mund genommen haben. „Bisher haben wir mit den Behörden nur gute Erfahrungen gemacht. Die Mitarbeiter beim Gesundheitsamt waren sehr freundlich und informativ.“
Die Reaktionen: Viel Hilfsbereitschaft – und eine unschöne Nachricht
Viele Freunde und Bekannte, die von ihrer Situation erfuhren, melden sich, fragen nach und sind interessiert. Eine schlechte Erfahrung gab es leider auch: Die 36-Jährige erzählt im Telefonat von einer Nachricht, die sehr vorwurfsvoll geschrieben war. Ob es denn nötig gewesen sei, das Coronavirus nach Hilchenbach gebracht zu haben. „Im ersten Moment ist man da natürlich sprachlos. Eigentlich sind wir sehr locker drauf, aber diese Nachricht hat mich schon kurz ein wenig schockiert“, sagt die Frau.
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Das war zum Glück eine Ausnahme, ansonsten hat das Ehepaar bisher viel Hilfsbereitschaft erfahren. „Hamsterkäufe haben wir noch keine gemacht“, lacht der 51-Jährige – sie dürfen das Haus ja nicht verlassen. Sie haben sich Lebensmittel einkaufen lassen, per Nachricht an Freunde. „Wir haben bisher alles auf Pump gekauft“, sagt der Mann im Scherz – Bargeld wird natürlich nicht überreicht. Stattdessen werden die Einkäufe auf die Terrasse gestellt. Mit einem Sicherheitsabstand von einigen Metern werden dabei kleine Unterhaltungen geführt.
Der 51-Jährige sieht die ganze Sache mit Humor: „Wir werden ja mit bei den ersten sein, die wieder gesund sind und können dann Taxi und Lieferant spielen.“
Der Alltag in Corona-Quarantäne zuhause in Hilchenbach
Wie sieht derzeit der Alltag aus? Viele Entscheidungen darf man nicht treffen – auch Spaziergänge bei Sonnenschein sind verboten. Das Ehepaar ist eigentlich sehr gesellig, sie sind gerne unter Leuten. „Bis vor kurzem habe ich mich ja total schlapp gefühlt. Da war alles irgendwie anstrengend. Wenn mir dann mal danach war, habe ich ferngesehen. Bei Netflix suche ich mir die passenden Filme, um die Zeit totzuschlagen“, erzählt die 36-Jährige Hilchenbacherin.
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Ihr Mann macht derzeit Homeoffice. „Ich beantworte E-Mails und führe Telefonate mit Kunden“, so der Hilchenbacher. Auch mit der Familie wird natürlich immer wieder telefoniert. Seine Schwester erzählte, dass eine Person im Supermarkt die Seite gewechselt habe, als sie sie gesehen habe. „Die sind sicher einfach nur vorsichtig. Kann man ihnen ja auch nicht übelnehmen“, meint die Frau, die in einem anderen Ortsteil von Hilchenbach wohnt. Auch wenn sie ihren Bruder seit der Rückkehr aus dem Skiurlaub in Ischgl nicht mehr gesehen hat, hat sie aktuell über leichte Erkältungssymptome.
Sie war zusammen mit ihrem Mann und zwei Kindern in Ägypten im Urlaub. „Im Flugzeug saßen auch schon Leute mit Mundschutz“, so die 48-Jährige. Die Tochter der 48-jährigen Schwester war gar nicht mit im Urlaub, ist aber auch erkrankt – Fieber. Ihre Erfahrung: Den Hausarzt ans Telefon zu bekommen, ist gar nicht so einfach – ständig besetzt. „Und unangemeldet in die Praxis gehen soll man ja nicht“, sagt sie. Schließlich klappte es am Montagmittag. Nun wartet die Frau auf den Anruf vom Gesundheitsamt wegen des Corona-Tests. Ihr Ehemann wurde vom Arbeitgeber nach Hause geschickt.
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