Siegerland. Schulen und Kitas in Siegen bleiben von Montag an wegen Corona geschlossen. Kita-Notfallbetreuung wegen Zeitdruck zunächst Montag gewährleistet.

Wegen des Coronavirus bleiben die Schulen und Kitas in Siegen und Umgebung für fünf Wochen geschlossen. Nur Montag und Dienstag gibt es noch eine Notfallbetreuung. Wir haben an ausgewählten Adressen im Siegerland nachgefragt. Ein Überblick:

Fürst-Johann-Moritz Gymnasium setzt auf Digitalisierung

„Wir müssen bedenken, dass die Schulschließungen keine vorgezogenen Osterferien sind, sondern die Lernverpflichtung bestehen bleibt“, sagt Rüdiger Käuser, Schulleiter des Fürst-Johann-Moritz Gymnasiums. „In dem Bereich haben wir wenig Erfahrungen. Die Schule blieb in den vergangenen Jahren mal ein paar Tage wegen Schneefalls geschlossen, mehr jedoch nicht“, erzählt Käuser. Die Maßnahme habe dramatische Folgen, so der Schulleiter. Eltern, die im medizinischen Dienst arbeiten, können seiner Meinung nach nicht zuhause bleiben, weil sie an anderer Stelle gebraucht werden. „Wir können nicht voraussetzen, dass sich Großeltern um die Kinder kümmern.”

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Über ein Betreuungsangebot an der Schule habe er bereits nachgedacht. Bis einschließlich Dienstag werde es eine Notfallbetreuung geben. Eltern könnten selbst entscheiden, ob sie ihr Kind in dieser Zeit in die Schule schicken. Er musste bereits Exkursionen, Wanderfahrten und das Schulkonzert an diesem Samstag absagen. „Das sind Highlights für die Schüler, die jetzt ausfallen“, sagt Käuser, „nur der Kernbereich Unterricht findet statt.“

An der Siegener Dalton-Schule stehen nun Schüler im Fokus, die sich auf das Abitur vorbereiten. Der Unterricht soll digital erfolgen. Ein standardisiertes Verfahren habe seine Schule nicht, so Käuser. „Das sprechen die Klassenleitungen mit den Schülern ab.“ In der Regel kommunizierten die Lehrer über den E-Mail-Verteiler oder nutzten Skype. Die Hausaufgaben sollen dann in die Cloud hochgeladen werden, so Käuser. „Als Dalton-Schule binden wir diese Technik bereits regulär in unserem Schulalltag ein.“ Für ihn sei es bemerkenswert, wie seriös und konstruktiv Schüler sowie Eltern mit der Situation umgehen würden. „Es gibt keine Hysterie“, sagt Käuser. Das Kollegium werde am Montag dennoch in die Schule gehen.

Bertha-von-Suttner-Schule mit Wochenplan

„Der Zugriff auf die Schüler wird nun schwieriger“, sagt Wolfgang Rohleder. Der Schwerpunkt an der Gesamtschule liege auf eine geeignete Vorbereitung der Schüler auf die Zentralen Prüfungen nach der zehnten Klasse sowie dem Abitur. Für die zehnten Klassen gebe es bereits Vorbereitungshefte, so Rohleder. Beim Abitur sei die Vorbereitung jedoch schwieriger. „Die Termine für die Abi-Prüfungen müssen nun auch verschobenen werden“, sagt der stellvertretende Schulleiter.

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An der Bertha-von-Suttner Gesamtschule werde man an dem bisherigen Lernprinzip festhalten, sagt Rohleder. Ihr Aufgaben bekommen die Schüler bereits in vorgegebenen Wochenplänen: In der Regel gelten die für 14 Tage und werden nachmittags von den Schülern bearbeitet, so Rohleder. Darin enthalten sind neue Übungen, Wiederholungen und das selbstständige Lernen in den Kernfächern Deutsch, Mathe, Englisch und einem Wahlpflichtfach. Das Verfahren soll nun auf drei Wochen bis zu den Osterferien erweitert und ergänzt werden. Dass die Aufgaben digital geprüft werden, sei in dieser Zeit jedoch nicht möglich, so Rohleder. „Eine Kontrolle gibt es dann erst nach den Ferien.“

Evangelisches Gymnasium Weidenau mit Übergangszeit bis Dienstag

Bis einschließlich Dienstag will die Schulleitung des Evangelischen Gymnasiums (evau) eine Betreuung zu den üblichen Unterrichtszeiten bereitstellen. „Damit die Eltern Gelegenheit haben, sich auf diese Situation einzustellen“, erklärt Schulleiterin Beate Brinkmann.

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Die Betreuung erfolge im regulären Unterrichte bei den entsprechenden Fachlehrerinnen und Fachlehrer, sagt Brinkmann. Für Kinder von Eltern, die in unverzichtbaren Funktionsbereichen – insbesondere im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Dienst – arbeiten, sei während der gesamten Zeit des Unterrichtsausfalls ein entsprechendes Not-Betreuungsangebot gewährleistet, teilte die Schule mit.

„Notprogramm fürs Selbststudium“ am Gymnasium Stift Keppel

„Wir wissen nicht, was kommt“, sagt Oberstudiendirektor Dr. Jochen Dietrich. Akut für ihn sind die blauen Briefe, die offiziell „Versetzungswarnungen“ heißen und nach den nächsten Klassenarbeiten fällig sind. Dafür gelten Fristen: „Die Leute haben einen rechtlichen Anspruch, gewarnt zu werden.“ Weniger Sorgen machen dem Schulleiter die Abiturienten. „Sie sind jetzt im Wiederholmodus.“ Ein „Notprogramm fürs Selbststudium“ könnte noch kommen. Schule und Schüler sind digital und mobil vernetzt. „Wir wären nicht schlecht vorbereitet.“

Grundschule Netphen will eigenes Personal schützen

Von Ferien ist keine Rede. „Wir haben die Arbeitspläne für die Kinder gefüllt“, sagt Rektorin Annette Kramps, „und an die Kolleginnen habe ich auch Arbeit verteilt.“ Höchstens eine Woche, schätzt Annette Kramps aber, wird der Stoff aus dem Aufgabenheft reichen. Was dann ist...? Um den Kontakt zu halten, wollen sich die Vorsitzenden der Klassenpflegschaften und die Klassenlehrerinnen kurz schließen. „Bei Sabine hat das gut geklappt.“

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Aber Corona ist eine andere Nummer. Klar ist, dass die Ganztagsbetreuung komplett vom Netz geht. Träger ist in Netphen der Verein „Betreuung an Netphener Schulen“ (BANS), Vorsitzender ist der städtische Schul-Fachbereichsleiter Thorsten Vitt: Es mache keinen Sinn, Schulen vormittags zu schließen und nachmittags für einen unbestimmten Kreis zu öffnen, dessen Berechtigung auf Notfallbetreuung auch nicht eindeutig festgelegt sei. Wir müssen auch überlegen, wie wir unser eigenes Personal schützen“, sagt Thorsten Vitt. Auch in den „richtigen“ Osterferien wird es keine Ferienbetreuung geben.

AWO-Kitas im Siegerland bieten Notfallplan an

Auch der Regelbetrieb für Kindertagesstätten wird von Montag, 16. März an eingestellt. Weil viele Eltern übers Wochenende kaum in der Lage sein dürften, sich Urlaub für Tage oder Wochen genehmigen zu lassen oder alternative Betreuung zu organisieren, werden Kinderbetreuungseinrichtungen in Siegen und im Kreisgebiet am Montag für die Kinder geöffnet, deren Eltern keine Betreuung gefunden haben. Vom Betretungsverbot ausgenommen sind zudem Kinder von Erziehungsberechtigten aus kritischen Infrastrukturberufen. Montag wollen die Jugendämter von Stadt und Kreis wieder zusammenkommen.

Die AWO-Kitas im Siegerland bieten jedoch für Montag eine Notfallbetreuung ein, erklärt ein Sprecherin des Kreisverbandes am Freitag. Eltern seien jedoch angehalten, ihre Kinder selbst zu betreuen. Man halte sich an die Berufsgruppen, die die Landesregierung skizziert habe. Für Kinder von Ärzten und Pflegepersonal sollen in jeder Stadt und jedem Kreis Betreuungsmöglichkeiten geschaffen werden, erklärte NRW-Ministerpräsident Armin Lascht.

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Ob und wie eine Betreuung von Dienstag an angeboten werde, sei nach Angaben der AWO-Sprecherin noch unklar. Am Montagmorgen wollen sich die Verantwortlichen der größten Träger von Kindertagesstätten in Siegen und Umgebung treffen und eine weitere Versorgung absprechen.

Kirchenkreis mit Notbetreuung

Für Eltern, die im Feuerwehr- und Polizeidienst, in Ordnungsbehördlicher Funktion oder in Gesundheits- und Krankenhausbetrieben arbeiten und keine anderweitige Kinderbetreuung sicherstellen können, wird am Montag in allen Kitas eine Notbetreuung angeboten. „Am Montagnachmittag folgen Informationen über die weitere Vorgehensweise mit Blick auf diese Eltern“, teilt der Kirchenkreis mit.

Katholische Kitas sind vorbereitet

Michael Stratmann, Geschäftsführer der katholischen Kita gem. GmbHs Hellweg, Hochsauerland-Waldeck und Siegerland-Südsauerland kündigt Betreuungsmöglichkeiten für Kinder an, deren Eltern in hoheitlichen, medizinischen und pflegerischen Berufen gefordert sind. „Für unsere Einrichtungen bedeutet dies in der Praxis, dass wir zunächst am Montag die Kindertageseinrichtungen ganz normal besetzen werden. Kinder von Eltern, die den den besonderen Gruppen angehören, werden in allen Einrichtungen aufgenommen und betreut.“

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