Siegen. Landgericht Siegen: Vier Jahre könnte eine frühere Putzfrau ins Gefängnis kommen, weil sie einer Rentnerin mit gezogener Waffe 150 Euro raubte.
„Geld her oder ich schieße.“ Die Haustür am Morgen zu öffnen und mit diesem Ruf empfangen zu werden, schlimmer kann ein Tag wohl kaum beginnen. Genau so erging es einer Rentnerin aus Geisweid am 19. September 2019, als es gegen 10.30 Uhr bei ihr klingelte. Die vermummte Frau auf der anderen Seite muss sich dafür seit Dienstag, 25. Februar, im Siegener Landgericht verantworten. Staatsanwalt Dennis Lotz hat am Mittag vier Jahre Gefängnis gefordert, wegen einer schweren räuberischen Erpressung. Keine guten Aussichten für die nicht vorbestrafte Angeklagte.
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Für die Betroffene hatte der Tag bereits mit Sorgen begonnen. Sie sei gegen fünf Uhr aufgewacht, weil sie glaubte, Einbruchsgeräusche an einer Tür zu hören. Tatsächlich fand die Polizei später entsprechende Spuren. Ein Zusammenhang zum späteren Überfall konnte allerdings nicht hergestellt werden. Über diesen Vorfall telefonierte sie gerade mit ihrem Freund, als sie die Türklingel hörte, mit dem Gerät am Ohr öffnete und „eine ganz in schwarz gekleidete Frau“ vor sich sah.
Angreiferin drängt Siegener Rentnerin nach Gerangel in die Küche
Klein sei die gewesen, hätte ein Tuch vor dem Gesicht und eine Kappe auf dem Kopf gehabt, sofort einen Fuß in die Tür gestellt. Es folgte ein Gerangel, bei dem die Zeugin in ihre Küche gedrängt wurde. Ihr Freund „wusste, dass ich in Gefahr war“, Einzelheiten habe er aber nicht mitbekommen. Die Rentnerin musste dann sehen, wie ein Stapel Papier, „wohl Werbemagazine“, vom Arm ihrer Angreiferin fiel und darunter eine Handwaffe sichtbar wurde. Diese vorhaltend, rief die Angeklagte die oben zitierte Drohung.
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Die Zeugin holte einen Umschlag mit Bargeld, gab der Vermummten 100 Euro. „Mehr, mehr“, habe die darauf gerufen, „in gebrochenem Deutsch“, und noch den Rest aus dem Umschlag bekommen, „insgesamt wohl 150 Euro“. Die Angeklagte soll nun versucht haben, das Telefon der Rentnerin und den Haustürschlüssel mitzunehmen, was nicht gelang, um danach wegzulaufen.
Siegenerin hat gegenüber der Polizei ein Geständnis abgelegt
Drei Minuten später war die von der Zeugin alarmierte Polizei vor Ort. Beamte und Opfer fanden ein Mobiltelefon mit einem Namen in der Hülle, den die 67-Jährige als ihr bekannt identifizierte. Eine Frau dieses Namens hatte ein paar Jahre zuvor eine kurzzeitig für sie geputzt, war aber entlassen worden.
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Die Angeklagte selbst hatte bereits im Ermittlungsverfahren ein Geständnis abgelegt, wie ihr Verteidiger Dr. Carsten Friedel Keil betont. „Sie kann die Tat nicht mehr gutheißen und sich nicht erklären“, betont der Anwalt für seine Mandantin, die den Vormittag überwiegend mit den Händen vor dem Gesicht über sich ergehen lässt. Nach der Aussage ihres Opfers bittet sie ausdrücklich um Verzeihung, auch später beim letzten Wort noch einmal. „Es tut mir leid“, wiederholt die 37-jährige Siegenerin mehrfach, die seit Jahren heroinsüchtig ist und am Tattag unter Entzug litt.
Das Urteil soll am Montag, 2. März, verkündet werden.
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