Eichen. Bis Dienstag morgen um 6 Uhr fährt kein Zug zwischen Kreuztal und Welschen Ennest. Jede Minute wird für den Abbruch der Eichener Brücke genutzt.
Nein, er bleibt. Wohin sonst mit den Katzen, fragt Manfred Dreifert. Er wohnt direkt an der Bahnbrücke, deren Fahrbahnplatten an diesem Wochenende zerschnitten und abtransportiert werden. „Das wird noch nicht so extrem laut“, sagt Karl-Josef Fischer, Sprecher der Regionalniederlassung des Landesbetriebs Straßenbau. Trotzdem: Für rund ein Dutzend Anwohner wird die in der Nacht gültige Lärmschwelle von 60 db/A überschritten – ihnen hat der Landesbetrieb 49 Euro pro Nacht angeboten, um auswärts zu übernachten. In vier Wochen wird es lauter: Dann zerstampft ein Meißel die Widerlager der Brücke. Um die 100 Anwohner drücken dann kein Auge zu.
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Aber so weit ist es noch nicht. Vor Lars Führt, Bauüberwacher, und Magnus Erbismann, technischer Bearbeiter des Projekts beim Landesbetrieb, ist schon eine ganze Weile keine Straße mehr. Die „Kappen“ der Brücke, auf denen sich Gehweg und Geländer befinden, sind bereits demontiert. Nach und nach werden in den nächsten Stunden die etwa 80 Zentimeter dicken Fahrbahnplatten aus Beton und Stahl zersägt und weggehoben.
Fast 10 Millionen Euro Investition
7,5 Millionen Euro investiert der Bund für die 800 Meter lange Strecke zwischen den Einmündungen der Eichener Straße mit den drei neuen Brückenbauwerken. Der 1. Bauabschnitt mit der Littfebrücke hat knapp 2 Millionen Euro gekostet.
Die ersten Züge nach der Sperrzeit fahren Dienstag um 6.26 Uhr ab Littfeld nach Siegen und um 6.12 Uhr ab Siegen nach Essen. Bis dahin fahren – auch am Dienstagmorgen noch – zwischen Kreuztal und Welschen Ennest Ersatzbusse.
Unten auf dem Gleis steht das gelbe Fahrzeug des Kreuztaler Bahnbauers KAF. Die Männer ummanteln die Oberleitung mit Plastikrohren, auf den Schienen breiten sie Folien aus, der den beim nassen Sägen von oben kommenden Zementmatsch abfängt. Seit 6 Uhr fährt hier kein Zug mehr. „So eine Sperrzeit muss bei der Bahn drei Jahre vorher angemeldet werden“, berichtet Magnus Erbismann. Das erklärt, warum jetzt jede Minute genutzt, Tag und Nacht gearbeitet wird. Nicht, dass es deshalb wimmelt auf der Baustelle: Zwei Bagger und um die zehn Arbeiter, die sich Schicht um Schicht ablösen, erledigen den Auftrag. „Viele Leute einzusetzen, bringt hier nichts“, sagt Lars Fürth.
Die Eichener Bahnbrücke wird neu gebaut
Arbeiten bis Ende 2021
Im April wird der Wiederaufbau beginnen. Erst die Widerlager, mit etwas mehr Abstand zu den Gleisen, dann bis Oktober die Stahlträger und darüber die neuen Fahrbahnplatten mit Gehwegen in beiden Richtungen und einem Radweg nach Kreuztal. Die 32 Meter lange Brücke wird dann Lasten bis zu 299 Tonnen tragen können, denn die Strecke wird Teil der Schwerlastroute zu den Binnenhäfen. „Bisher mussten die Schwertransporte durch die Eichener Straße fahren“, erinnert Magnus Erbismann. Im April 2021 wird die Brücke fertig sein. Bis Jahresende 2021 werden dann die Anbindungen an die Einmündungsbereiche hergestellt. Weil der Verkehr fließen muss, „kann man das nur in Abschnitten machen“, erklärt Erbismann. Und das dauert.
Das ist übrigens auch der Grund, warum der Bauabschnitt davor, mit der Littfebrücke, weiter oben in Richtung Feuerwehr, so lange gedauert hat: seit Anfang 2017 zweieinhalb Jahre, in denen Autofahrer trotzdem im Stau vor der Ampel gelitten haben: „Bei nur halbseitiger Sperrung verdoppelt sich die Bauzeit“, sagt Karl-Josef Fischer. Die Konsequenzen sind das ganze Jahrzehnt über auch auf der A 45 zu besichtigen.
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Hankerbach im Tunnel
„Hier geht’s ja zur Sache“, sagt Timo Wannigmann – seine Firma hat den Auftrag vom Landesbetrieb, auf Arbeitsschutz und Sicherheit auf der Baustelle zu achten. Weiter talaufwärts wird es ruhiger auf der 800 Meter langen Strecke. Der Durchlass des Hankerbachs kommt als nächster dran – das Gewässer läuft dann nicht mehr unter dem Fußweg, sondern daneben in dem künftig doppelt so breiten Fußgängertunnel. Auf der pfuschneuen Straße geht es auf die neue Überführung des Obergrabens, die – wie der Stein mit der Jahreszahl verrät – bereits 2019 fertig wurde.
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Rosenmontag um 23.59 Uhr muss die Bahnbrücke weg sein. Ab Mitternacht wird der Kran abgebaut, ab 2 Uhr die Oberleitung aus der Schutzhülle genommen. Dienstagmorgen um 6 Uhr wird der Strom angeschaltet und der Regionalzug auf die Strecke geschickt. Da ist die Bahn pünktlich.
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